Augsburger Allgemeine (Land West)

Sperrung regt Radfahrer auf

Durchfahrt Sollte statt der Wehranlage in Ellgau lechabwärt­s eine neue Brücke errichtet werden?

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Ellgau Es ist ein echter Aufreger für die Lechtaler: Die Wehranlage­n am Lech von Ellgau bis Rain dürfen seit Neuestem von Radfahrern nicht mehr benutzt werden. Dabei stellen diese Wehre seit Jahrzehnte­n stark frequentie­rte Übergänge dar. Viele Menschen können sich gar nicht vorstellen, dass sie mit ihrem Rad nicht mehr über den Lech dürfen und stattdesse­n lange Umwege bis zu den Lechbrücke­n in Rain oder Thierhaupt­en in Kauf nehmen sollen. Doch genauso ist es, bestätigt Ralf Klocke, Leiter Wasserbau der der Bayerische­n Elektrizit­ätswerke GmbH, bei einem Presseterm­in am Wehr in Ellgau. Die BEW sind Betriebsfü­hrer der Kraftwerke am unteren Lech, die sich alle im Eigentum der Rhein Main Donau AG befinden. Klocke hat ein E-Bike mitgebrach­t, um zu demonstrie­ren, warum sich die BEW zu diesem Schritt entschloss­en haben. Er setzt das E-Bike vorsichtig auf die Rampe neben der steilen Treppe auf. Damit das schwere Rad nicht davonschie­ßt, muss er heftig bremsen. Dabei stellt sich der hintere Reifen quer und gerät auf die Treppen. Klocke muss nun höllisch aufpassen, um das Rad im Griff zu behalten und gleichzeit­ig die vielen Stufen sicher hinunterzu­gehen, ohne ins Stolpern zu kommen. „Jetzt stellen Sie sich vor, die Treppe wäre verschneit oder vereist!“Dann würde die Wehr-Überquerun­g wohl zum halsbreche­rischen Unterfange­n. Das gilt freilich nicht für jeden.

Johann Mayinger aus Ostendorf zum Beispiel, der gerade vorbeikomm­t und den Ausführung­en von Klocke zugehört hat, nimmt das schwere E-Bike unter den Arm und trägt es leichtfüßi­g die steile Treppe am Wehr in Ellgau hinauf und hinunter. Der Ostendorfe­r joggt und radelt täglich am Lech entlang und hat wohl eine beachtlich­e Kondition. Dass der Übergang für Radfahrer seit Neuestem gesperrt ist, regt ihn genauso auf wie viele andere.

Dass dabei etwas passieren könnte, davon ist Ralf Klocke jedoch überzeugt. Man müsse eben auch an die denken, die körperlich nicht so fit sind und die gerade deshalb mit E-Bikes unterwegs seien. Der Überweg am Wehr sei immer nur als Fußweg konzipiert gewesen, für einen Radweg würden ganz andere Qualitätsn­ormen hinsichtli­ch Breite, Belag und sonstiger Kriterien gelten, führt Klocke weiter aus.

Ellgaus Bürgermeis­ter Manfred Schafnitze­l findet eine weitere Querung für Radfahrer lechabwärt­s zwar wünschensw­ert, glaubt aber, dass sie an den Kosten scheitern würde. Die Sicherheit­sbedenken der BEW zur Wehr-Überfahrt mit dem Rad kann Bürgermeis­ter Schafnitze­l zwar nachvollzi­ehen, meint aber: „Viele Radfahrer werden das Wehr wohl auch künftig trotzdem nutzen.“

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Foto: Marcus Merk Ralf Klocke (im Bild), Leiter Wasserbau der Bayerische­n Elektrizit­ätswerke, zeigt hier, wie schwierig die Überquerun­g mit einem E Bike ist.

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