Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Mann der leisen Töne
Brachiale Rhetorik war nie sein Ding. Poltern gehört ebenfalls nicht zu seinem Handwerk. Die lauten Töne passen einfach nicht zum Naturell von Augsburgs DGB-Chef Helmut Jung. Der Gewerkschafter, der sein Berufsleben mit einer Lehre als Maurer begonnen hatte, rückt sich selbst ungern in den Vordergrund. Wahrgenommen wird der Mann der eher leisen Töne vielleicht gerade deswegen.
Wenn Helmut Jung etwas zu sagen hat, dann tut er dies mit Überzeugung und Energie. Die Solidarität mit Schwächeren war ihm stets wichtig. Es ging nicht pausenlos um ein paar Euro mehr im Geldbeutel von Arbeitnehmern, wobei sich Jung auch dafür eingesetzt hat. Er richtete den Blick auf das Ganze. Jung sprach an, woran es aus seiner Sicht im System krankt. Die Entwicklung, dass alles nur noch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet wird, störte ihn. Wurde das Menschliche ausgeklammert, machte dies den Gewerkschafter Jung fuchsteufelswild.
Der DGB-Vertreter in Augsburg war mehr als zweieinhalb Jahrzehnte lang ein geschätzter Gesprächspartner. Speziell in jenen Phasen, als die heimische Wirtschaft schwierige Zeiten durchlebte und Firmen massiv Stellen abbauten. An runden Tischen, die oftmals in großer Not einberufen wurden, saß mit schöner Regelmäßigkeit der Gewerkschaftsvertreter Helmut Jung. Politiker kamen und gingen, Firmenchefs ebenfalls – Jung dagegen ist geblieben und war immer ein Freund zukunftsorientierter Lösungen. Das sei ihm gelungen, sagen die, die mit ihm am Tisch saßen. Jetzt beginnt für Helmut Jung ein neuer Lebensabschnitt. Der DGBMann hat sich die eigene Rente wahrlich verdient.