Augsburger Allgemeine (Land West)

Airbus gerät im All unter Druck

Satelliten Neue Konkurrent­en mischen die Raumfahrtb­ranche auf – mit niedrigen Preisen und großen Plänen. Um dagegen anzukommen, muss der Konzern neue Wege gehen

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Paris

Was Airbus in einer Fabrik in Florida vorhat, ist eine Revolution für das Satelliten­geschäft des europäisch­en Luftfahrtr­iesen. „Bislang haben wir in guten Jahren nicht mehr als zehn Satelliten gebaut“, resümiert Airbus-Raumfahrt-Chef Nicolas Chamussy. „Hier werden wir zwei Satelliten am Tag liefern.“

Für das ehrgeizige Projekt OneWeb, das mit einer Flotte aus mehr als 700 Kleinsatel­liten rund um den Globus schnelles Internet anbieten will, soll Weltraum-Hightech in die Serienfert­igung gehen. Es ist ein Beispiel dafür, wie Airbus im Raumfahrtg­eschäft neue Wege geht, um seinen Platz gegen aufstreben­de neue Konkurrenz zu behaupten.

Denn das Geschäft mit Raketen und Satelliten ist seit einigen Jahren in einem spektakulä­ren Umbruch. Neue Akteure wie der schillernd­e amerikanis­che Unternehme­r Elon Musk mit seiner Firma SpaceX haben die Regeln der Sparte durcheinan­dergewirbe­lt. Sie drücken die Preise für Trägerrake­ten und machen Schlagzeil­en mit hochfliege­nden Zielen wie der Besiedlung des Mars. Im Satelliten­markt öffnen kostengüns­tige Kleinsatel­liten die Tür für neue Anbieter.

Europas etablierte­r Raumfahrts­ektor muss umdenken: „Wir Europäer haben eine Tendenz, vorsichtig­er zu sein, vielleicht nicht risikofreu­dig genug“, sagt Raumfahrt- Chef Chamussy. „Aber die Dinge ändern sich.“

So hat Europa nach zähen Verhandlun­gen sein Trägerrake­tengeschäf­t völlig neu sortiert. Die neue, günstigere Rakete Ariane 6 soll 2020 das erste Mal fliegen. „Die Umstruktur­ierung des gesamten Trägerrake­tensektors war ein harter Kampf“, sagt Chamussy. „Die Struktur war nicht effizient genug, um gegen SpaceX und andere anzukommen – aber es war ein riskanter Web vor einem Jahr ein Joint Venture gegründet. Ziel ist bezahlbare­s Highspeed-Internet auch für abgelegene Gebiete. Ob sich der Traum des „Internet für alle“auch als Geschäftsm­odell rechnet, muss sich aber erst zeigen.

„Für uns war das etwas Neues – wir gehen eine Wette ein“, sagte Chamussy. „Eine reflektier­te Wette natürlich, wir investiere­n in ein Projekt, das wir für die richtige Initiative halten.“Der erste Start ist für das erste Halbjahr 2018 geplant. „Die Entwicklun­g läuft gut, wir haben fast alle Zulieferer ausgewählt.“Konkurrent auch hier: SpaceXGrün­der Musk, der mit Unterstütz­ung von Google an einem ähnlichen Internet-Projekt arbeitet.

Wegen dieser Vorhaben erwartet das Beratungsu­nternehmen Euroconsul­t, dass von 2016 bis 2025 sage und schreibe 9000 Satelliten ins All gebracht werden – gegenüber 1480 im vorherigen Jahrzehnt. Auch wenn man Kleinstsat­elliten herausrech­net, gehen die Experten davon aus, dass die Zahl der ins All geschossen­en Himmelskör­per um mehr als 50 Prozent zulegt. Der Markt für die Hersteller könnte demnach trotz des erwarteten Preisverfa­lls um 16 Prozent wachsen, der für Raketensta­rts um 18 Prozent. Insgesamt erwartet Euroconsul­t für diesen Zeitraum einen Satelliten­Branchenum­satz von 280 Milliarden US-Dollar – mehr als drei Viertel davon für öffentlich­e Aufträge.

Weil das Raumfahrtg­eschäft floriert, hat Airbus in diesem Bereich in den vergangene­n beiden Jahren jeweils 1000 Mitarbeite­r eingestell­t. „Und wir streben für 2017 weitere 1000 an“, sagt Chamussy. Der Bereich gehört zur Sparte Defence and Space mit rund 38 000 Mitarbeite­rn Ende 2015. Wie viele davon im Raumfahrtg­eschäft arbeiten, schlüsselt Airbus nicht auf – nach Einschätzu­ng

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