Augsburger Allgemeine (Land West)

Hannelore weiß was, Sigi sagt was

Spekulatio­n Die SPD, die Kandidaten­frage und jede Menge heiße Luft

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Wir kennen das vom „Derbleckn“auf dem Nockherber­g. Das Schlimmste, was einem Politiker dort passieren kann, ist nicht, ein paar ordentlich­e verbale Schelln zu kassieren. Das Schlimmste ist, wenn er überhaupt nicht erwähnt wird. Sigmar Gabriel wird immer erwähnt – obwohl er nicht einmal aus Bayern kommt. Das bedeutet: Der Mann muss eine große Nummer sein. Einer für ganz oben. Eigentlich.

Das Problem des Herrn Gabriel von der SPD ist nur, dass ihm selbst die eigenen Leute nicht so recht über den Weg trauen. Nehmen wir die Frage, wen die Roten nächstes Jahr als Kanzlerkan­didaten gegen Angela Merkel ins Rennen schicken sollen. Normalerwe­ise müsste die Sache klar sein: Gabriel ist der Chef, also tritt er auch an. Aber so einfach ist das eben nicht. Denn erstens taktiert der Noch-Vizekanzle­r seit Monaten umeinander. Zweitens gibt es mit dem Wahrschein­lich-bald-Außenminis­ter Martin Schulz plötzlich eine echte Konkurrenz. Und drittens hat Genosse Sigi jetzt gesagt, dass auch der Olaf Scholz ein guter Kandidat wäre. Eine Nebelkerze? Ziemlich sicher, jedenfalls reagierte der Hamburger Bürgermeis­ter allenfalls mittelbege­istert. Gut möglich, dass Gabriel die mutmaßlich eh chancenlos­e SPD nur im Gespräch halten will – getreu dem Nockherber­g-Prinzip.

Nur wer wird es denn nun? Wir wissen zumindest, wer es zu wissen glaubt. Hannelore Kraft, Ministerpr­äsidentin in NRW und ganz, ganz früher mal selbst als mögliche Kandidatin gehandelt, behauptet jedenfalls, die Sache sei längst gelaufen. Genossin Hannelore weiß also was. Aber sie sagt, dass sie nichts sagt. Wir wollen ja nichts sagen, aber vielleicht wollte Frau Kraft ja auch einfach nur mal wieder erwähnt werden. Wenigstens irgendwo.

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