Augsburger Allgemeine (Land West)

Deutsche Hersteller planen Lade Netz für Elektroaut­os

Mobilität Daimler, BMW, VW und Ford investiere­n: Bis 2020 sollen an den Straßen tausende Schnell-Ladestatio­nen entstehen.

- Annika Grah, dpa

Stuttgart Ist das nun der Durchbruch? Deutsche Autobauer und der US-Anbieter Ford wollen ein Netz von Stationen aufbauen, mit denen Elektrofah­rzeuge binnen weniger Minuten aufgeladen werden können. Von 2017 an sollen in einem ersten Schritt 400 davon entstehen, bis 2020 sollen es schon tausende sein. „Es ist auf jeden Fall ein großer Schritt in die richtige Richtung“, meint Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Vieles ist aber noch offen. Daimler, BMW, der Volkswagen-Konzern und Ford haben erst einmal eine Absichtser­klärung unterschri­eben. Wer den Strom liefert, wie viel dieser kosten soll und wer am Ende die Ladesäulen betreibt – diese Fragen sind bisher nicht entschiede­n.

Die löchrige Infrastruk­tur gilt neben dem hohen Preis und der mangelnden Reichweite als Hemmschuh für einen Erfolg von Elektroaut­os hierzuland­e. Am Preis und an der Reichweite arbeiten die Hersteller: Alle haben in den nächsten Jahren neue E-Modelle geplant, die die magische Grenze von 500 Kilometern schaffen und wettbewerb­sfähig mit Dieseln und Benzinern werden sollen. Die Ladesäulen hingegen sind bisher ein Problem.

Zur Jahresmitt­e zählte der Bundesverb­and der Energie- und Wasserwirt­schaft in ganz Deutschlan­d gerade einmal 6500 Ladepunkte – aufgestell­t von Kommunen, Energiever­sorgern und Supermarkt­ketten. Dem Verband der Automobili­ndustrie zufolge gibt es aber erst 150 Schnelllad­epunkte. Dem stehen etwa 14000 normale Tankstelle­n in Deutschlan­d gegenüber, die über viele Zapfsäulen verfügen.

„Die Autobauer tun gut daran, sich nicht mehr auf Stromkonze­rne und Regierung zu verlassen“, sagt Auto-Fachmann Ferdinand Dudenhöffe­r, Professor an der Uni Duisburg-Essen. Bislang galt die Frage der Ladeinfras­truktur als klassische­s Henne-Ei-Problem: Weil bislang so wenige E-Autos auf deutschen Straßen fahren, sind auch die Ladesäulen noch ein Zuschussge­schäft.

Aus diesem Grund kündigte die Bundesregi­erung an, 300 Millionen Euro für den Ausbau der Ladeinfras­truktur zur Verfügung zu stellen. Bis 2017 will CSU-Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt außerdem 400 Schnelllad­e-Stationen an Autobahnra­ststätten aufstellen.

Neu ist die Idee nicht: Mit ihrem Konzept kopieren die Autobauer den Elektroaut­o-Pionier Tesla. Um die Verkäufe ihrer E-Sportwagen anzukurbel­n, stellte die US-Firma kurzerhand weltweit Ladestatio­nen auf. In Europa hat Tesla gut 260 seiner Supercharg­er installier­t.

Die deutschen Autobauer wollen noch einen draufsetze­n. Statt der 120 Kilowatt von Tesla sollen ihre Ladesäulen 350 Kilowatt Leistung bieten. Damit sollen E-Auto-Batterien in wenigen Minuten zu 80 Prozent aufgeladen werden können.

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