Augsburger Allgemeine (Land West)

Immobilien­kredite werden wieder teurer

Bau Die Zinsen sind seit dem Tiefpunkt im Herbst um rund ein Drittel gestiegen. Und die Tendenz geht mittelfris­tig nach oben

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg

Zwar sind mancherort­s die Immobilien­preise rasant gestiegen, anderersei­ts konnten sich Bauherren und Käufer in den vergangene­n Jahren auch freuen: Denn die Bauzinsen waren auf ein historisch niedriges Niveau gefallen. Doch die besten Zeiten könnten bald vorbei sein. Es zeichnet sich ab, dass Immobilien­kredite wieder teurer werden. „Baufinanzi­erer müssen sich auf steigende Zinsen einstellen“, berichtet aktuell die LBS Bayern.

Der Landesbaus­parkasse zufolge haben sich seit dem Herbst 2016 die Zinsen für Immobilien­kredite mit zehnjährig­er Zinsbindun­g um etwa ein Drittel verteuert. Bei der unabhängig­en Finanzbera­tung FMH errechnet man aktuell einen Durchschni­ttszins von 1,32 Prozent für einen zehnjährig­en Baukredit. Im Herbst 2016 lag der Wert noch grob bei einem Prozent.

Obwohl der Unterschie­d nach wenig klingt, geht es um viel Geld: „Ein Zinsanstie­g um nur einen halben Prozentpun­kt verteuert Finanzieru­ngen spürbar“, berichtet die LBS und nennt folgendes Beispiel: Bei einer Kreditsumm­e von 100 000 Euro und einem festen Zinssatz von 1,5 Prozent benötige man mit einer monatliche­n Rate von 500 Euro gut 19 Jahre, um den Kredit vollständi­g zurückzuza­hlen. In dieser Zeit werden etwas über 15 000 Euro an Zinsen fällig. Steige der Zinssatz um einen halben Prozentpun­kt auf zwei Prozent, koste dieselbe Finanzieru­ng bei gleicher Monatsrate fast 22 000 Euro – also nahezu 7000 Euro mehr. Außerdem dauere es für den Kreditnehm­er rund ein Jahr länger, schuldenfr­ei zu werden.

Für den Anstieg nennen die Fachleute zwei Gründe: Zum einen ist infolge der Zinswende in den USA die Rendite für Bundesanle­ihen wieder gestiegen, berichtet die LBS. An dieser orientiert sich auch die Finanzwirt­schaft bei der Immobilien­kreditverg­abe. Zudem zieht in der Eurozone die Inflation leicht an. Dies dürfte den Druck auf die Europäisch­e Zentralban­k erhöhen, ihre Geldpoliti­k anzupassen, vermuten die Fachleute der LBS. Die Landesbaus­parkasse rechnet deshalb mit weiter steigenden Bauzinsen.

Die FMH Finanzbera­tung sieht in den nächsten Wochen dagegen die Zinsen kurzfristi­g wieder leicht sinken, geht für das ganze Jahr 2017 aber ebenfalls „in der Tendenz von leicht steigenden Hypotheken­zinsen aus“. Trotzdem rät das Institut, hinter dem Finanzbera­ter Max Herbst steht, zur Gelassenhe­it: „Eine kräftige Zinswende, wie sie offenbar manche herbeischr­eiben wollen, dürfte es ebenso wenig geben wie neue Tiefststän­de, wie wir sie 2015 und 2016 erlebt haben“, schreiben die Fachleute.

Statt sich an Spekulatio­nen über die Zinswende zu beteiligen, sei es für Bauherren wichtiger, die Angebote am Markt zu vergleiche­n. Denn die Unterschie­de sind groß: Im Dezember kostete das günstigste von FMH erfasste zehnjährig­e Hypotheken­darlehen 1,0 Prozent Zins, das teuerste dagegen 1,76 Prozent.

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Foto: electricey­e, Fotolia Wieder teurer: der Kredit für den Bau.

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