Augsburger Allgemeine (Land West)
Spielzeug und Jeans für die Puten im Stall
Vogelgrippe Die Anordnung der Stallpflicht für Geflügel kam für den Züchter Jörg Perwanger in Bobingen nicht überraschend. Warum die Weihnachtsgans nicht in Gefahr ist
Bobingen Die derzeit auftretende Vogelgrippe sorgt nicht nur für Unruhe unter den Kleingeflügelzüchtern (wir berichteten), sondern hat ebenso Auswirkungen auf gewerbliche Betriebe. So hat Jörg Perwanger vom gleichnamigen Geflügelhof in Bobingen mittlerweile seine Tiere komplett in die Ställe gesperrt. „Wir Züchter waren auf die Situation vorbereitet. Es war nur die Frage, wann die Stallpflicht vom Landratsamt angeordnet wird“, kommentiert Perwanger die Maßnahme.
Im Geflügelhof, der in der dritten Generation als Familienunternehmen betrieben wird, haben 12000 Hühner, 600 Gänse und über 400 Puten ihre Heimat, bevor sie geschlachtet und an Handel und eigene Endkunden verkauft werden. Immerhin liefert das Unternehmen 2000 Hühner pro Woche aus.
In den letzten Tagen schaut Perwanger häufiger als sonst in die Ställe. „Ich beobachte die Tiere genauer auf ihr Verhalten bei der Futteraufnahme oder auf das Aussehen des Gefieders hin“, sagt der Züchter. Die Stallpflicht, die erfahrungsgemäß ein halbes Jahr dauert, stellt für den Betrieb keine zu große Herausforderung dar. „Die Stallflächen reichen bei uns für alle Tiere gut aus. Die Hühner leben in Bodenhaltung bis zur Schlachtung sowie in Ställen“, berichtet er.
Gänse und Puten, die sonst bei Tag auf den Wiesenflächen Auslauf haben, müssten nun allerdings in die Behausungen. „Die an das Freiland gewöhnten Gänse macht der Stallaufenthalt keine Probleme. Ihnen reicht Stroh zum Zupfen und Spielen“, sagt Perwanger und fügt hinzu: „Den Puten muss man schon etwas mehr bieten, sonst wird es ihnen zu langweilig, und sie beschädigen die Ställe. Da hilft normales Tierspielzeug oder auch eine alte, zerrissene Jeans.“Auch das Futter stellt Perwanger etwas um, da sich die Tiere nun weniger bewegen. Der Betrieb stehe routinemä- ßig unter tierärztlicher Kontrolle. Der Tierarzt käme zur täglichen Fleischbeschau im Rahmen der Schlachtungen und wöchentlich schaue er in die Ställe, berichtet der Züchter.
Die Amtstierärztin besuche in unregelmäßigen Abständen den Betrieb, während der jetzigen Seuchenlage allerdings öfter. Hygienemaßnahmen, wie Wechsel der Stiefel vor Betreten der Ställe, sei Pflicht. Das Einschleppen des Virus durch Nachlässigkeiten müsse auf jeden Fall unterbunden werden, fügt er hinzu.
Größerer Aufwand im Vergleich zum Normalzustand sei nur der Austausch des Strohs, damit gleichzeitig die Fäkalien aus den Ställen entfernt werden. „Im Gegenzug sparen wir uns eine andere Arbeit: Wir müssen die Tiere abends nicht von den Wiesen in die Ställe treiben“, fügt er lächelnd hinzu.
Der Verkauf im hofeigenen Laden läuft ohne Einschränkungen. Es werde keine Engpässe bei Geflügel und Geflügelprodukten geben, verspricht Perwanger. Zur Adventsund Weihnachtszeit häufen sich, wie jedes Jahr, die Bestellungen. Trotz der Auflagen zum Schutz vor Vogelgrippe sei die Versorgung mit Weihnachtsgeflügel nicht gefährdet. Die derzeitig einzige Konsequenz für den Verbraucher sei die Tatsache, dass die Gänse etwas schwerer würden, da der weite Auslauf fehle. Am Geschmack und der Qualität änderte sich nichts, sagt der Geflügelzüchter.