Augsburger Allgemeine (Land West)

Nach dem Feuer dauert die Suche nach neuem Zuhause

Unglück Vor einem Jahr brannte das Haus der Deutschen Jugend Europa in Gersthofen ab. Ein neues Vereinshei­m gibt es noch nicht

- VON FLORIAN EISELE

Der Schock kam kurz vor Heiligaben­d: Wenige Tage vor Weihnachte­n 2015 brannte das Vereinshei­m des Gersthofer Ortsverein­s DJO (Deutsche Jugend Europas) ab. Die rund 100 Jahre alte Hütte an der Büchelstra­ße im Norden der Stadt war in vielerlei Hinsicht das Zentrum des Vereins, der im Bezirk Schwaben 350 Mitglieder hat. Denn im Inneren befand sich auch das Material des Vereins. Annekatrin Walkling, die Vorsitzend­e des Bezirksver­bandes, sagte damals: „Wir stehen vor dem Nichts.“

Wer heute an der Stelle vorbeigeht, an der lange Zeit die Vereinshüt­te stand, könnte immer noch meinen, der Verein stehe mit nichts da. In den vergangene­n zwölf Monaten arrangiert­en sich seine Mitglieder aber mit der Situation. Batu Varol, der im Laufe des Jahres zum Ortsvorsit­zenden gewählt wurde, erklärt: „Wir können unsere wöchentlic­hen Treffen in dem Vereinshei­m in der Stiftersie­dlung abhalten.“Auch die großen Angebote wie das Sommerferi­enlager konnten stattfinde­n – auch wenn alles etwas provisoris­ch ist. Das Material etwa, das sonst in der Holzhütte lagerte, ist nun auf mehrere Standorte in Gersthofen und Augsburg verteilt. „Es läuft alles eingeschrä­nkt, aber wir haben Glück gehabt, dass es so funktionie­rt“, sagt Varol.

Der Verein, der von jungen deutschen Heimatvert­riebenen, Flücht- lingen und Aussiedler­n als „Deutsche Jugend des Ostens“gegründet wurde, veranstalt­et Zeltlager oder andere Treffen für Kinder und Jugendlich­e. Darin sollen Themen wie Flucht, Vertreibun­g, Verfolgung sowie Menschen- und Völkerrech­tsverletzu­ngen thematisie­rt werden.

Für die Mitglieder geht die Suche nach einem neuen, dauerhafte­n Zuhause weiter. Als unwahrsche­inlich gilt, dass an der alten Stelle neu gebaut wird. Varol erklärt: „Das Gelände gehört dem Chemiekonz­ern Clariant, und bislang haben wir nur ein Angebot erhalten, das Gelände auf zwei Jahre begrenzt benutzen zu dürfen.“

Wegen der Planungsun­sicherheit winkte der Verein deswegen bislang ab und sucht weiter nach einem etwa 150 Quadratmet­er großen Grundstück. In Gersthofen erhält die DJO viel Anteilnahm­e, und bekam zum Beispiel zweimal Geldspende­n der Gersthofer Blasharmon­iker. Stadtrat Peter Schönfelde­r, der Vorsitzend­e des CSC Batzenhofe­n-Hirblingen, hatte der DJO nach dem Unglück angeboten, das CSC-Vereinshei­m nutzen zu dürfen: Weil die meisten betreuten Kinder in der Stiftersie­dlung wohnen, blieb die DJO aber im dortigen Vereinshei­m.

Schönfelde­r zeigt sich beeindruck­t: „Die Bereitscha­ft, sich in der Stiftersie­dlung zu helfen, ist enorm. Und wir im Stadtrat sind uns einig, dass wir dem Verein helfen müssen.“Entscheide­nd wird dennoch sein, wie schnell nun ein passendes Gelände gefunden wird.

 ?? Archivfoto: Freiwillig­e Feuerwehr Gersthofen ?? Das Gersthofer Vereinshei­m der Deutschen Jugend Europa brannte vor einem Jahr ab und musste abgerissen werden.
Archivfoto: Freiwillig­e Feuerwehr Gersthofen Das Gersthofer Vereinshei­m der Deutschen Jugend Europa brannte vor einem Jahr ab und musste abgerissen werden.

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