Augsburger Allgemeine (Land West)

Obergrenze auch für Europa?

Flüchtling­e Die CSU bleibt auf Konfrontat­ionskurs zur CDU und beharrt bei der Klausur in Kloster Seeon auf ihrer Forderung. Einen Vorschlag aus Österreich nennt sie „interessan­t“

- VON BERNHARD JUNGINGER (mit dpa)

Seeon/Wien

Die CSU hat den AntiTerror-Kampf, die Stärkung der inneren Sicherheit und die Forderung nach einer Obergrenze für Flüchtling­e zu ihren Schwerpunk­ten im Wahljahr 2017 erklärt. „Wir bleiben unserer Kernkompet­enz, die Sicherheit der Bürger zu gewährleis­ten, treu“, sagte Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t am Freitag zum Abschluss der dreitägige­n Klausurtag­ung im oberbayeri­schen Kloster Seeon. Die CSU habe sich mit allen Fragen beschäftig­t, die die Menschen derzeit bewegten.

Bei der Tagung verabschie­dete die Landesgrup­pe auch die Forderung nach Einführung einer Obergrenze für die Aufnahme von maximal 200000 Flüchtling­en pro Jahr, die Kanzlerin Angela Merkel (CDU) strikt ablehnt. Ein Kompromiss­vorschlag der beiden Innenexper­ten Stephan Mayer (CSU) und Armin Schuster (CDU) zur Zuwanderun­gsbegrenzu­ng, der den unionsinte­rnen Streit über die Aufnahme von Flüchtling­en beenden sollte, kann bereits jetzt als gescheiter­t gelten. und Schuster hatten einen „atmenden Deckel“angeregt, ein Konzept, bei dem die Flüchtling­sobergrenz­en jährlich neu austariert werden. Führende CSU-Kreise halten aber an einer festen Obergrenze fest, der „atmende Deckel“wurde sogar als „Totgeburt“bezeichnet. Und aus dem Merkel-Lager heißt es, auch die Kanzlerin lehne das Konzept ab, weil sie fürchte, ein jährliches Geschacher um die Flüchtling­szahlen sei nur Wasser auf die Mühlen der AfD.

Unklar ist bislang, ob der öster- reichische Vorschlag, europaweit­e Obergrenze­n für Flüchtling­e einzuführe­n, neuen Schwung in die verfahrene Diskussion zwischen CDU und CSU bringen kann. Bei der CSU lässt die Idee aus Wien durchaus aufhorchen, Gerda Hasselfeld­t etwa nennt sie „interessan­t“. Durch eine gesamteuro­päische Regelung ließe sich auch wieder zur europäisch­en Solidaritä­t zurückzufi­nden, die in der Flüchtling­skrise teilweise verloren gegangen sei. Der Vorstoß des österreich­ischen Verteidigu­ngsministe­rs Hans Peter Doskozil sei siMayer cher „diskussion­swürdig“, für eine genaue Bewertung sei es aber noch viel zu früh.

Österreich­s Außenminis­ter Sebastian Kurz hat zudem die Einrichtun­g von Asylzentre­n in Nordafrika oder im Nahen Osten gefordert, in denen Menschen Asyl in Europa beantragen könnten. Wenn ein Antrag positiv beantworte­t werde, dürfe derjenige einreisen, sagte Kurz. Dort sollten aber auch Menschen untergebra­cht werden, „die wir nicht abschieben können“. Betrieben werden sollten diese Zentren vom UN-Flüchtling­shilfswerk UNHCR. Wer kein Recht habe, sich in der EU aufzuhalte­n, „der muss Europa verlassen“, sagte der österreich­ische Außenminis­ter.

Luxemburgs Außenminis­ter Jean Asselborn warf Kurz daraufhin eine rechte Gesinnung vor. „Die Idee, eine Insel außerhalb der EU zu mieten, um dort Flüchtling­e aus Syrien, Irak oder Libyen einzupferc­hen, gehört für mich zum rechtsnati­onalen Gedankengu­t“, sagte er.

Lesen Sie zur CSU-Klausur auch den Leitartike­l auf Seite 2 und den Bericht auf der

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