Augsburger Allgemeine (Land West)
Neubau der Ackermann Brücke kommt voran
Verkehr Für den neuen Überweg sind bereits wichtige Teile installiert. Damit dort auch die Straßenbahnlinie 5 Platz hat, wurde eine verbreiterte Betondecke bestellt. Die Ursache für den Einsturz der alten Brücke ist noch offen
An der Ackermann-Brücke über die Wertach geht es mit dem Neubau voran. Noch im alten Jahr wurden die tonnenschweren Stahlträger, die die neue Brücke über die Hessenbachstraße tragen werden, mit einem Autokran auf das Widerlager und einen Pfeiler gehoben. Die etwa 60 Meter langen Träger für die Hauptbrücke über die Wertach sollen im April installiert werden. Die Stahlträger sind wie das „Rückgrat“der Brücke – sie tragen später die Betondecke mit der Fahrbahn und den Geh- und Radwegen.
Wie es aussieht, wird nun auch noch eine Straßenbahn dazukommen. Der Stadtrat schwenkte im November überraschend um und favorisiert nun die Holzbachstraße als Streckenvariante für die geplante Linie 5 zum Klinikum. Entgegen der Hessenbach-Variante, bei der die Straßenbahn die Wertach über die bestehende Luitpoldbrücke gequert hätte, muss die Tram nun über die Ackermannbrücke. Dafür wurden die Pläne für den bereits laufenden Neubau – die alte Brücke war marode – auf den letzten Drücker geändert.
Um die Straßenbahn aufnehmen zu können, wird die Brücke nun kurzerhand verbreitert. Inzwischen hat die Stadt die Herstellung der verbreiterten Betonteile ausgeschrieben, so Tiefbauamtsleiter Josef Weber. Damit ist klar, dass die Brücke breit genug wird, um eine Straßenbahn zu tragen, obwohl noch gar nicht endgültig feststeht, dass sie dort fahren wird. Denn die Stadt kann zwar beschließen, wie sie die Straßenbahn gerne fahren lassen möchte, die Strecke muss aber von der Regierung von Schwaben als Behörde des Freistaats genehmigt werden.
500000 Euro Mehrkosten fallen bei der Stadt für die Brückenverbreiterung an. Damit geht die Stadt zum jetzigen Zeitpunkt ins Risiko. „In der Abwägung sind wir aber der Meinung, dass das die beste Lösung ist“, sagt Tiefbauamtsleiter Josef Weber. Denn die Ackermann-Brücke jetzt wie ursprünglich geplant ohne Platz für die Tram weiterzubauen, sei nicht sinnvoll, wenn die Tramlinie in der Holzbachtrasse dann schlussendlich genehmigt wird. „Dann müsste man die Brücke noch mal neu bauen“, so Weber. Selbst für den Fall, dass die Tram- trasse über die Brücke nicht kommt, hätte man verkehrsplanerisch aber einen Gewinn, heißt es aus dem Tiefbauamt. In diesem Fall werde man die stadteinwärtige Linksabbiegerspur in die Holzbachstraße auf die Brücke verlängern, um mehr Kapazitäten zu schaffen. Die Bauarbeiten an der Ackermannbrücke werden noch bis Mitte 2018 dauern. Insgesamt kostet der Neubau samt Anmietung der Behelfsbrücke 18,4 Millionen Euro.
Noch keine Erkenntnisse gibt es, was die Ursache für den unkontrollierten Einsturz der alten Brücke im Juli vergangenen Jahres betrifft. Dabei waren zwei Bauarbeiter samt Bagger einer Abbruchfirma zusammen mit der kollabierenden Brücke etwa zwölf Meter tief ins Flussbett gestürzt, als sie mit Abbrucharbeiten beschäftigt waren. Der mit einem Stemmmeißel ausgerüstete Bagger hatte von der südlichen Brücke aus Abbrucharbeiten an der nördlichen Brücke vorgenommen. Die Männer wurden schwer verletzt.
Vor Kurzem ist bei der Staatsanwaltschaft das Sachverständigengutachten zum Einsturz und dessen Ursache eingegangen. Zum Inhalt äußert sich die Behörde momentan nicht, weil die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind. Ermittelt wird in Richtung Baugefährdung und fahrlässige Körperverletzung. Im nächsten Schritt dürfte die Vernehmung etwaiger Angeschuldigter anstehen.
Fest steht, dass es für den Abbruch wie vorgeschrieben eine so genannte Abbruchstatik gab, die festlegt, wie die Arbeiten zu laufen haben, ohne dass es zur Einsturzgefahr kommt. Denn sobald man mit Abbrucharbeiten an einer Brücke beginnt, verändert sich auch deren Statik, weil Bauteile entfernt werden. Unter anderem wird zu prüfen sein, wie genau der Abbruchplan eingehalten wurde.