Augsburger Allgemeine (Land West)

Schäuble macht sich Sorgen

Weltwirtsc­haftsforum Wie der deutsche Finanzmini­ster die Rolle des gelassenen Skeptikers in Davos einnimmt Kommentar

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Davos

Nach Einschätzu­ng von Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble könnten sich die Unsicherhe­iten in der Welt negativ auf die deutsche Wirtschaft auswirken. „Ich bin etwas unsicher, was in diesem Jahr 2017 in der Eurozone passieren wird“, sagte Schäuble am Freitag auf dem Weltwirtsc­haftsforum in Davos. „Die geopolitis­chen Risiken sind gestiegen und nicht gesunken.“Wirtschaft­lich laufe es zwar etwas besser. „Aber wir haben Wahlen in wichtigen Mitgliedss­taaten.“Das führe zu einigen Unsicherhe­iten, die auch den Handel beeinträch­tigen könnten. „Die deutsche Wirtschaft wird das etwas merken.“

Schäuble mahnte auf dem Podium, auf dem auch der britische Finanzmini­ster Philip Hammond saß, konstrukti­ve Verhandlun­gen zwischen Großbritan­nien und der restlichen EU an. „Die Risiken und Schäden für beide Seiten müssen minimiert werden.“Ein Scheitern der Gespräche könne man sich nicht leisten. „Das wäre ein Desaster für uns alle.“Schon am Donnerstag hatte Schäuble in Davos vor „Muskelspie­len“gewarnt. Er sprach sich gegen eine „Bestrafung“Großbritan­niens für den EU-Austritt des Landes aus.

Der Austritt Großbritan­niens aus der Europäisch­en Union war eines der Haupttheme­n auf dem Weltwirtsc­haftsforum. Die britische Premiermin­isterin Theresa May warb hier für Großbritan­nien als Wirtschaft­sstandort mit guten Handelsbez­iehungen in alle Welt.

Natürlich ging es in Davos auch um den neuen US-Präsidente­n Donald Trump. Mit Blick auf den Wirtschaft­skurs des starken Manns in Washington gab sich Schäuble gelassen – warnte aber vor Marktabsch­ottung: „Wir müssen am Freihandel festhalten.“Diesen dürfe man nicht begrenzen, sondern man müsse ihn eher noch verbessern. Denn globales Wirtschaft­swachstum sei wichtig, um nachhaltig­es Wachstum zu erreichen, von dem alle profitiert­en.

Beim Weltwirtsc­haftstreff­en in Davos, das am Freitag zu Ende ging, wurde auch intensiv über das Thema „Globalisie­rung“diskutiert.

Nach Gewerkscha­ften, Menschenre­chtsorgani­sationen und Politikern sehen mittlerwei­le viele Wirtschaft­slenker die Globalisie­rung kritisch. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Beratungsg­esellschaf­t PwC unter 1379 Topmanager­n aus 79 Ländern. Der Rückzug ins Nationale sowie die kulturelle und politische Abschottun­g nähmen zu, stellten die Autoren fest.

Zweifel über den positiven Einfluss der Globalisie­rung äußerten die Manager demnach insbesonde­re mit Blick auf die Schließung der Lücke zwischen Arm und Reich (44 Prozent zweifelten daran), bei der Fairness im globalen Steuerwett­bewerb (35 Prozent) und bei der Bekämpfung des Klimawande­ls und der Ressourcen­knappheit (28 Prozent). Fast uneingesch­ränkt positiv wird dagegen die Freizügigk­eit von Kapital, Gütern, Menschen und Informatio­nen gesehen.

 ?? Foto: Michael Euler, dpa ?? Wolfgang Schäuble vertrat Deutschlan­d in Davos.
Foto: Michael Euler, dpa Wolfgang Schäuble vertrat Deutschlan­d in Davos.

Newspapers in German

Newspapers from Germany