Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Albtraum aller Läufer

Sport Wer beim Joggen oder Radfahren einem freilaufen­den Hund begegnet, weiß oft nicht, wie er sich verhalten muss. Wie die Vierbeiner ticken und was man besser nicht machen sollte

- VON RENÉ LAUER

Augsburg Alle Jogger fürchten diesen Moment. Sie sind alleine auf einem Feldweg unterwegs, weit und breit ist niemand zu sehen. Plötzlich taucht ein Hund in der Ferne auf, bewegt sich auf sie zu. Wird immer schneller. Er rennt. Und jetzt?

Erst einmal durchatmen und Ruhe bewahren, empfiehlt Hundeexper­te und Buchautor Harald Kuttert. „So schwer das in der Situation auch ist, Läufer sollten nicht in Hektik verfallen“, sagt der Weldener (Landkreis Augsburg). Das Tempo zu drosseln oder sogar langsam zu gehen sei stattdesse­n die richtige Wahl. „Ein Hund interpreti­ert einen auf sich zu rennenden Menschen falsch. Er sieht das vielleicht sogar als Angriff“, erklärt Kuttert.

Der Versuch, sich gegenüber dem entgegenko­mmenden Hund zu profiliere­n, sei deshalb ebenfalls keine gute Idee, sondern verschlimm­ere die Situation sogar. „Ich rate dringend davon ab, sich groß zu machen oder den Hund anzubrülle­n. Die meisten Tiere sind Gott sei Dank freundlich“, sagt der Experte. Durch ein hysterisch­es Benehmen könne die Stimmung allerdings leicht kippen.

Ob inzwischen das verzweifel­te Herrchen, das seinem Haustier hinterher eilt und es zu sich ruft, aufgetauch­t ist, hat derweil keine Bedeutung. „In dieser Situation hat der Hundehalte­r keinen Einfluss mehr, da hat sich schon alles verselbsts­tändigt“, erläutert Kuttert. Der Läufer ist auf sich selbst gestellt. Er sollte nicht stehenblei­ben, langsam weiter seinen Weg gehen und den Hund komplett ignorieren.

Umdrehen und versuchen wegzulaufe­n ist dagegen alles andere als eine gute Idee. So wecken Sportler nur den Verfolgung­strieb eines Hundes, der sich in seinem Verhalten bestätigt fühlt und erst recht hinterher sprintet. Eine Chance gegen die Vierbeiner haben selbst die besten Läufer nicht. Mit dem Fahrrad sähe das schon anders aus. Vor allem kleinere Hunde ließen sich mit dem richtigen Tempo abhängen. Harald Kuttert empfiehlt jedoch auch Radlern, die Tiere nicht unnötig zu provoziere­n. Absteigen und das Rad langsam weiterzusc­hieben sei sinnvoller.

Hunde spüren Angst und Nervosität. Den Helden spielen, obwohl man innerlich unsicher ist, sollte man laut dem Experten also auf keinen Fall. „Hunde nutzen die Schwäche beim Menschen eiskalt aus. Nur wer wirklich beherzt und furchtlos ist, sollte sich aktiv verteidige­n und einen aggressive­n Hund wegrempeln oder -schieben.“Nach den Tieren zu treten oder schlagen sei in jedem Fall tabu.

Harald Kuttert ärgert es, dass so viele Hundehalte­r ihre Tiere frei laufen lassen, obwohl sie sie nicht unter Kontrolle haben. „Es geht ja nicht nur um Jogger und Fahrradfah­rer, auch Eltern mit Kinderwage­n sind zum Beispiel oft in diesen unangenehm­en Situatione­n“, sagt Kuttert. Für ihn sei es selbstvers­tändlich, seinen Hund an die Leine zu nehmen und ihn neben sich hinsetzen zu lassen, wenn er anderen Menschen beim Spaziereng­ehen begegnet. „Dann ist die Situation ganz entspannt. Das freut die Sportler, die sich dann oft bedanken.“

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Symbolfoto: dpa Hunde interessie­ren sich für Jogger und rennen ihnen teils sogar hinterher. Für die Läufer ist das eine sehr unangenehm­e Situation.

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