Augsburger Allgemeine (Land West)
Eine Stimme zaubert Stimmung
Konzert Martina Herz singt sich in Aystetten in die Herzen ihrer Zuhörer
Sie ist originell, sie ist ein bisschen frech. Sie hat Charme und eine tolle Stimme. Für ihr breites Spektrum an Liedern hätte Martina Herz eigentlich eine Big Band gebraucht. Doch die Künstlerin kommt mit ihrer experimentierfreudigen Improvisation alleine klar.
Für ihre explosiv aufgeladene Stimme, die sich mühelos in die Höhe schwingt, erntete sie vom Publikum viel Applaus. Leider fanden aufgrund des Wetters nur wenige Gäste den Weg in den Aystetter Bürgersaal. Dabei hätte die Aufführung weit mehr Aufmerksamkeit verdient. Doch die beim Konzert dabei waren, erlebten einen Nachmittag voller Gefühl.
Von einem Herz aus Plüsch, fröhlichen Figuren und einem Lichterbaum umgeben stand Martina Herz auf der Bühne und zeigte den Besuchern, wie viel Spaß und gute Laune in ihren ausgewählten Liedern steckt und räumte zugleich mit dem alten Vorurteil auf, Jazz habe eine ernste Angelegenheit zu sein. Ob hohe oder tiefe Töne, ob leise oder laut – Martina Herz ist einfach wandlungsfähig.
Auch in puncto schauspielerischer Leistungen blieb nichts zu wünschen übrig. Speziell in ihren eigenen Geschichten wie „Ich finde dich gut“oder „Der Erlkönig“ließ sie ihren intensiven Ausdruck spüren. In jeden Song legte sie die ganze Palette der Gefühle und erzeugte so eine fast intime Stimmung. Mal melancholisch, mal soulig oder richtig schmissig, wie bei „Swingender Engel“, machte Herz ihr Publikum glücklich. Leicht swingend begann sie mit dem legendären Spiritual „O Happy Day“. Sie setzt voll auf ihre Stimme und auf das Schnippen der Finger und verzaubert damit ihre Zuhörer bereits vom ersten Song an.
Das Publikum kennt ihre Lieder und liebt ihre lockere, unkomplizierte Art, durch das Programm zu führen. Und schnell merkte man, dass für Martina Herz nur Singen allein nicht genügt. Sie haucht den Stücken obendrein mit ihrer Mimik und Gestik viel Leben ein. Das ist es, was die Sängerin so einzigartig macht. Mit auf dem Programm standen wieder ihre bekannten und immer wieder gerne gehörten Hits. In ihrem Swing „Wahre Liebe“, erzählte sie erfrischend und mit Augenzwinkern von der ehelichen Treue. Unterstützung bekam sie vom Publikum, das mit „Hoi, hoi“mitmachen musste.
Bei ihrem aufgeweckten Konzertprogramm durfte aber dann auch das Schlaflied „Sandmann“nicht fehlen. Keine Sorge, niemand war eingeschlafen, auch wenn es noch so entspannend herüberkam. Spätestens bei „Summertime“aus der Oper „Porgy and Bess“von George Gershwin, das sich ganz schnell zu einem der meistgecoverten Jazzsongs entwickelt hatte, waren die Zuhörer wieder hellwach. Aber auch Heiteres wie das „Katzenduett“von Gioacchino Rossini, das ausschließlich aus dem Wort „Miau“besteht, durfte nicht fehlen.
Und dann war nach eineinhalb Stunden Schluss. Doch Martina Herz präsentierte noch drei Zugaben, ehe sie sich verabschiedete.