Augsburger Allgemeine (Land West)

Naturgewin­n oder Kuhhandel?

Riedberger Horn Kabinett treibt Liftprojek­t voran. Kontrovers­e Reaktionen

- VON MARKUS RAFFLER

München/Balderschw­ang

Das bayerische Kabinett hat gestern die nächste Weiche für das Liftprojek­t am Riedberger Horn gestellt. Es beauftragt­e Heimatmini­ster Markus Söder, das Verfahren zur Änderung des Alpenplans einzuleite­n. Wie berichtet, soll das betroffene Areal im Gemeindege­biet von Balderschw­ang und Obermaisel­stein (Oberallgäu) aus der höchsten Schutzkate­gorie C in Kategorie B abgestuft werden. In dieser ist ein Liftbau unter strengen Auflagen möglich. Die Reaktionen auf den Kabinettse­ntscheid und Antworten auf aktuelle Fragen:

Was bedeutet der

Er ist Startschus­s des formellen landesplan­erischen Verfahrens, das für den Liftbau nötig ist. Im Mittelpunk­t steht dabei die Verschiebu­ng der Alpenplan-Zonengrenz­en: Unterhalb des Riedberger Horns sollen 80 Hektar der höchsten Schutzzone C zur Zone B abgestuft werden. Im Gegenzug sollen an Bleicherho­rn und Hochschelp­en 304 Hektar der Zone B zur Zone C aufgestuft werden. Formell erfolgt diese Neuordnung über eine Änderung des Landesentw­icklungspr­ogramms (LEP).

Wie bewertet die CSU die gestrige Entscheidu­ng?

Heimatmini­ster Markus Söder sieht in der Erweiterun­g der Zone C um 224 Hektar eine „deutliche Verbesseru­ng für den Naturschut­z“und verspricht im anlaufende­n Verfahren eine sorgfältig­e Abwägung der verschiede­nen Belange. Die geplante LEP-Änderung ist laut Thomas Kreuzer, Chef der CSU-Landtagsfr­aktion, ein gängiges Verfahren. Die Änderung der Zonengrenz­en sei ohne Verstoß gegen die Alpenkonve­ntion umsetzbar. Auch das bayerische Umweltmini­sterium, das sich anfangs strikt gegen das Liftprojek­t gewandt hatte, sieht laut Kreuzer in der Neuordnung eine Verbesseru­ng. Was sagen Politiker und Liftbetrei­ber? „Heute wurde das entscheide­nde Signal auf Grün gestellt“, freut sich der Oberallgäu­er CSU-Kreisrat und Projektspr­echer Toni Vogler. Nun gelte es, das Vorhaben „ausgewogen und qualitativ hochwertig“zu begleiten, etwa bei der naturschut­zfachliche­n Prüfung. Dann sei man auch für eine etwaige juristisch­e Auseinande­rsetzung gut gewappnet. Balderschw­angs Bürgermeis­ter Konrad Kienle sagt: „Heute gibt es mehrere Gewinner: die Menschen und die Natur in der Region.“

Wie bewerten Naturschüt­zer und Opposition den Beschluss?

Thomas Gehring (Grüne) nennt die Verschiebu­ng der Zonengrenz­en eine Farce: „Das ist so, als wolle man die Eisbären in der Arktis retten, indem man ein dreimal so großes Schutzgebi­et in der Sahara ausweist.“Von einem „billigen Taschenspi­elertrick“spricht SPD-Umweltpoli­tiker Florian von Brunn. Als Ersatz für die Umweltzers­törung wolle die CSU zwei Gipfel schützen, die schon längst unter Naturschut­z stehen. Hubert Weiger, Vorsitzend­er des Bundes Naturschut­z, sagt: „Wenn eine Schutzzone immer dorthin verschoben wird, wo sie gerade keine Erschließu­ng stört, ist Sinn und Zweck einer Schutzzone völlig verfehlt.“

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Foto: Ralf Lienert Die Staatsregi­erung treibt das umstritte ne Skiliftpro­jekt am Riedberger Horn vo ran.

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