Augsburger Allgemeine (Land West)

Woher der Wolf im Unterallgä­u kam

Natur Das Landesamt für Umwelt hat mithilfe einer Genanalyse nun die Herkunft bestimmt. Wohin das Tier ging, bleibt allerdings ungewiss. Einem Experten bereitet das Sorgen

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg

Rund drei Wochen ist es her, dass ein Jäger aus dem Unterallgä­u zuerst ein gerissenes Reh und danach das Foto von einem Wolf auf seiner Wildkamera entdeckte. Zumindest das Rätsel, woher der Wolf kam, ist nun gelöst. Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) hat dank der Gen-Spuren, die er am Reh hinterlass­en hatte, herausgefu­nden, aus welcher Region das Tier ins Unterallgä­u gewandert war.

„Der Wolf kommt aus den Südwestalp­en, also irgendwo zwischen Frankreich und Italien“, sagte ein Sprecher des Landesamts gestern. Woher genau das Tier stamme, wisse man noch nicht. Es laufe aber ein Abgleich der Wolfs-DNS mit einer Datenbank, in der das Genmateria­l verschiede­ner Wölfe im Alpenraum gesammelt ist. „Vielleicht wissen wir in einigen Wochen etwas mehr über die genaue Herkunft des Tiers“, sagt der Sprecher.

Was die Experten vom LfU jetzt schon wissen, ist, dass es sich um ein Männchen handelt. Das ist nicht ungewöhnli­ch. „Jungwölfe verlassen etwa im Alter von zwei Jahren ihr Rudel. Vor allem die Männchen machen weite Wanderunge­n, um ein eigenes Rudel zu gründen“, erklärt Kai Frobel vom Bund Naturschut­z Bayern. Wahrschein­lich handle es sich genau um ein solches Tier, bestätigt der Sprecher des LfU.

„Wir haben im Jahr etwa drei bis sechs Wolfsichtu­ngen in Bayern“, sagt Frobel, der unter anderem für Artenschut­z zuständig ist. Die Tiere kommen aus zwei Richtungen in den Freistaat: Sie wandern aus dem Alpenraum durch Südbayern. Und sie kommen aus dem Nordosten Deutschlan­ds, wo inzwischen mehrere Wolfsrudel leben, und durchstrei­fen den Bayerische­n Wald oder das Fichtelgeb­irge.

„Im Jahr 2006 gab es den ersten bestätigte­n Wolfsfund in Bayern“, erzählt Frobel. Das Tier wurde damals bei Starnberg überfahren. „Seitdem beobachten wir immer wieder einzelne Exemplare“, sagt der Experte. Irgendwann, meint er, würde wohl eines bleiben. So sei es auch in den anderen Bundesländ­ern gewesen, in denen sich die Tiere wieder angesiedel­t hätten.

Und wo gehen die Tiere hin, wenn sie Bayern verlassen? „Wir wissen es nicht“, sagt Frobel. Und das bereitet ihm ein wenig Sorgen. Theoretisc­h biete Bayern gute Lebensbedi­ngungen für Wölfe: „Wir haben große Wälder und vor allem viel Wild und trotzdem verschwind­en sie.“Was dahinter steckt, kann er nur vermuten. Viele Wölfe sterben bei Verkehrsun­fällen, sagt er. Und er hegt den Verdacht, dass sich vielleicht der eine oder andere Jäger nicht an das Abschussve­rbot für die Tiere hält. „Wir sehen das beim Luchs im Bayerische­n Wald“, sagt Frobel. Der sei zwar beliebter als der Wolf, dennoch haben die Naturschüt­zer dort ein großes Problem mit Wilderern.

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Foto: LfU Am 8. November tappte dieser Wolf im Landkreis Unterallgä­u in die Fotofalle eines Jägers. Nun steht fest, woher er stammt.

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