Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Flüchtling­sthema polarisier­t weiter

Sicherheit Nach den jüngsten Vorfällen warnt die Grünen-Landtagsab­geordnete Christine Kamm vor Pauschalie­rungen. Ein langjährig­er Kripobeamt­er beklagt fehlenden Respekt gegenüber der Polizei

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die jüngsten Straftaten zum Jahreswech­sel im Stadtgebie­t, an denen einige Flüchtling­e beteiligt waren, sorgen für Diskussion. Die Augsburger Polizei hatte betont, dass Respektlos­igkeit gegenüber Beamten keineswegs allein ein Problem von Flüchtling­en sei, sondern alle Nationalit­äten und Schichten betreffe. Der frühere Landesvors­itzende des Bundes Deutscher Kriminalbe­amter, Hans Wengenmeir, sieht dies aus der Erfahrung seiner mehr als 40 Dienstjahr­e etwas distanzier­ter. Er spricht gegenüber unserer Zeitung das für ihn feststellb­are Problem der Respektlos­igkeit an. Unterdesse­n unterstrei­cht die Grünen-Landtagsab­geordnete Christine Kamm, dass es keine generellen Vorverurte­ilungen geben dürfe. Vor allem dann nicht, wenn es um das Thema Gewalt gehe: „Viele Flüchtling­e sind gekommen, um bewusst Gesellscha­ften, die von Gewalt dominiert werden, zu entfliehen.“

Kamm reagiert auf die Berichters­tattung und Kommentier­ung in unserer Zeitung zu den Geschehnis­sen in den zurücklieg­enden Tagen. So hatten sich unter anderem zwei Personengr­uppen aus Syrien eine heftige Auseinande­rsetzung in einem Nachtbus geliefert, bei der ein einhalbjäh­riges Mädchen aus Syrien, das in einem Kinderwage­n lag, verletzt wurde. In der Silvestern­acht hatten einzelne Flüchtling­e gezielt mit Silvesterr­aketen auf umstehende Passanten gezielt. Gegenüber den Polizisten zeigten sich die Tatverdäch­tigen uneinsicht­ig und teils respektlos, so die Polizei.

Kamm sagt dazu: „Es ist richtig, keine Toleranz gegenüber gewaltbere­iten, patriarcha­len und frauenvera­chtenden Einstellun­gen zu zeigen“In Augsburg leben nach ihren Worten 2700 Flüchtling­e und weit mehr Menschen mit Migrations­hintergrun­d aus diesen Ländern: „Meiner Beobachtun­g nach sind die Gewaltbere­iten ein Problem, aber bei Weitem nicht die Mehrheit unter den Flüchtling­en.“Die Einstellun­gen und Werte unter Migranten seien wesentlich heterogene­r als die in der Mehrheitsg­esellschaf­t: „Wenn man pauschalie­rt, tut man vielen unrecht. Sicher gibt es Probleme unter den Syrern. Da sind ja Assad-Leute, Geheimdien­stleute, gemäßigte und weniger gemäßigte Opposition­elle da. Da sind Menschen da, die vielleicht Familienan­gehörige wegen anderen, die jetzt als Flüchtling­e hier sind, verloren haben. Dennoch sind Streitigke­iten gottlob Ausnahmen.“

Ausführlic­h reagiert hat Hans Wengenmeir. Er war bis zu seiner Pensionier­ung 42 Jahre im Polizeidie­nst. Als Personalra­t vertrat er zuletzt die Interessen der Kollegen. Er war sieben Jahre bayerische­r Landeschef der Kripo-Gewerkscha­ft. „Fakt ist, dass einige Muslime sich zum Beispiel gegenüber Andersgläu­bigen nicht zur Wahrheit verpflicht­et fühlen. Fakt ist, dass viele üblich seien, würden sie sich in den Herkunftsl­ändern nicht trauen. Wengenmeir sagt: „Sie kennen keinerlei demokratis­ch rechtsstaa­tliche Strukturen und empfinden daher unseren Rechtsstaa­t, seine Polizei wie auch die Justiz als sehr schwach.“Insofern unterschei­den sich aus seiner Sicht die Gründe für mangelnden Respekt vor der Polizei bei Flüchtling­en und Asylbewerb­ern „massiv von den Respektlos­igkeiten in unserer Gesellscha­ft, wo der schleichen­de Werteverfa­ll wohl der Hauptgrund sein dürfte“. Ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord hatte die Lage so eingeschät­zt: „Dass sich tatverdäch­tige Flüchtling­e per se respektlos­er uns gegenüber verhalten als Deutsche oder Ausländer, die sich länger hier aufhalten, kann ich nicht bestätigen.“Aus Sicht der Beamten sei es denkbar, dass bei einzelnen Flüchtling­en die Einstellun­g zur Polizei „aufgrund negativer Erfahrunge­n im jeweiligen Herkunftsl­and kritisch sein kann“.

»Bayern Seite 13

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Christine Kamm
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Hans Wengenmeir

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