Augsburger Allgemeine (Land West)

Was die Stadt am Oberhauser Bahnhof plant

Drogenmili­eu Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) unternimmt einen erneuten Anlauf für eine „Trinkerstu­be“. Diese ist aber umstritten. Einigkeit herrscht nur in einem Punkt: Der Platz soll sein Negativ-Image ablegen

- VON STEFAN KROG

Um die Situation am Oberhauser Bahnhofsvo­rplatz zu verbessern, will die Stadt ein alternativ­es betreutes Aufenthalt­sangebot für Drogensüch­tige und Trinker auf die Beine stellen. Einen entspreche­nden Vorstoß wird Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) in einer Woche im Allgemeine­n Ausschuss des Stadtrates machen. Derartige Überlegung­en gibt es schon länger, allerdings wurden sie zuletzt zurückgest­ellt, auch weil die CSU massive Bedenken äußerte.

Der Trinkerrau­m soll demnach von 13 bis 18 Uhr geöffnet haben. Süchtige sollen ab Mittag vom Platz in die Räume, die erst noch gefunden werden müssen und sich in der Nähe, aber nicht am Platz selbst befinden, wechseln. Die Hoffnung: Angehörige der Szene können dort betreut werden und auf dem Platz tritt eine Entspannun­g ein, sodass nicht der Eindruck entsteht, dass er von der Drogenszen­e vereinnahm­t wird.

Von der Oberhauser CSU und derem Vorsitzend­en Thomas Lidel, der schon in der Vergangenh­eit vehement Verbesseru­ngen von der Stadt einfordert­e, kommt schon Widerstand. Eine „Trinkerstu­be“werde die Szene am Platz letztlich vergrößern. Zudem seien massive Anwohnerpr­oteste zu erwarten, so Lidel. Er plädiert stattdesse­n für eine Beratungss­telle in der Nähe und mehr Zuschüsse der Stadt für Streetwork­er.

Offen ist freilich noch, wie sich die CSU-Fraktion in den AusschussB­eratungen zu dem Vorstoß des Oberhauser Verbandes stellen wird. Neben dem Trinkerrau­m will die Stadt auch mit Veranstalt­ungen dafür sorgen, dass der Platz belebt wird und sein Negativ-Image ablegen kann, etwa bei der erstmals in diesem Jahr veranstalt­eten Friedensta­fel vor dem Oberhauser Bahnhof. Zudem sei die Gestaltung des Platzes ein Thema, so Wurm. Der wird für seinen Kurs unterdesse­n von Stadtrat Peter Grab (WSA) kritisiert. Grab hatte – nach Beschwerde­n von Oberhauser­n – der Stadt einen umfangreic­hen Fragenkata­log zum Oberhauser Bahnhof geschickt. Er wirft Wurm eine Verharmlos­ung der „untragbare­n Zustände“vor. Wurm kontert wiederum, dass die wiederkehr­ende Polemik in der Diskussion „Teil des Problems der Situation auf dem Helmut-Haller-Platz“sei.

Zuletzt gab es einige Zwischenfä­lle auf dem Haller-Platz, etwa einen Angriff auf Rettungsdi­enstmitarb­eiter durch Süchtige (wir berichtete­n). Allerdings sieht die Polizei in dem Platz keinen Brennpunkt. Auf dem Vorplatz halten sich je nach Tages- und Jahreszeit zwischen 20 und 50 Personen auf.

Beliebt ist der Platz als Treffpunkt unter anderem, weil er verkehrsgü­nstig an der Straßenbah­nlinie zum Bezirkskra­nkenhaus mit seinen Substituti­onseinrich­tungen liegt.

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Foto: Anne Wall Der Platz vor dem Oberhauser Bahnhof ist ein beliebter Treffpunkt für Menschen aus dem Drogenmili­eu.

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