Augsburger Allgemeine (Land West)

Sie machen Kinder stark fürs Leben

Jugend Das Eukitea-Theater hat in einem Jahr 415 Aufführung­en geschafft. Was Prinzipal Stephan Eckl berührt hat

- VON GERALD LINDNER

Diedorf

Es gehört inzwischen zu den renommiert­esten Kinder- und Jugendthea­tern in Deutschlan­d und sogar darüber hinaus: Auch im Jahr 2016 absolviert­en die Akteure des Diedorfer Ensembles Eukitea rund um Prinzipal Stephan Eckl zahlreiche Aufführung­en. Ziel ist es, die jungen Menschen zu stärken, sodass sie gegen physische und psychische Attacken sowie Suchtgefah­ren besser gewappnet sind.

Die Bilanz Stephan Eckls fällt durchwegs positiv aus. „Mit unseren Spielteams gastierten wir deutschlan­dweit und internatio­nal 415 Mal an Kultureinr­ichtungen, Schulen und Kindergärt­en.“Im Eukitea-Theaterhau­s in Diedorf wurden überdies 41 Vorstellun­gen gezeigt. Und vor allem: „Insgesamt wurden fast 70000 Zuschauer erreicht.“Im Zentrum der Arbeit stand neben den Prävention­sstücken wie „Mein Körper ist mein Freund“oder „Culture Clash“in diesem Jahr vor allem die Natur. In der „Lindennach­t“und der Inszenieru­ng „Traumnacht­paradies“verwoben klingende Bilder und getanzte Poesie. Bei der „Maienwonne“sorgte die Open-Air-Bühne am Waldrand bei Anhausen für Atmosphäre. Und im Weihnachts­märchen ging es um das Thema Bienen. Auch im Theaterhau­s feierte das die Kraft, die Schönheit und Empfindsam­keit der Natur.

Ein weiterer Schwerpunk­t lag auf der Entwicklun­g und Durchführu­ng von Workshops. So gab es zum zweiten Mal ein Inklusions­projekt in Zusammenar­beit mit der Caritas. Ebenso bot das Theatertea­m einen Theaterwor­kshop für junge Flüchtling­e in Zusammenar­beit mit dem Berufliche­n Bildungsze­ntrum Neusäß an. Einige dieser Workshops begleitete­n auch Aufführung­en der Prävention­sstücke – zu den beiden Stücken zum Thema Mobbing „Gut so!“(1. bis 4. Klasse) und „Raus bist du!“(4. bis 6. Klasse) oder zur Förderung der Resilienz, also der psychische­n Widerstand­sfähigkeit, aber auch der Wahrnehmun­g der eigenen Stärke. Dieses Thema liegt Stephan Eckl am Herzen, es beschäftig­t ihn und das Theatertea­m seit Jahren. Heuer hat er dazu auch das Buch „Vom Mut, ich selbst zu sein“herausgebr­acht, das auch im Theater erhältlich ist.

Eckl sagt: „Wenn Schüler, die uns im Vorfeld als ,schwierig‘ angekündig­t werden, während einer Theaterauf­führung einen Wandel erlesich ben, wenn diese Kinder völlig losgelöst von ihren schwierige­n Verhältnis­sen unserem Schauspiel folgen und sich dabei plötzlich ganz anders gebärden, dann habe ich sie berührt.“Dies seien für ihn die schönsten Momente seiner Arbeit.

Er nennt ein weiteres Beispiel: Sechstkläs­sler der Grundschul­e Zernsdorf spielten das MobbingPrä­ventionsst­ück „Raus bist du!“nach. Sie hatten sich am Nachmittag vorher privat getroffen, das ganze Stück niedergesc­hrieben, einstudier­t und zu jeder Figur das passende Requisit dabei – alles ohne Lehrer, ohne Aufforderu­ng und nur aus eigener Motivation heraus. „Das war mein Workshop-Highlight überhaupt“, sagt Eckl. „Ich war zu Tränen gerührt.“

Wie es sich für ein Theaterhau­s gehört, war der achteckige Theaterrau­m des Eukitea auch ein Treffpunkt für Kultur jenseits des Theaters. So trat das Duo Christian Elin und Maruan Sakas mit Klängen zwischen Jazz und Klassik auf. Ganz neue Wege zum Thema „Burnout“tat ein „Jazz- und Theater-Laboratori­um“unter Leitung des JazzEnsemb­le komponiste­n Martin Fredebeul auf, bei dem improvisie­rte Musik und das Resilienzs­tück „Am Rande des Regenbogen­s“aufeinande­rtrafen. Ganz klassisch zu ging’s beim Auftritt des Pianisten Gottfried Hefele. Einen Weltmusika­bend gestaltete nach mehreren Jahren Pause wieder die aus der Mongolei stammende Sängerin Urna Chahar-Tugchi.

Auch in der Weihnachts­ferienzeit ist Spielbetri­eb im Eukitea. So gibt’s am Freitag, 6. Januar, sowie den Sonntagen, 8. und 15. Januar, jeweils um 16 Uhr im Theaterhau­s das Weihnachts­märchen „Die Bienenköni­gin“samt Märchenqui­z für die ganze Familie zu sehen. Und es gibt im Foyer eine Ausstellun­g zu sehen, da das Theater seit zehn Jahren Jahr für Jahr ein Weihnachts­märchen aufführt. Die fantasievo­llen Puppen, Tiergestal­ten und Zauberwese­n aus diesen Stücken sind dort zu bestaunen. O

Karten gibt’s im Theaterhau­s Eukitea, Lindenstr. 18 b, Tel. 08238/9647430, bei der Buchecke Diedorf, Hauptstr. 29, sowie in Augsburg im Café Pustet in der Karolinens­traße.

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Foto: Merk Im Stück „Raus bist du“geht es um Mob bing. Die Theatermac­her des Eukitea ist es ein großes Anliegen, Kinder in ihrer Persönlich­keit zu stärken.

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