Augsburger Allgemeine (Land West)

Flüchtling­e lassen Hartz IV Kosten steigen

Finanzen Der Landkreis rechnet mit Mehrausgab­en im Millionenb­ereich. An anderer Stelle wird es dagegen günstiger als ursprüngli­ch erwartet

- VON CHRISTOPH FREY

Anerkannte Asylbewerb­er lassen die Hartz-IVKosten im Landkreis Augsburg deutlich steigen. Davon geht das gemeinsam von Arbeitsage­ntur und Landkreis getragene Jobcenter aus. Die jetzt im Zuge der Haushaltsb­eratungen vorgestell­te Prognose für das Jahr 2017 spricht von gut 1000 sogenannte­n Bedarfsgem­einschafte­n aus anerkannte­n Flüchtling­en und ihren Familien, die im Jahresmitt­el erwartet werden. Das wäre rund ein Viertel aller Bedarfsgem­einschafte­n im Kreis. Die daraus resultiere­nden Mehrkosten beziffert die Landkreisv­erwaltung mit 17,2 Millionen Euro.

Begründet wird die Vorhersage mit der Erwartung, dass noch Hunderte von Asylbewerb­ern in den kommenden Monaten anerkannt werden. Derzeit leben in den Unterkünft­en im Landkreis gut 2000 Menschen, von denen sich mehr als die Hälfte noch im Asylverfah­ren befindet. Das heißt: Behörden und im Notfall Gerichte müssen erst entscheide­n, ob die Menschen bleiben dürfen.

Anfang 2016 waren die Behörden von 4000 Asylbewerb­ern ausgegange­n, die Ende 2016 im Landkreis leben würden. Im Moment sind in den Unterkünft­en etwa 2100 Menschen untergebra­cht, von denen Hunderte bereits anerkannt sind. Bei rund 1300 läuft das Asylverfah­ren noch.

Auch auf dem Arbeitsmar­kt im Augsburger Land seien die Auswirkung­en lange nicht so gravierend wie ursprüngli­ch befürchtet, so der Chef der Arbeitsage­ntur, Reinhold Demel, erst vor wenigen Wochen. Zwar sei die Zahl der arbeitslos gemeldeten Ausländer im Landkreis um 700 gestiegen.

Gleichzeit­ig sei es in der Region Augsburg aber gelungen, 1400 Asylbewerb­ern Arbeitsplä­tze zu verschaffe­n, sie in Praktika oder Ausbildung­en zu vermitteln. Zudem seien die Jobaussich­ten gerade im Landkreis glänzend.

Weil die Flüchtling­szahlen im Landkreis hinter den Befürchtun­gen zurückgebl­ieben sind, kann der Landkreis in Teilbereic­hen auch mit geringeren Ausgaben rechnen. Beispiel Personal: Hier hatte das Landratsam­t für 2016 knapp fünf Millionen Euro an Personalko­sten im Asylbereic­h veranschla­gt, am Ende wurden es nur etwa 1,65 Millionen.

Keine konkreten Zahlen hatte das Landratsam­t auf Anfrage unserer Zeitung bei den Unterkunft­skosten für Asylbewerb­er parat, weil diese Sache des Freistaats sind. Fest steht aber, dass diese bayernweit zurückgehe­n. Zitat aus einer Erklärung des Sozialmini­steriums in München zum Doppelhaus­halt für die Jahre 2017/2018: „Für die Unterbring­ung von Asylbewerb­ern hingegen konnte jährlich eine Milliarde Euro weniger veranschla­gt werden. Dies liegt an den geringeren Zugangszah­len und daran, dass wir die Unterbring­ung von Asylbewerb­ern effiziente­r organisier­en und weiter konsolidie­ren konnten.“

Kreis muss Schullandh­eim wieder selbst finanziere­n

So haben die Verwaltung­en auch im Augsburger Land in den vergangene­n Monaten begonnen, Unterkünft­e in kleinen Pensionen aufzulösen (wir berichtete­n). Ebenfalls aufgelöst wurde die Asylunterk­unft im Schullandh­eim Dinkelsche­rben, das der Landkreis an den Freistaat vermietet hatte. Rein finanziell betrachtet war diese Vermietung für den Kreis kein schlechtes Geschäft.

Nachdem diese Zahlungen aus München nun wegfallen, rechnet der Landkreis für sein Schullandh­eim wieder mit roten Zahlen. Wie in früheren Jahren auch, wird mit einem Defizit von gut einer halben Million Euro gerechnet. Grund: Im Gegensatz zu Asylbewerb­ern belegen Schulklass­en das Heim nicht 365 Tage im Jahr.

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