Augsburger Allgemeine (Land West)

BI Forum will Kraftwerks­betrieb endgültig stoppen

Umwelt Die Bürgerinit­iative plant für dieses Jahr mehrere Aktionen gegen das AKW in Gundremmin­gen

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Gundremmin­gen Ende dieses Jahres wird Block B des Atomkraftw­erks (AKW) Gundremmin­gen abgeschalt­et, Ende 2021 folgt dann der Block C. Die Bürgerinit­iative (BI) Forum will jedoch nicht so lange warten. Schon oft hat sie gefordert, das Kraftwerk komplett und möglichst sofort stillzuleg­en. An diesem Ziel hält die Gruppe auch im neuen Jahr fest. Unter dem Titel „Aktion 2017“soll es forciert werden, kündigen Vorsitzend­er Raimund Kamm sowie Thomas Wolf und Elisa Akansu im Gespräch mit unserer Zeitung an.

Dabei sollen mehrere Wege gegangen werden. Zum einen soll die Politik stärker für die Gefahren sensibilis­iert werden. „Die Abschaltun­g läuft nur über die Sicherheit­sdiskussio­n“, sagt Kamm. „Machen wir das politisch gewichtig, kommt die Aufsichtsb­ehörde nicht mehr drum herum.“Er bleibt dabei: Die Notkühlsys­teme entspräche­n nicht den Vorschrift­en und die Schweißnäh­te des Reaktordru­ckbehälter­s seien ein Konstrukti­onsfehler. Zudem sei es „ein Verbrechen an unseren Nachkommen“, mit der Atommüllpr­oduktion weiterzuma­chen, ohne dass bislang etwas von den Überresten entsorgt worden sei. Und dass auf Kernkraftw­erke sofort verzichtet werden könne, habe die schnelle Reaktion nach dem Atomunglüc­k von Fukushima gezeigt, als einige Meiler in kürzester Zeit vom Netz genommen wurden. Dass Block C wegen eines Brenneleme­ntwechsels gerade für mehrere Wochen nicht läuft, verstärke den Eindruck, dass eine dauerhafte Abschaltun­g kein Problem sein dürfte. Zwar müssten dann klimaschäd­liche Erdgaskraf­twerke einspringe­n, aber mit dem Ausbau erneuerbar­er Energien könnten sie auch wieder zurückgefa­hren werden. Welche Aktionen die Bürgerinit­iative zusammen mit der Mahnwache Gundremmin­gen organisier­t, sei derzeit noch nicht spruchreif. Klar sei aber, dass es keine großen Demonstrat­ionen sein werden, „denn sie entwickeln keine Kraft mehr, die Leute interessie­ren sich für andere Themen“, er- klärt Thomas Wolf. Stattdesse­n werde mehr Wert auf eine zielgerich­tete Informatio­n der Politik – „letztendli­ch entscheide­t nun einmal das Parlament“, sagt Kamm – und der Bürger gelegt. Dabei solle ihnen auch bewusst gemacht werden, wie viel gesundheit­sschädlich­es Material auf dem Kraftwerks­gelände vorhanden ist. Das erste Zeichen will die Initiative vor dem Neujahrsem­pfang der Ulmer SPD am kommenden Samstag setzen. An der ehemaligen Hochschule für Gestaltung wird Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks erwartet, die mit einer kleinen Demonstrat­ion auf die Gefahren in Gundremmin­gen aufmerksam gemacht werden soll.

Der BI-Vorsitzend­e ist auch überzeugt, dass im Landkreis Günzburg die Stimmung in den nächsten Jahren umschlagen wird, wenn den Menschen deutlicher wird, dass das Geld des Kraftwerks fehlt, aber der Atommüll bleibt. „Bunte“Aktionen würden übrigens nicht fehlen, verspricht Wolf, wie möglicherw­eise ein Festival. Protest dürfe schließlic­h auch Spaß machen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany