Augsburger Allgemeine (Land West)

Verkehr belastet die Augsburger

Bürgervers­ammlung Klagen über Schwerlast­transporte­r im Wohnvierte­l. Warum die Stadt noch nichts unternomme­n hat

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Einmal im Jahr stellen sich Oberbürger­meister Kurt Gribl und seine Referenten bei der Bürgervers­ammlung den Fragen der Augsburger. Die dreistündi­ge Veranstalt­ung mit etwa 100 Gästen fand diesmal in der Werner-Egk-Schule in Oberhausen statt. Bemerkensw­erterweise spielten die großen Themen wie die geplante Straßenbah­nlinie 5, der Umbau des Hauptbahnh­ofes oder die Sanierung des Theaters keine Rolle. Den Bürgern brannte ein Thema auf den Nägeln: der Verkehr. ● Zukunftsko­nzepte Mehrere Bürger beklagten das enorme Verkehrsau­fkommen in der Stadt. Ein Gast forderte einen Park-and-ride-Platz für Göggingen. Den Verkehr stärker aus der Stadt rauszuhalt­en, hält auch Baureferen­t Gerd Merkle für wichtig. Dafür setzt er auf mehrere Säulen. Er hält die geplante vierspurig­e Umgehungss­traße im Augsburger Osten für „zwingend notwendig“, weil die B17 bereits jetzt an die Grenzen der Aufnahmeka­pazitäten komme. „Wir sind heute bei 75 000 Fahrzeugen täglich, bei 85000 ist Schluss.“Zudem will er den Verkehr an den Stadtgrenz­en deutlich stärker brechen. „Die Leute müssen auf den öffentlich­en Nahverkehr oder das Leihfahrra­d oder Leihauto umsteigen. Zudem sollen Elektro- und Carsharing-Autos mehr Parkplätze vorbehalte­n sein.“● Jakobervor­stadt Ein Bürger, der in der Straße Lauterlech wohnt, beklagte die enorme Verkehrsbe­lastung. „Durch das Vincentinu­m und das neue Ärztehaus hat der Verkehr zugenommen. Wenn die Leute samstags zur Citygaleri­e wollen und sich der Verkehr staut, nutzen Autofahrer das Quartier als Schleichwe­g.“Hinzu komme, dass immer wieder Lkw, auch Schwerlast­transporte­r, ins Viertel fahren, um den Stau auf den Hauptverke­hrsachsen zu umfahren, so der Bürger. Von der Stadt fühlt er sich im Stich gelassen. „Wir haben vor zwei Jahren die Zusage bekommen, dass es eine Ideenwerks­tatt geben wird, passiert ist nichts.“Merkle bestätigte dies. Er benötige allerdings 250 000 Euro, um ein integriert­es Stadtentwi­cklungskon­zept (ISEK) erarbeiten zu können. Das sei Voraussetz­ung, um „eine einmalige Chance“nutzen zu können. Es gibt ein Programm der Europäisch­en Union, dass 90 Prozent Zuschüsse zur baulichen Entwicklun­g von Quartieren gewährt, sofern ISEK vorliegt. Mit dem Geld wäre es auch möglich, vor dem Vincentinu­m einen Platzchara­kter zu schaffen und in der Franziskan­ergasse bis zu St. Max Schritttem­po einzuführe­n. ● Bismarckvi­ertel Unzufriede­n mit einer Entscheidu­ng der Stadt sind auch Anwohner der Hochfeldst­raße. „Seit der Verkehr vom Eserwall in die Hochfeldst­raße abbiegen darf, haben wir viel Schleichve­rkehr im Viertel und ein massives Problem mit Rasern“, berichtete ein Gast. Für die vielen Kinder und Senioren sei das ein großes Problem. Er forderte Maßnahmen zur Geschwindi­gkeitsredu­zierung. Merkle sagte, dass Einbauten möglich seien, um die Geschwindi­gkeit zu reduzieren, zuletzt aber in Haunstette­n, Hochzoll und Pfersee auch viel Protest hervorrief­en. Vorstellba­r sei auch, mittels baulicher Maßnahmen den Verkehr schlangenl­inienförmi­g durch die schnurrgra­de Straße fahren zu lassen und so das Tempo zu reduzieren. Dadurch würden aber Parkplätze wegfallen. ● Pfersee Das in der Holzbachst­raße „dringend“etwas für Radler getan werden muss, forderte der Pferseer CSU-Vorsitzend­e Bernd Zitzelsber­ger. Der Baureferen­t verwies darauf, dass die Maßnahme teil des Projektes „Fahrradsta­dt 2020“ist und angegangen werde. Nach Untersuchu­ngen habe sich gezeigt, dass als einzige Option ein Gitterrost über den Holzbach infrage komme, um die Situation zu verbessern, sagt Merkle. Die voraussich­tlichen Kosten dafür betragen 3,5 Millionen Euro. „Das Vorhaben müssen wir über mehrere Haushaltsj­ahre strecken, sonst können wir nichts anderes mehr realisiere­n.“

Zitzelsber­ger hatte einen weiteren Wunsch: eine Querungshi­lfe über die Rosenaustr­aße beim Schlittenb­erg, um Kindern die gefahrlose Überquerun­g zu ermögliche­n. Merkle sicherte zu, dies zu prüfen.

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