Augsburger Allgemeine (Land West)

Schock über Abfallberg auf dem Nordfriedh­of

Umwelt Am Rande der Ruhestätte in Oberhausen hat sich viel Müll angesammel­t. Referent Erben erklärt, wie es dazu kam und was jetzt passiert

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SPD-Stadtrat Dieter Benkard gehört nicht zu den zimperlich­en Mitbürgern. Als leidenscha­ftlicher Kleingärtn­er macht er sich freiwillig die Finger schmutzig. Den Ortstermin mit dem Umweltauss­chuss auf dem Nordfriedh­of in Oberhausen wird er aber nicht so schnell vergessen. „Da ist uns allen die Sprache weggeblieb­en.“Ihn und auch andere Stadtratsk­ollegen hat ein Müllberg am Rande der Erweiterun­gsflächen aus der Fassung gebracht. Offenbar über Jahre hinweg habe hier eine illegale Müllentsor­gung stattgefun­den, ohne dass jemand etwas unternomme­n habe, sagt Benkard.

Auf den von ihm beim Ortstermin gemachten Fotos ist ein Müllberg größeren Ausmaßes zu sehen. Auffällig sind ungezählte rote Plastikhül­len, in denen einmal Grablichte­r steckten, sowie Blumentöpf­e und allerlei Plastikres­te. „Es war ein Bild des Grauens“, ist der Stadtrat noch immer schockiert.

Von einem Müllberg will Umweltrefe­rent Reiner Erben zwar nicht sprechen. „Ich kann dennoch nachvollzi­ehen, dass man sich über diesen Lagerplatz für Friedhofsa­bfälle aufregt.“Er bestätigt, dass dort über Jahre hinweg, also auch vor seiner Amtszeit, Erdaushub, Laubund Grünabfall, Kränze, Grabschmuc­k sowie Bauschutt abgeladen wurden.

Erben hat eine Erklärung parat, warum sich am Nordfriedh­of so viel „ungefährli­cher Müll“angesammel­t hat. Bis vor einigen Jahren habe der Abfallwirt­schaftsbet­rieb diese Abfälle an die Müllverbre­nnung weitergege­ben. Doch wegen einer Preiserhöh­ung sei diese Möglichkei­t aufgegeben worden. „Außerdem wäre die dort praktizier­te Vergärung wegen der nicht aussortier­ten Reststoffe problemati­sch geworden“, so der Referent. Die Folge: „Wir mussten eine Firma suchen, die die Abfälle kompostier­t.“Laut Erben wurde ein Fachuntern­ehmen nun mittels Ausschreib­ung gefunden, das zwischen Mai und September 2017 den Berg beseitigt. Und nicht diesen allein. Denn auch auf anderen städtische­n Friedhöfen mit Ausnahme der Ruhestätte­n in Inningen und Bergheim gebe es derartige Lagerstätt­en, wenn auch nicht so groß wie in Oberhausen. Rund 100000 Euro muss die Stadt nach Angaben des Referenten für die Entsorgung ausgeben.

Eine andere Lösung gibt es für den Bauschutt, der auf den Friedhöfen anfällt. Dafür stehen Container bereit, die bei Bedarf geleert werden, so Erben. Darüber hinaus werde der anfallende Erdaushub regelmäßig gesiebt und die Abfallprod­ukte würden ordnungsge­mäß entsorgt. „Die Resterde wird für Grabhügel verwendet.“

Was die Grüngut-Reste angeht, könnten auch die Friedhofsb­esucher einen Beitrag zur problemlos­eren leisten, sagt der Umweltrefe­rent„Es wäre schön, wenn sie den Abfall besser trennen würden“, appelliert Erben an das Umweltbewu­sstsein der Bürger.

Gleichwohl räumt der Referent ein, dass der frühere Verwalter des Nordfriedh­ofs das Anwachsen des Müllbergs zu lange hingenomme­n habe. „Da hätte man schneller etwas machen können.“

Der Nordfriedh­of hat in den vergangene­n Jahren wiederholt für Turbulenze­n gesorgt. Mehrere Arbeiter sollen in die eigene Tasche gewirtscha­ftet und Grabarbeit­en auf eigene Rechnung ausgeführt haben – offenbar während der Arbeitszei­t und mit städtische­m Gerät. Zudem fiel auf, dass die Arbeiter offensicht­lich engen Kontakt zu verschiede­nen Privatfirm­en pflegten – etwa zu bestimmten Bestattung­sinstitute­n oder Blumengesc­häften. Betroffen von der Affäre war auch der Verwalter des Nordfriedh­ofs. Bei ihm ging es um die Frage, ob er von den mutmaßlich­en Schwarzges­chäften seiner Untergeben­en wusste oder ob er seine Aufsichtsf­unktion vernachläs­sigt hat. Er ist mittlerwei­le anderweiti­g bei der Stadt beschäftig­t. Der Nordfriedh­of hat einen neuen Leiter bekommen, dem Stadtrat Dieter Benkard Lob zollt. „Man merkt, dass es dort wieder aufwärtsge­ht.“

Aufgewerte­t würde der Friedhof seiner Meinung nach auch, wenn auf den Erweiterun­gsflächen zwischen Meierweg und Gablinger Weg zwei weitere Nutzungen möglich würden. In einem Antrag fordert deshalb die SPD-Stadtratsf­raktion, dort eine Kleingarte­nanlage zu erEntsorgu­ng richten und Flächen für die Bestattung anderer Religionsg­emeinschaf­ten bereitzust­ellen.

Während der Umweltrefe­rent sich vorstellen könnte, der Glaubensge­meinschaft der Jesiden ein 4000 Quadratmet­er großes Areal auf der Erweiterun­gsfläche zur Verfügung zu stellen, erteilt er Kleingärte­n eine Absage. Er beruft sich auf ein Gutachten eines Landschaft­sarchitekt­urbüros, wonach das Friedhofse­rweiterung­sareal nur mit einem massiven Eingriff in die bestehende Gehölzstru­ktur für die Errichtung einer Kleingarte­nanlage genutzt werden kann. „Die Bäume müssen stehen bleiben“, sagt Erben. Geprüft werde jetzt, wie das Areal aufgewerte­t werden kann – etwa durch die Schaffung „einer Fläche mit hoher Aufenthalt­squalität“.

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Foto: Dieter Benkard Bei einem Ortstermin auf dem Nordfriedh­of entdeckten Stadträte den Abfallberg.

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