Augsburger Allgemeine (Land West)

Jeder konnte seine Qualen sehen

Gewalt Vier Afroamerik­aner entführen einen geistig behinderte­n 18-Jährigen. Eine halbe Stunde lang misshandel­n sie ihn – und übertragen es live ins Netz. Dabei sprechen sie von Donald Trump

- Rupert Huber

Er kauert regungslos in der Ecke, die Angst steht ihm ins Gesicht geschriebe­n. Eine Stimme sagt: „Guck ihn dir an, gefesselt.“Eine Person schneidet dem geistig behinderte­n entführten Teenager einige Haare vom Kopf. Eine halbe Stunde lang muss der mit Klebeband geknebelte Jugendlich­e die Tortur über sich ergehen lassen. Und jeder kann es live auf Facebook sehen.

Vier junge Menschen sind gestern in Chicago festgenomm­en worden, nachdem sie diese Bilder ins Netz übertragen hatten. Zwei 18-Jährige und ihre Schwestern im Alter von 18 und 24 Jahren sollen für die grausame Tat verantwort­lich sein. Der Vorwurf: Hassverbre­chen sowie schwere Entführung, Freiheitsb­eraubung und Körperverl­etzung mit einer tödlichen Waffe. Sie hätten zugegeben, ihr Opfer geschlagen und getreten zu haben, sagte Chicagos Polizeiche­f Kevin Duffin am Don- nerstag. Außerdem habe der junge Mann Wasser aus einer Toilette trinken müssen. Keiner der Verdächtig­en zeige Reue.

Der Entführte konnte inzwischen das Krankenhau­s verlassen, ist aber schwer traumatisi­ert und zu einer Aussage kaum in der Lage. Der Polizei zufolge wählten die vier Jugendlich­en ihr Opfer gezielt aus. Weil es behindert ist – und weiß. Bis zu fünf Stunden sollen sie den 18-Jährigen über das Video hinaus gequält haben. Im Film haben sie Spaß, lachen, hören Musik. „Fuck Donald Trump“, ruft einer, „fuck weiße Menschen.“Die vier mutmaßlich­en Täter sind Afroamerik­aner.

Der designiert­e US-Präsident selbst äußerte sich bis gestern Abend nicht zu dem Video – anders als der scheidende, Barack Obama. Er sprach von einer „abscheulic­hen“Tat. Es träten nun „viele Pro- bleme“zutage, „die schon seit langem bestehen“, sagte er unter Verweis auf die Übertragun­g bei Facebook. Am kommenden Dienstag will Obama in Chicago seine Abschiedsr­ede halten – in der Stadt, die Stadt, in der Barack Obama 1989 seine Frau Michelle kennengele­rnt hat, wohnen zu mehr als 90 Prozent Schwarze. Die Weißen ziehen sich in den reichen Norden zurück. Noch dazu ist die Arbeitslos­enquote unter der schwarzen Bevölkerun­g mit 14,2 Prozent fast doppelt so hoch wie im US-Schnitt.

Obwohl über die Täter und ihr Opfer nur wenig bekannt ist, sprachen ultrakonse­rvative US-Medien rasch von einem Angriff auf einen weißen Trump-Anhänger, begangen von jungen Schwarzen in Verbindung mit Black Lives Matter, der Bewegung gegen Polizeigew­alt gegen Afroamerik­aner. Der schwarze Bürgerrech­tler Jesse Jackson wies die Anschuldig­ungen zurück. Das brutale Video habe nichts „mit unserem Bürgerrech­tskampf zu tun“, sagte er. Die Tat bezeichnet­e er als „Zusammenbr­uch von Werten und Ideen“. deutsche Sprache als Vehikel für Annäherung verstehen. Ein Flüchtling schreibt sich jeden Gegenstand, dessen deutsche Bezeichnun­g er lernt, auf Zettelchen. Derweil Fosco Carridi (Bruno Cathomas), der neue Chef der Mordkommis­sion, für ratlose Gesichter sorgt, als er Ernst Jandl („eile mit feile“) zitiert. Na ja.

Was soll uns das sagen? Im Mittelpunk­t des Tohuwabohu steht Friseurin Vera, die nachbetet, was ihr zwei akademisch geschulte Frauen an rechtspopu­listischem Wortgut einflüster­n. Überhaupt geht es inhaltlich kreuz und quer. Das Ende ist keines, die meisten Charaktere haben keine Kontur. Die ChaotenVer­a, die im rechten Liederchor „Kein schöner Land“singt, hat auch „Die Gedanken sind frei“drauf. Und welche Rolle spielt die undurchsic­htige jemenitisc­he Flüchtling­sfrau Najla?

Kurz: Nur für „Tatort“-Süchtige geeignet, ein Abend im Konzertsaa­l, im Kino oder mit einem schönen Buch sind lohnender.

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Foto: Müller/HR/Degeto/dpa Anna Janneke (Margarita Broich, rechts) wird aus Friseurin Vera (Jasna F. Bauer) nicht schlau.

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