Augsburger Allgemeine (Land West)
In 15 Minuten kann der Akku voll sein
Verkehr Der Sortimo Innovationspark an der Autobahn soll nicht nur moderne Infrastruktur bieten, sondern auch den Ortseingang neu gestalten. Doch es gibt noch einige Fragen
Der Sortimo Innovationspark soll nicht nur moderne Infrastruktur bieten, sondern auch den Ortseingang gestalten.
Das Auto informiert seinen Fahrer, wann und wo er den Akku aufladen muss. Und erreicht er dann die Zapfsäule, weiß diese schon, welches Fahrzeug da kommt, welchen Strombedarf es hat und welchen Stecker es benötigt. In Zusmarshausen soll diese Vision bald Wirklichkeit werden. Dort entsteht „die modernste Schnellladetankstelle der Welt“, sagt Planer Frank Steinbacher. Die ist nicht nur intelligent, sondern auch schnell. An der Säule könne man mit bis zu 350 Kilowatt laden, erklärt der DiplomIngenieur. Das heißt: Der Wagen bekommt 500 Kilometer Reichweite in unter 15 Minuten. „Es gibt aber auf dem Markt noch kein Auto, das das kann“, gibt Steinbacher zu. Selbst der Tesla sei mit bis zu 120 Kilowatt noch weit davon entfernt. Doch die Ladetechnik sei schon entwickelt – und die Entwicklung der Auto- und Akkubauer laufe ja auf Hochtouren, auch in Sachen Reichweite.
Steinbacher kommt von der Firma E-Loaded und plant für Sortimo den Innovationspark zur Elektromobilität, der noch in diesem Jahr an der A 8 entstehen soll. Herzstück sind die Ladestationen, die wie futuristische Sonnenschirme aussehen. Wer dort sein E-Auto auftanken will, kann sich über ein Internetportal registrieren, das dann nicht nur die Autound Verbrauchsdaten kennt, sondern zusätzlich die Abrechnung übernimmt. Aber auch ohne Registrierung wird jeder die Stromtankstelle nutzen können, betont Steinbacher – sie lade alle E-Autos, die derzeit auf dem Markt sind.
Wie teuer wird so eine supermoderne Tankfüllung sein? Festlegen wollen sich die Beteiligten noch nicht. Sortimo-Geschäftsführer Klaus Emler sagt aber: ganz grob etwa die Hälfte einer klassischen Diesel- oder Benzinfüllung. Der Fahrzeugausstatter investiert in den Innovationspark „einige Millionen Euro.“Mitte des Jahres soll Spatenstich sein. Dann werden zwölf Ladepunkte und ein Restaurant gebaut. Das Gelände kann man über den Schwarzbräu-Kreisverkehr anfahren. In weiteren Bauabschnitten sollen dann zwölf weitere Ladestationen und ein Forschungszentrum dazukommen.
einer gewöhnlichen Autobahnraststätte hat der Entwurf für den Innovationspark wenig gemeinsam. Zwar gibt es auch dort Parkplätze, Gastronomie und eine Tankstelle, aber das Umfeld ist ganz anders: Die Stromladestationen und die Gebäude fügen sich mit ihren geschwungenen Formen in die Landschaft ein, die Farben grün und weiß dominieren. Die Roth, die nebenan vorbeifließt und vor vielen Jahren begradigt wurde, soll renaturiert werden.
Bürgermeister Bernhard Uhl ist begeistert: „So wird das Aufladen eines Elektrofahrzeugs zum Erlebnis.“Das ist so gewollt. Denn heute befänden sich Stromtankstellen oft noch in dunklen Ecken, in denen man sich nicht gerne aufhalte, sagt Planer Steinbacher. Allerdings dauert eine Tankfüllung fürs E-Auto mitunter eine Stunde. Was mit der Zeit anfangen? In Zusmarshausen soll es meh-
rere Möglichkeiten geben, wie auch die Fahrer auftanken können: Gastronomie, Geschäfte, Natur. Das Gelände zwischen dem Kreisverkehr an der A8 und dem Schwarzbräu-Kreisel hat für Zusmarshausen auch städtebauliche Funktion. „Damit schaffen wir ein schönes Eingangstor für Zusmarshausen“, sagt Bürgermeister Uhl. Steinbacher betont, der Innovationspark solle den Blick auf den historischen Ortskern nicht zerstören. Das sei möglich, weil das Gelände etwa zehn Meter tiefer als die Autobahnausfahrt liege.
Noch nicht klar ist, wer das Innovationszentrum, also den Bürokomplex, nutzen könnte. Der SortimoGeschäftsführer sagt: „Erster potenzieller Mieter wäre natürlich unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung.“Er könnte sich auch vorstellen, dass die Automobilindustrie Interesse hätte – schließlich liege der Innovationspark zwiMit
schen Stuttgart und München und damit zwischen Mercedes und BMW. Emler stellt klar: „Wir werden keine leeren Büros bauen.“Die Umsetzung hänge vom Interesse ab.
Im Gemeinderat gab es großes Lob für das Projekt und einen einstimmigen Beschluss. Ein paar Nachfragen kamen allerdings. Johann Reitmayer (CSU) wollte wissen, woher der Strom komme. „Wir wollen erneuerbare Energie verwenden“, sagte Steinbacher. „Aber zu behaupten, dass wir das zu 100 Prozent schaffen, wäre gewagt.“Zweiter Bürgermeister Robert Steppich (FW) merkte an, dass es zum Elektroantrieb ja auch Konkurrenz, zum Beispiel Brennstoffzellen, gebe. Steinbacher betonte, er sei überzeugt, dass sich E-Autos durchsetzen werden. Auch wenn das Ziel der Bundesregierung – bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge in Deutschland – nicht zu schaffen sei.