Augsburger Allgemeine (Land West)

Luther stattet den Fuggern einen Besuch ab

Kultur Im Fugger- und Welser-Erlebnismu­seum dreht sich im Reformatio­nsjahr vieles um den Glauben und den Streit des berühmten Reformator­s mit Vertretern des Kaufmannsg­eschlechts. Was alles geplant ist

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Auch ein junges Museum muss an seiner Weiterentw­icklung arbeiten. So gibt es für 2017 wieder einige Pläne fürs Fugger- und Welser-Erlebnismu­seum im Domviertel. „Museumstec­hnik und -inhalte werden weiterentw­ickelt“, sagt Tourismusd­irektor Götz Beck, der als Chef der Regio Augsburg Tourismus GmbH für den Betrieb des kleinen Ausstellun­gshauses verantwort­lich ist.

Erweitert wird unter anderem der „Kartentisc­h“, an dem die Besucher multimedia­l über die Weltmeere segeln können. Was sie dabei lernen ist, wie die Menschen einst trotz Stürmen und Gewittern Kurs halten konnten und welche Navigation­sinstrumen­te ihnen dabei halfen. Auch die Kunst wird im Museum stärker thematisie­rt: Es wird unter anderem um das Verhältnis von Jakob Fugger zu Albrecht Dürer gehen. Und im Bergwerk, das im Untergesch­oss des Museums eingericht­et wurde, wird künftig nicht nur nach wertvollen Metallen gegraben, sondern auch nach Erkenntnis­sen zum Überlebens­kampf der Bergknappe­n oder den weltweiten Handelsweg­en der Fugger’schen und Welser’schen Konzerne.

Das Museum wurde seit seiner Öffnung nicht nur gelobt, sondern bisweilen auch kritisiert: Es enthalte keinerlei Originaldo­kumente, sondern widme sich den Handels- und Geschäftsb­eziehungen Augsburger Kaufmannsd­ynastien nur auf spielerisc­he Weise. Genau dies kommt bei vielen Besuchern aber besonders gut an. Seit der Eröffnung kamen bereits über 20 000 Gäste.

Beck führt dies unter anderem auch auf das Veranstalt­ungsprogra­mm zurück. Im vergangene­n Jahr startete die Regio verschiede­ne Programmre­ihen, unter anderem gibt es einmal im Monat das Theaterstü­ck „Jakob Fugger Consulting“von Sebastian Seidel im Museum zu sehen. Weil die Reihe beim Publikum gut ankam, wird sie in diesem Jahr fortgesetz­t. Schauspiel­er Heinz Schulan wird wieder über Geld, moderne Wirtschaft und Augsburg sprechen. Los geht es im März.

Im Lutherjahr 2017 wird auch der Reformator eine Rolle im Museum spielen: Der Reformator schimpfte einst heftig über die „verdammte Fuckerei“(womit nicht die Fuggerei, sondern die Fugger’schen Geschäfte gemeint waren) und forderte, den Fuggern und anderen Handelsges­ellschafte­n „einen Zaum ins Maul“zu legen. Wie bekannt, schimpfte er auf ihre Ablassgesc­häfte und Monopole. Dieser Konflikt zwischen Glauben und Geldmacht wird bei verschiede­nen Veranstalt­ungen eine Rolle spielen.

Museumspäd­agogin Wiebke Schreier hat ein Programm entwickelt, in dem Schüler eine Zeitreise ins 16. Jahrhunder­t unternehme­n können. Sie schlüpfen dabei in die Rolle von Bergknappe­n, Pfarrern und Fuggereibe­wohnern, sie sind Kaufherren oder der Kaiser. Geeignet ist das Angebot für Kinder von der dritten bis zur neunten Klasse; sie entwickeln dabei Streitgesp­räche aus unterschie­dlichen Perspektiv­en und lernen so ein konflikttr­ächtiges Kapitel der Wirtschaft­sgeschicht­e in der Reichsstad­t Augsburg kennen.

Auch Konzerte im Rahmen der Reihe „Die Fugger und die Musik“, eine Museumsnac­ht mit vielen Führungen, Vorträge und andere Aktionen sind geplant. O

Das Museum im Äußeren Pfaffen gäßchen hat Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt für Erwachsene kostet 6 Euro. Infos unter www.fugger und wel ser museum.de.

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