Augsburger Allgemeine (Land West)
Was die Stadt am Oberhauser Bahnhof plant
Drogenmilieu Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) unternimmt einen erneuten Anlauf für eine „Trinkerstube“. Diese ist aber umstritten. Einigkeit herrscht nur in einem Punkt: Der Platz soll sein Negativ-Image ablegen
Um die Situation am Oberhauser Bahnhofsvorplatz zu verbessern, will die Stadt ein alternatives betreutes Aufenthaltsangebot für Drogensüchtige und Trinker auf die Beine stellen. Einen entsprechenden Vorstoß wird Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) in einer Woche im Allgemeinen Ausschuss des Stadtrates machen. Derartige Überlegungen gibt es schon länger, allerdings wurden sie zuletzt zurückgestellt, auch weil die CSU massive Bedenken äußerte.
Der Trinkerraum soll demnach von 13 bis 18 Uhr geöffnet haben. Süchtige sollen ab Mittag vom Platz in die Räume, die erst noch gefunden werden müssen und sich in der Nähe, aber nicht am Platz selbst befinden, wechseln. Die Hoffnung: Angehörige der Szene können dort betreut werden und auf dem Platz tritt eine Entspannung ein, sodass nicht der Eindruck entsteht, dass er von der Drogenszene vereinnahmt wird.
Von der Oberhauser CSU und derem Vorsitzenden Thomas Lidel, der schon in der Vergangenheit vehement Verbesserungen von der Stadt einforderte, kommt schon Widerstand. Eine „Trinkerstube“werde die Szene am Platz letztlich vergrößern. Zudem seien massive Anwohnerproteste zu erwarten, so Lidel. Er plädiert stattdessen für eine Beratungsstelle in der Nähe und mehr Zuschüsse der Stadt für Streetworker.
Offen ist freilich noch, wie sich die CSU-Fraktion in den AusschussBeratungen zu dem Vorstoß des Oberhauser Verbandes stellen wird. Neben dem Trinkerraum will die Stadt auch mit Veranstaltungen dafür sorgen, dass der Platz belebt wird und sein Negativ-Image ablegen kann, etwa bei der erstmals in diesem Jahr veranstalteten Friedenstafel vor dem Oberhauser Bahnhof. Zudem sei die Gestaltung des Platzes ein Thema, so Wurm. Der wird für seinen Kurs unterdessen von Stadtrat Peter Grab (WSA) kritisiert. Grab hatte – nach Beschwerden von Oberhausern – der Stadt einen umfangreichen Fragenkatalog zum Oberhauser Bahnhof geschickt. Er wirft Wurm eine Verharmlosung der „untragbaren Zustände“vor. Wurm kontert wiederum, dass die wiederkehrende Polemik in der Diskussion „Teil des Problems der Situation auf dem Helmut-Haller-Platz“sei.
Zuletzt gab es einige Zwischenfälle auf dem Haller-Platz, etwa einen Angriff auf Rettungsdienstmitarbeiter durch Süchtige (wir berichteten). Allerdings sieht die Polizei in dem Platz keinen Brennpunkt. Auf dem Vorplatz halten sich je nach Tages- und Jahreszeit zwischen 20 und 50 Personen auf.
Beliebt ist der Platz als Treffpunkt unter anderem, weil er verkehrsgünstig an der Straßenbahnlinie zum Bezirkskrankenhaus mit seinen Substitutionseinrichtungen liegt.