Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein kleines Wunder in der Katastroph­e

Bergung 40 Stunden lang dringt kein Lebenszeic­hen aus dem verschütte­ten Hotel. Die Retter wähnen dutzende Vermisste tot. Doch dann riechen sie eine dünne Rauchfahne in der Küche

- VON JULIUS MÜLLER MEININGEN

Farindola

Es war kurz nach elf Uhr am Freitagmor­gen, als die Retter Kontakt mit den Überlebend­en aufnahmen. Zehn Menschen konnten sie nach Angaben der Feuerwehr bis gestern Abend in den Ruinen des Hotels Rigopiano in Farindola am Fuß des Gran-Sasso-Massivs orten. Das Hotel in der Bergregion Abruzzen war am Mittwochna­chmittag beim Abgang einer möglicherw­eise von einem Erdbeben ausgelöste­n Lawine verschütte­t worden.

43 Stunden nach dem Unglück zogen Bergretter und Feuerwehrl­eute die ersten, nahezu unversehrt­en Überlebend­en aus dem Schnee. Sie wurden per Hubschraub­er ins Krankenhau­s gebracht. Man habe außerdem „Signale von anderen Personen“, bestätigte Feuerwehrs­precher Giuseppe Romano.

„Wunder in den Abruzzen“, titelte am Freitagnac­hmittag der italienisc­he Nachrichte­nsender Skytg24. „Es gibt Wunder“, schrieb auch die Lokalzeitu­ng Il Centro in ihrer Internet-Ausgabe. In Videoaufna­hmen war die Rettung eines kleinen Buben in Skihose zu sehen, den die Feuerwehrl­eute unter fröhlichen Zurufen und Schulterkl­opfen aus einem Schneeloch befreiten. „Bravo!“, riefen einige Retter. Wenig später wurde auch die Mutter des Jungen befreit, bei der es sich offenbar um die Ehefrau des 38-jährigen Kochs Giampiero Parete handelte. Parete hatte kurz vor dem Abgang der Lawine am Mittwochna­chmittag das Hotel verlassen, um seiner Frau Kopfwehtab­letten aus dem Auto zu holen und hatte anschließe­nd Alarm geschlagen. Gestern Abend dann meldete die Feuerwehr die Rettung von drei weiteren Kindern. Fünf Überlebend­e harrten zu diesem Zeitpunkt offenbar noch in den Trümmern aus. Ob die vierjährig­e Tochter der Paretes schon gerettet werden konnte, wurde gestern Abend nicht bekannt. Auf einem von den Rettungskr­äften aufgenomme­nen Video ist zu sehen, wie ihre Mutter auf die Schneemass­en deutet.

35 Personen sollen sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Hotel Rigopiano befunden haben. Vier Menschen konnten nur tot geborgen werden. Nach etwa 20 wird noch gesucht. Auf eine erste Gruppe der Überlebend­en waren die Retter offenbar durch den Geruch von Rauch aufmerksam geworden. Das berichtete der an den Bergungsar­beiten beteiligte Offizier Marco Bini. Die Menschen hätten sich im Küchentrak­t von der Lawine zerstörten Hotels einsturzge­fährdet. Zudem ist der Bereich, in dem das Hotel lag, weiterhin von Lawinen bedroht. Insbesonde­re die steigenden Temperatur­en am Freitag, die den Abgang von Lawinen begünstigt­en, lösten bei den Rettungstr­upps Sorgen aus.

Bereits am Donnerstag hatte die Staatsanwa­ltschaft Pescara ein Ermittlung­sverfahren wegen fahrlässig­er Tötung gegen Unbekannt eingeleite­t. Die Ermittler müssen nach Abschluss der Bergungsar­beiten mehrere Fragen klären. Zum einen sollen die Hotelgäste vor dem Abgang der Lawine wegen des starken Schneefall­s abfahrbere­it gewesen sein. Doch eine Schneeraup­e, die die Forststraß­e freiräumen sollte, kam nie an. Auch war die Lawinengef­ahr am Mittwoch am Gran Sasso mit vier von maximal fünf Punkten eingestuft worden. Das Hotel hätte damit geräumt werden müssen. Fraglich ist zudem, warum die kurz nach Abgang der Lawine alarmierte Polizei in Pescara nicht sofort Rettungsma­ßnahmen einleitete.

Die Bergretter machten sich erst am Mittwochab­end zum neun Kilometer vom Ort Farindola entfernten Hotel auf und erreichten es erst gegen vier Uhr morgens am Donnerstag. Zu klären wird auch sein, ob das Hotel überhaupt an seinem Standort stehen durfte. In einem vor drei Jahren eingestell­ten Gerichtsve­rfahren war die Rede von illegaler Bebauung, die nachträgli­ch legalisier­t worden war. Weil Eisner akademisch­es Gesülze nicht mag, liegt er im Clinch mit einem „bürokratis­chen Korinthenk­acker“. Bibi entschuldi­gend: „Mit’m Diskutiere­n hat er’s net so.“

Hintergrun­d von Davids VideoAttac­ke: Junge Leute klagen über schwindend­e Zukunftspe­rspektiven und Leistungsd­ruck. Das kann aus bayerische­r Sicht schon mal in Schieflage geraten, wenn etwa Claudia fragt, ob man wirklich Amphetamin­e schlucken müsse, um an der Uni bestehen zu können, „zumal in Österreich“. Haben wir da was verpasst: Ist der Dr. Ösi so schwierig wie der Dr. Harvard?

Zum Glück halten Eisner und Fellner die Geschichte mit klarem Kopf zusammen. Ein bisserl Zynismus darf es geben, Schmäh nicht. Zum Psycho-Thriller fehlt einiges, aber das Finale ist stimmig. Empfehlens­wert. Rupert Huber

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Foto: Mican/ARD Degeto/ORF/dpa David Frank (A. Karl) narrt Bibi (A. Neu hauser).

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