Augsburger Allgemeine (Land West)
Versagen der Umweltpolitik
Der VW-Dieselskandal und seine Folgen zeigen immer mehr ein breites Versagen nicht nur der Industrie, sondern auch der Politik. Die meisten Autofahrer haben geahnt, dass der Spritverbrauch ihres Gefährts in der Praxis höher ist als auf dem Papier. Dass aber ihre häufig von den Herstellern als „sauber“beworbenen Motoren auf der Straße zu Dreckschleudern werden, war den meisten Verbrauchern nicht bewusst. Wenn jetzt sogar Autos mit modernen Motoren nach der Euro-6-Norm einen höheren Stickoxid-Ausstoß haben sollten als Lkws, ist das absurd.
Am dreistesten hat sich zwar VW mit der manipulierten Software verhalten. Höhere Emissionen als erwartet haben zum Beispiel aber auch französische Dieselautos. Dies liegt an Fehlern der deutschen und europäischen Politik.
Zu lange hat die Umweltpolitik die Senkung des Klimagases CO2 über alles gestellt. Bei Stickoxiden und lange auch bei Feinstaub hat die Regulierung dafür ein Auge zugedrückt – obwohl diese Stoffe die Gesundheit stärker schädigen. Bei ihren Messverfahren konnten die Hersteller deshalb große Schlupflöcher nutzen und haben Raum für Tricksereien. Die Tests müssen deshalb schnell ehrlicher werden. Alles andere ist Augenwischerei, wenn nicht Lüge zulasten der Gesundheit der Menschen, die in Städten oder an Durchfahrtsstraßen leben.