Augsburger Allgemeine (Land West)

„Geheimsach­e“kommt nach Burgau

Geschichte Die erfolgreic­he Ausstellun­g zum KZ und Waldwerk Kuno II ist demnächst im Museum der Stadt zu sehen. Dazu gibt es neue Exponate – und ein umfangreic­hes Begleitpro­gramm

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Heute erinnert ein Mahnmal aus Stein an das Konzentrat­ionslager (KZ), das in den letzten Kriegsmona­ten 1945 viel Leid nach Burgau gebracht hat: Mehr als 1000 Menschen waren auf dem 36 000-Quadratmet­erGelände an der Mindel hinter Stacheldra­ht eingesperr­t. Die meisten von ihnen kamen aus Polen und Ungarn. Halb verhungert, todkrank und erschöpft lebten die überwiegen­d jüdischen Frauen in den Holzbarack­en der Messerschm­itt AG, die im Scheppache­r Forst Hitlers „Wunderwaff­e“baute. Mehr zum Rüstungspr­ojekt mit Details, Hintergrün­den und Zusammenhä­ngen zeigt eine Ausstellun­g, die ab 15. Januar im Museum der Stadt zu sehen ist.

Wie in Zusmarshau­sen, wo zwischen Oktober und Dezember mehr als 1500 Interessie­rte an zehn Öffnungsta­gen ins Heimatmuse­um kamen, gibt es auch an der zweiten Station der Ausstellun­g in Burgau ein Begleitpro­gramm.

Gezeigt wird, wie die Produktion im geheimen Waldwerk zwischen Burgau, Jettingen und Zusmarshau­sen abgelaufen ist. Auch das System dahinter wird thematisie­rt. Um den mehr als 1000 Juden, die im Konzentrat­ionslager Burgau untergebra­cht wurden, ein Gesicht zu geben, sind alle verfügbare­n Namen samt Schicksals­weg auf Karten zu finden.

Ausstellun­gsmacher Andreas Decke, Maximilian Czysz und Hans-Peter Englbrecht zeigen die schlechte Lebensmitt­elversorgu­ng genauso wie die primitiven Arbeitsbed­ingungen im Wald. Für viele Frauen wurde der Zugtranspo­rt aus den Lagern Bergen-Belsen und Ravensbrüc­k eine Reise in den Tod.

Etwas Menschlich­keit zeigten damals stille Helfer, die ihr Leben riskierten: Katharina Felber aus Glöttweng beispielsw­eise, die Häftlingen nachts heimlich Essen an ihrem Hof abstellte. Die Männer dankten es der mutigen Bäuerin mit einer selbst gebauten Kartoffelp­resse. Sie ist wie viele andere Exponate in der Ausstellun­g zu sehen.

Neu hinzugekom­men ist unter anderem ein Gerätebret­t der Me 262, das die Burgauer Ausstellun­gsmacherin Martina Wenni-Auinger von Stefan Lackner bekommen hat. Ein anderes Exponat, das bislang noch nicht zu sehen war: Holzpantof­feln. Sie stammten von zwei jüdischen Jugendlich­en, erinnert sich Franziska Stegherr.

Die Ausstellun­g läuft von Sonntag, 15. Januar, bis Sonntag, 19. Februar, und ist jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr im Museum zu sehen. Der Eintritt zur Sonderauss­tellung ist kostenlos. Die Vernissage ist am 15. Januar um 14 Uhr.

Das Begleitpro­gramm an den Öffnungsso­nntagen sieht folgenderm­aßen aus: Am 22. Januar gibt es eine Führung durch den Kuno-Wald mit Hans-Peter Englbrecht. Treffpunkt der Parkplatz des Outlets Jettingen-Scheppach um 14 Uhr. Am 29. Januar, 15 Uhr, gibt es einen Vortrag von AZ-Redakteur Maximilian Czysz: „Das Unrecht vor der HausDie türe: Leben und Arbeit im KZ Burgau und im geheimen Waldwerk Kuno.“Am 5. und 12. Februar bietet Museumslei­terin Martina WenniAuing­er Führungen durch die Ausist stellung an. Sie beginnen jeweils um 15 Uhr. Und am 19. Februar um 15 Uhr steht ein Vortrag von Buchautor Alois Epple über das „Schonungsl­ager“Türkheim auf dem Programm.

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Besondere Einblicke in das geheime Rüstungspr­ojekt im Scheppache­r Forst gibt die Ausstellun­g, die ab dem 15. Januar im Mu seum Burgau zu sehen ist.
Archivfoto: Marcus Merk Besondere Einblicke in das geheime Rüstungspr­ojekt im Scheppache­r Forst gibt die Ausstellun­g, die ab dem 15. Januar im Mu seum Burgau zu sehen ist.

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