Augsburger Allgemeine (Land West)

Vogelgripp­e erfasst den Tierpark Hagenbeck

Epidemie Drei Schwäne, die tot aufgefunde­n wurden, waren mit dem H5N8-Virus infiziert. Doch die eingeleite­ten Schutzmaßn­ahmen für Mastgeflüg­el funktionie­ren. Bislang konnte ein Überspring­en von Betrieb zu Betrieb verhindert werden

- VON MARTIN FERBER

Der Gänsebrate­n am Weihnachts­feiertag ist nicht in Gefahr. Die meisten Tiere, die zum Fest verzehrt werden, sind längst geschlacht­et und liegen in den Tiefkühlre­galen. Gleichwohl gehen Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt (CSU) und der Präsident des Friedrich-LoefflerIn­stituts für Tiergesund­heit, Thomas Mettenleit­er, davon aus, dass die seit Anfang November grassieren­de Geflügelpe­st noch länger andauern und erst im Laufe des kommenden Jahres abebben wird.

Am Dienstag sagte Schmidt in Berlin: „Das H5N8-Virus ist da und wird auf absehbare Zeit bleiben.“Aus diesem Grund bestehe auch kein Anlass zur Entspannun­g oder für eine Reduzierun­g der bereits getroffene­n Vorsorgema­ßnahmen. Allerdings stimme zuversicht­lich, dass der Erreger, der eine Epidemie bei Wildvögeln ausgelöst habe, noch nicht „großflächi­g“auf Haus- und Zoogeflüge­l übergespru­ngen sei.

Allerdings teilte der berühmte Hamburger Tierpark Hagenbeck am Dienstag mit, dass er wegen der Vogelgripp­e vorerst geschlosse­n bleibe. Drei Gänse, die am Montag tot in ihren Stallungen gefunden wurden, seien positiv auf das H5N8-Virus getestet worden, sagte eine Sprecherin des Zoos. Wie lange die Schließung erforderli­ch sei, könne man derzeit noch nicht sagen. Mit Experten, der Gesundheit­sbehörde und Amtstierär­zten sollen weitere Schritte abgestimmt werden, um die übrigen Tiere bestmöglic­h zu schützen und eine weitere Ausbreitun­g zu verhindern. Auch der Opel-Zoo im hessischen Kronberg wurde vorsorglic­h geschlosse­n.

In Deutschlan­d konnte nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts das unter Vögeln hochanstec­kende, für Menschen aber ungefährli­che H5N8-Virus in mittlerwei­le 13 der 16 Bundesländ­er nachgewies­en werden, die Schwerpunk­te der Infektion sind unveränder­t die Ostseeküst­e und die Region rund um den Bodensee. Eingeschle­ppt wurde die Seuche von Zugvögeln, die aus Sibirien kamen. In den vergangene­n Tagen hatte das Virus zwei große Zuchtbetri­ebe in Schleswig-Holstein und Niedersach­sen befallen, dabei mussten mehrere zehntausen­de Tiere unverzügli­ch getötet werden.

In den betroffene­n Gebieten wurden Sperrbezir­ke und Beobachtun­gsbezirke eingericht­et, in den Bundesländ­ern gilt mittlerwei­le eine weitgehend­e Stallpflic­ht für Geflügel. „Die Maßnahmen wurden zeitnah getroffen und haben ihre Wirkung nicht verfehlt“, sagte Agrarminis­ter Schmidt. Dem raschen und entschloss­enen Handeln sei es zu verdanken, dass es bislang noch kein Überspring­en der Epidemie von Betrieb zu Betrieb gegeben habe.

Die Zusammenar­beit zwischen dem Bund, den Ländern und den Landkreise­n sei gut, das Krisenmana­gement, das als Folge der großen Vogelgripp­e-Epidemie mit dem Erreger H5N1 vor zehn Jahren entwickelt worden sei, habe sich bewährt, sagte Schmidt. „Wir haben die Lage administra­tiv im Griff.“Zudem sei das im Landwirtsc­haftsminis­terium angesiedel­te nationale Krisenzent­rum in der Lage, bei einer möglichen Eskalation angemessen zu reagieren.

Derweil breitet sich die Epidemie nicht nur in Europa, sondern auch in Asien immer weiter aus. In Europa wurde das Virus in Frankreich, Polen und Rumänien nachgewies­en, besonders stark ist Ungarn betroffen. Aber auch in Israel, dem Iran und Indien wurden Fälle bekannt. Zudem wurde am Dienstag gemeldet, dass selbst in Japan die Vogelgripp­e ausgebroch­en ist. Allein dort mussten bereits mehr als 330 000 Hühner und Enten in Zuchtbetri­eben getötet werden.

 ?? Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa ?? Die Vogelgripp­e breitet sich in Europa und Asien immer weiter aus. Der Erreger hat eine Epidemie bei Wildvögeln ausgelöst. „Das Virus wird auf absehbare Zeit bleiben“, sagt Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt.
Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa Die Vogelgripp­e breitet sich in Europa und Asien immer weiter aus. Der Erreger hat eine Epidemie bei Wildvögeln ausgelöst. „Das Virus wird auf absehbare Zeit bleiben“, sagt Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt.

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