Augsburger Allgemeine (Land West)
Merkel rührt Bub zu Tränen
Emotionaler Moment bei CDU-Veranstaltung
Augsburg Vielleicht liegt es an Angela Merkels Art, dass in ihrer Anwesenheit Kindern die Tränen kommen. Vor einem Jahr schossen Reem, einem geflüchteten Mädchen aus dem Libanon, die Tränen vor laufender Kamera in die Augen. Die Kanzlerin hatte ihr erklärt, dass sie als Flüchtling möglicherweise nicht in Deutschland bleiben dürfe. Bei einer CDU-Regionalkonferenz in Heidelberg warb Merkel nun eine Woche vor dem Bundesparteitag der Christdemokraten um die Unterstützung der Basis. Auch hier war ihre umstrittene Asylpolitik Thema.
Der ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe aktive CDU-Mann Konrad Reuters lobte Merkels Politik und brachte den kleinen afghanischen Flüchtlingsjungen Edris zur Veranstaltung mit, dessen größter Wunsch es war, die Kanzlerin einmal leibhaftig zu sehen. Vor den hunderten CDU-Mitgliedern sagte der Bub aufgeregt ins Mikrofon: „Ich danke Ihnen, Frau Merkel. Ich freu mich sehr, sehr viel.“Die Bundeskanzlerin lobte: „Du hast aber schon gut Deutsch gelernt.“Weil Edris ihr die Hand schütteln wollte, kam sie von der Bühne und legte den Arm um ihn. Dem Jungen kamen so viele Freudentränen, dass er sie aus den Augen wischen musste.
Doch ganz so erfreulich war die Veranstaltung für Merkel nicht. Direkt vor der Szene sagte das Karlsruher CDU-Mitglied Ulrich Sauer seiner Parteichefin ins Gesicht: „Frau Bundeskanzlerin, treten Sie zurück!“Merkel verteidigte ruhig ihre Politik und sagte, mit den Positionen Reuters und Sauers sehe man die ganze Spannbreite, mit der in Familien und in der Gesellschaft darüber diskutiert werde.