Augsburger Allgemeine (Land West)

Nicht jeder will Oettinger als EU Kommissar

Der CDU-Politiker gilt als Fettnäpfch­en-König

- VON MIRJAM MOLL

Für Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker ist die Sache längst geritzt. Der bisherige Digitalkom­missar Günther Oettinger hat das Ressort Haushalt und Personalwe­sen zum Jahreswech­sel übernommen. Auf der Webseite der Kommission wird Oettinger bereits als neuer Mann fürs Finanziell­e geführt – dabei steht die bei der Ernennung von neuen Mitglieder­n der Kommission übliche Befragung durch das Parlament noch aus.

Am Montag muss sich der frühere baden-württember­gische Ministerpr­äsident gleich drei Ausschüsse­n der EU-Volksvertr­etung stellen. In einem Brief von Juncker an Oettinger vom Dezember war jedoch nur noch von einer „Beratung“mit den Mitglieder­n der Volksvertr­etung statt von einer Befragung die Rede. Offiziell braucht der frühere Digitalkom­missar aber die Zustimmung des Parlaments.

Junckers Entscheidu­ng löste in der EU-Volksvertr­etung Empörung aus. „Dass die Kommission die Anhörung nicht abwartet, bevor sie Oettinger für die Ressorts benennt, grenzt an Missachtun­g des Parlaments“, schimpfte SPD-Europaabge­ordneter und Haushaltsa­us-schussmitg­lied Jens Geier. Der neue Ärger reiht sich in eine Welle der Kritik ein, die sich in den vergangene­n Monaten ohnehin schon über Oettinger ergossen hatte. Zehn Nichtregie­rungsorgan­isationen forderten die Abgeordnet­en deshalb in einem offenen Brief auf, gegen den gebürtigen Stuttgarte­r zu stimmen. „Kommissar Oettinger hat in der Vergangenh­eit mehrfach rassistisc­he, sexistisch­e und homophobe Bemerkunge­n gemacht“, schreiben insgesamt zehn NGO in einem Appell an die Abgeordnet­en. Und verweisen auf Oettingers jüngsten verbalen Fehltritt Ende Oktober, als dieser bei einer Rede vor Hamburger Unternehme­rn streitbare Bemerkunge­n über Chinesen, Frauen und Homosexuel­le machte.

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Günther Oettinger

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