Augsburger Allgemeine (Land West)
Jeder konnte seine Qualen sehen
Gewalt Vier Afroamerikaner entführen einen geistig behinderten 18-Jährigen. Eine halbe Stunde lang misshandeln sie ihn – und übertragen es live ins Netz. Dabei sprechen sie von Donald Trump
Er kauert regungslos in der Ecke, die Angst steht ihm ins Gesicht geschrieben. Eine Stimme sagt: „Guck ihn dir an, gefesselt.“Eine Person schneidet dem geistig behinderten entführten Teenager einige Haare vom Kopf. Eine halbe Stunde lang muss der mit Klebeband geknebelte Jugendliche die Tortur über sich ergehen lassen. Und jeder kann es live auf Facebook sehen.
Vier junge Menschen sind gestern in Chicago festgenommen worden, nachdem sie diese Bilder ins Netz übertragen hatten. Zwei 18-Jährige und ihre Schwestern im Alter von 18 und 24 Jahren sollen für die grausame Tat verantwortlich sein. Der Vorwurf: Hassverbrechen sowie schwere Entführung, Freiheitsberaubung und Körperverletzung mit einer tödlichen Waffe. Sie hätten zugegeben, ihr Opfer geschlagen und getreten zu haben, sagte Chicagos Polizeichef Kevin Duffin am Don- nerstag. Außerdem habe der junge Mann Wasser aus einer Toilette trinken müssen. Keiner der Verdächtigen zeige Reue.
Der Entführte konnte inzwischen das Krankenhaus verlassen, ist aber schwer traumatisiert und zu einer Aussage kaum in der Lage. Der Polizei zufolge wählten die vier Jugendlichen ihr Opfer gezielt aus. Weil es behindert ist – und weiß. Bis zu fünf Stunden sollen sie den 18-Jährigen über das Video hinaus gequält haben. Im Film haben sie Spaß, lachen, hören Musik. „Fuck Donald Trump“, ruft einer, „fuck weiße Menschen.“Die vier mutmaßlichen Täter sind Afroamerikaner.
Der designierte US-Präsident selbst äußerte sich bis gestern Abend nicht zu dem Video – anders als der scheidende, Barack Obama. Er sprach von einer „abscheulichen“Tat. Es träten nun „viele Pro- bleme“zutage, „die schon seit langem bestehen“, sagte er unter Verweis auf die Übertragung bei Facebook. Am kommenden Dienstag will Obama in Chicago seine Abschiedsrede halten – in der Stadt, die Stadt, in der Barack Obama 1989 seine Frau Michelle kennengelernt hat, wohnen zu mehr als 90 Prozent Schwarze. Die Weißen ziehen sich in den reichen Norden zurück. Noch dazu ist die Arbeitslosenquote unter der schwarzen Bevölkerung mit 14,2 Prozent fast doppelt so hoch wie im US-Schnitt.
Obwohl über die Täter und ihr Opfer nur wenig bekannt ist, sprachen ultrakonservative US-Medien rasch von einem Angriff auf einen weißen Trump-Anhänger, begangen von jungen Schwarzen in Verbindung mit Black Lives Matter, der Bewegung gegen Polizeigewalt gegen Afroamerikaner. Der schwarze Bürgerrechtler Jesse Jackson wies die Anschuldigungen zurück. Das brutale Video habe nichts „mit unserem Bürgerrechtskampf zu tun“, sagte er. Die Tat bezeichnete er als „Zusammenbruch von Werten und Ideen“. deutsche Sprache als Vehikel für Annäherung verstehen. Ein Flüchtling schreibt sich jeden Gegenstand, dessen deutsche Bezeichnung er lernt, auf Zettelchen. Derweil Fosco Carridi (Bruno Cathomas), der neue Chef der Mordkommission, für ratlose Gesichter sorgt, als er Ernst Jandl („eile mit feile“) zitiert. Na ja.
Was soll uns das sagen? Im Mittelpunkt des Tohuwabohu steht Friseurin Vera, die nachbetet, was ihr zwei akademisch geschulte Frauen an rechtspopulistischem Wortgut einflüstern. Überhaupt geht es inhaltlich kreuz und quer. Das Ende ist keines, die meisten Charaktere haben keine Kontur. Die ChaotenVera, die im rechten Liederchor „Kein schöner Land“singt, hat auch „Die Gedanken sind frei“drauf. Und welche Rolle spielt die undurchsichtige jemenitische Flüchtlingsfrau Najla?
Kurz: Nur für „Tatort“-Süchtige geeignet, ein Abend im Konzertsaal, im Kino oder mit einem schönen Buch sind lohnender.