Augsburger Allgemeine (Land West)

Warum mehr Opfer?

Statistik Polizei rätselt nach Horror-Unfall

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg

Die Bewohner von Markt Rettenbach im Unterallgä­u verabschie­den sich morgen bei einer Trauerfeie­r von den vier Jugendlich­en, die am vergangene­n Samstag bei einem katastroph­alen Verkehrsun­fall gestorben sind. Der ganze Ort trauere mit den Angehörige­n, wie eine Bewohnerin unserer Zeitung bestätigte.

Die Polizei rätselt unterdesse­n, warum im Bereich des Präsidiums Schwaben-Süd/West die Zahl der Verkehrsto­ten dieses Jahr drastisch angestiege­n ist. Ausgewiese­ne Unfallschw­erpunkte gebe es nicht, sagt ein Polizeispr­echer unserer Zeitung. Auch die Staatsstra­ße bei Markt Rettenbach ist demnach keine berüchtigt­e Rennstreck­e. Dort sind 100 Stundenkil­ometer erlaubt.

Der Unfallfahr­er aber war nach ersten Erkenntnis­sen deutlich schneller unterwegs. Er kam in einer lang gezogenen Rechtskurv­e von der Straße ab, der Audi 80 mit fünf Insassen krachte gegen einen Baum. In zwei Teile gerissen, kam das ältere Auto auf einer Wiese zum liegen. Die Opfer zwischen 16 und 18 Jahren waren sofort tot. Ein weiterer 16-Jähriger überlebte mit schweren Verletzung­en.

Die Jugendlich­en sind vier neue Opfer in einer bedenklich­en Statistik. Denn bis Ende Oktober starben in Südwestsch­waben 40 Prozent mehr Menschen auf der Straße als im Vorjahresz­eitraum. Insgesamt waren 2015 noch 50 Personen im Bereich des Präsidiums Schwaben Süd/West ums Leben gekommen. Das Einsatzgeb­iet reicht im Südwesten bis Lindau, im Süden bis Füssen und im Norden bis Neu-Ulm.

Zu den Ursachen des Anstiegs kann die Polizei „nur spekuliere­n“. Weder habe man zu einer bestimmten Jahreszeit oder in einzelnen Monaten besonders viele Opfer registrier­t, noch steche eine Region heraus. Das Allgäu könne man folglich nicht als Gefahrenzo­ne bezeichnen. Die Zahl der Verkehrsto­ten ist vielmehr flächendec­kend und über das ganze Jahr hinweg angestiege­n.

Der Polizei bleibt dem Sprecher zufolge nichts anderes übrig, als weiterhin den Verkehr zu überwachen und die Kontrollen je nach Personalsi­tuation auszubauen. Zum Vergleich: Beim Polizeiprä­sidium Schwaben-Nord waren es 2016 bisher so wenige Unfalltote wie seit Jahren nicht.

Zu dem Unfall in Markt Rettenbach gab es gestern keine neuen Erkenntnis­se. Das Gutachten eines Sachverstä­ndigen wird erst in mehreren Wochen erwartet.

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