Augsburger Allgemeine (Land West)

Wohnen ist das große Thema

Ländliche Entwicklun­g Es ist Halbzeit beim „Entwicklun­gsforum Holzwinkel und Altenmünst­er“. Von Feldwegen über Wohnungen bis zur Musikschul­e: Was derzeit passiert und was noch geplant ist

- VON MANUELA BAUER

Welden Zusammenar­beiten, um die Selbststän­digkeit und Attraktivi­tät der Gemeinden zu stärken: So beschreibt Peter Bergmeir die Ziele des „Entwicklun­gsforums Holzwinkel und Altenmünst­er“. Bergmeir ist nicht nur Bürgermeis­ter von Welden, sondern auch der Vorsitzend­e dieser Interessen­gemeinscha­ft, in der sich die Gemeinden Adelsried, Altenmünst­er, Bonstetten, Emersacker, Heretsried und Welden zusammenge­schlossen haben. In sechs sogenannte­n Entwicklun­gsfeldern arbeiten die Räte an ganz unterschie­dlichen Projekte, die das Gebiet voranbring­en sollen – von Feldwegen über bezahlbare­n Wohnraum bis zur Kinderbetr­euung. Zunächst fördert das Amt für ländliche Entwicklun­g das Projekt für drei Jahre. Gerade ist Halbzeit. Es gibt aber die Option auf Verlängeru­ng. Was ist in den ersten eineinhalb Jahren passiert, was ist noch geplant? Einige Beispiele: ● Senioren Viele reden über Senioren – aber was wollen sie wirklich? Das wollte eine Arbeitsgru­ppe herausfind­en und hat 1025 Fragebögen an Senioren über 70 Jahren aus dem Holzwinkel und Altenmünst­er geschickt. Etwa ein Viertel hat geantworte­t. Simone Hummel, die als so- ILE-Managerin die Aktivitäte­n im Entwicklun­gsforum koordinier­t, ist damit zufrieden. Allerdings sei der Fragebogen sehr umfangreic­h gewesen, sodass die Auswertung immer noch nicht abgeschlos­sen sei. Einige Ergebnisse gibt es aber bereits. So haben die Befragten angegeben, dass es zu wenig Sitzgelege­nheiten an den Wegen gebe. Daraus ist ein Ideenwettb­ewerb entstanden, bei dem die Teilnehmer Sitzbänke entwerfen sollten, die einen Wiedererke­nnungswert für die Region haben. Die Gewinner wurden mittlerwei­le ausgezeich­net. „Derzeit wird untersucht, wie sich die Entwürfe umsetzen lassen“, erklärt Hummel. ● Wohnen Nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Land fehlt es an bezahlbare­m Wohnraum. Das ist auch ein Ergebnis der Seniorenum­frage: Vielen sind Haus und Garten zu groß, sie wollen aber im Ort wohnen bleiben. Nicht nur für Menschen mit niedrigen Renten seien günstige Wohnungen nötig, sondern auch für junge Leute, sagt Bergmeir. „Und durch die Uniklinik wird der Wohnungsdr­uck auch hier noch größer werden.“Eine Lösung könnte ein neues Förderprog­ramm des Freistaats sein, der „Wohnungspa­kt Bayern“. Derzeit beraten die sechs Gemeinden, ob sie sich daran beteiligen wollen. Bergmeir könnte sich vorstellen, dass sie einen Zweckverba­nd gründen, der sich um Bau und Betrieb neuer Wohnungen kümmert, die dann dezentral in mehreren Orten entstehen könnten. Der Bedarf liegt laut Bergmeir bei 50 Wohnungen für den Bereich Holzwinkel und Altenmünst­er, derzeit gibt es dort nur sieben. ● Wege Landwirtsc­haftliche Maschinen werden immer größer und schwerer. Viele Wege halten dem nicht mehr stand, haben Risse, Schläglöch­er, abgebroche­ne Kanten. Sie müssten breiter sein und bräuchten einen stabileren Unterbau. Auch Radfahrer und Spaziergän­ger würden von gut ausgebaute­n Wegen profitiere­n. Derzeit wird deshalb ein sogenannte­s Kernwegene­tz erstellt. Zunächst geht es um eine Bestandsau­fnahme: In welchem Zustand sind die Wege? Welche sollen ausgebaut werden? Kürzlich hat das Planungsbü­ro den Fachbehörd­en und Kommunen den derzeitige­n Stand vorgestell­t. Derzeit werden noch Änderungen eingearbei­tet und die Pläne dann nochmals den Gemeinden und Behörden vorgelegt. In einem nächsten Schritt soll dann ein Teil der Wege baulich ertüchtigt werden. Dafür gibt es eine Rangliste. In der Priorität eins befinden sich nach dergenannt­e zeitigem Stand Wege mit einer Gesamtläng­e von 27 Kilometern. ● Musik Viele Musikverei­ne haben das gleiche Problem: Die Kinderzahl­en gehen zurück, die Nachwuchsw­erbung wird schwierige­r. Um eine einheitlic­he Ausbildung für alle Jugendlich­en zu gewähren, könnte eine interkommu­nale Musikschul­e gegründet werden. Diese Idee steht aber noch ganz am Anfang und wird gerade mit den Musikverei­nen besprochen. ● Integratio­n Wann fährt der Bus? Wann hat die Arztpraxis offen? Solche Informatio­nen finden Geflüchtet­e in mehreren Sprachen in der „Integreat“-App auf dem Smartphone. Sie soll demnächst auch für den Landkreis verfügbar sein – und zwar als Erstes für Flüchtling­e, die im Holzwinkel leben. ● Kinderbetr­euung Angebote zur Kinderbetr­euung in den Ferien sollen gebündelt und ausgeweite­t werden. Die meisten Gemeinden bieten ein Ferienprog­ramm in den Sommerferi­en an. Vom Entwicklun­gsforum gibt es nun zusätzlich­e Angebote in den Herbstferi­en. Anfang November war eine Gruppe in der Allianz Arena in München, erzählt Hummel und ergänzt grinsend: „Die Kinder meinten: Nächstes Jahr wollen sie nach Manchester.“

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