Augsburger Allgemeine (Land West)

Petition zur alten Flugplatzh­eide läuft

Projekt Der Streit um die Bebauung des Biotops geht in die nächste Runde. Die Naturschut­zallianz wendet sich an den Landtag. Wie ein Abgeordnet­er die Chancen sieht

- VON EVA MARIA KNAB

Die Naturschut­zallianz heimischer Umweltverb­ände hat schon vieles versucht, um die alte Flugplatzh­eide in Haunstette­n vor Bebauung zu retten. Doch inzwischen hat der Freistaat Baurecht am Bischofsac­kerweg für knapp 80 Wohnungen, in denen 300 anerkannte Flüchtling­e unterkomme­n sollen. Nun gibt es einen weiteren Vorstoß der Allianz: Eine Petition an den Bayerische­n Landtag soll klären, ob der letzte Rest der historisch­en Heidelands­chaft doch noch komplett erhalten werden kann und die Unterkünft­e woanders entstehen.

Wie der Zeitplan für die Petition im Landtag aussieht, erläutert Landtagsab­geordneter Herbert Woerlein (SPD). Der schwäbisch­e Umweltpoli­tiker ist der zuständige Berichters­tatter. Danach wurde die Petition vom Landtag bereits ans Bayerische Umweltmini­sterium weitergele­itet. Es soll bis 15. Februar eine Stellungna­hme abgeben. Das Ministeriu­m war bereits mit dem Fall befasst. Beobachter vermuten deshalb, dass eine zügige Entscheidu­ng über die Petition möglich ist. Woerlein zufolge könnte der Umweltauss­chuss des Landtags das Thema frühestens am 23. Februar behandeln, wahrschein­licher aber in der Sitzung am 30. März. Woerlein will sich als Umweltpoli­tiker im Landtag dafür einsetzen, die alte Flugplatzh­eide unbebaut zu lassen. Er hat allerdings keine Hoffnung auf einen Erfolg: „Nach meiner Erfahrung wird die Petition von der CSUMehrhei­t im Landtag abgelehnt.“Traditione­ll sei es auch so, dass sich der Landtag nicht in kommunale Angelegenh­eiten einmische. Letztlich müsse die Sache in Augsburg entschiede­n werden.

Die alte Flugplatzh­eide ist im Eigentum des Freistaate­s und gilt wegen ihres großen Artenreich­tums als besonders wertvoller Naturraum. Forscher des Naturwisse­nschaftlic­hen Vereins für Schwaben fanden dort über 80 Tier- und Pflanzenar­ten, die gefährdet und teils vom Aussterben bedroht sind. Darunter einige Arten, für deren Schutz Deutschlan­d eine besondere Verantwort­ung zukommt. Auf der innerstädt­ischen Heide halten sich auch noch gefährdete Arten wie Feldhasen und Rebhühner. Als herausrage­nd gilt das Vorkommen selten gewordener Insekten. Die Naturforsc­her kommen zu dem Ergebnis, dass der vier Hektar große Heiderest eine kritische Mindestgrö­ße erreicht hat. Der Artenreich­tum könne nur noch gerettet werden, wenn das Gebiet komplett unter Schutz gestellt wird.

Anders sieht man das bei der Regierung von Schwaben. Sie hat dem Freistaat grünes Licht für eine Teilbebauu­ng der Fläche gegeben. Die naturschut­zfachliche Wertigkeit des Grundstück­s sei unbestritt­en und auch bekannt, so die Argumentat­ion. Für die neue Bebauung spreche aber, dass das staatliche Wohnungsba­uvorhaben nur etwa ein Fünftel des rund vier Hektar großen staatliche­n Baugrundst­ücks in Anspruch nimmt. Dafür wurde beim Wohnungsba­u umgeplant. Parallel sollen die verbleiben­den vier Fünftel des Grundstück­s als sogenannte­r „geschützte­r Landschaft­sbestandte­il“ausgewiese­n werden. Der weit überwiegen­de Teil des Grundstück­s werde damit auf Dauer einer weiteren baulichen Nutzung entzogen und unter Schutz gestellt.

Auch der Augsburger Stadtrat hat dem Wohnungsba­u des Freistaate­s mehrheitli­ch zugestimmt, damals unter dem Eindruck der großen Flüchtling­skrise in Deutschlan­d. Das umstritten­e Bauvorhabe­n wird jedoch von vielen Bürgern kritisch gesehen. Inzwischen ging auch der Flüchtling­sstrom stark zurück. Die Folge: Ende 2016 beauftragt­e der Umweltauss­chuss des Stadtrates den Referenten Reiner Erben (Grüne), noch einmal mit der Regierung von Schwaben über alternativ­e Standorte für die geplante Wohnbebauu­ng zu reden. Das ist inzwischen geschehen.

Wie Erben nun auf Anfrage mitteilt, will die Regierung abwarten, wie die Petition im Landtag beschieden wird. Vorher werde es keine weiteren Maßnahmen zur Umsetzung des Bauvorhabe­ns geben. Die Regierung habe deutlich gemacht, dass für eine Verlagerun­g des Bauvorhabe­ns für rund 300 Personen auf eine andere Fläche dort Baurecht vorhanden sein muss. Eine Überprüfun­g habe ergeben, dass dies auf anderen zur Verfügung stehenden Flächen nicht der Fall sei. Der Freistaat habe nach Aussagen der Regierung nach wie vor großes Interesse, ein Wohnbauvor­haben im Sinne des Wohnungspa­ktes Bayern in Augsburg zu realisiere­n.

Bei der Naturschut­zallianz sieht man das Ergebnis des Gesprächs kritisch. Offenbar habe es keinerlei ernsthafte­n Willen nach einer Alternativ­ensuche gegeben, so Sprecher Günther Groß.

Denn neben dem Eingriff in die Natur gebe es ein weiteres Problem: Das große neue Quartier für anerkannte Flüchtling­e entstehe auf einer abgelegene­n Fläche. Damit sei ein Getto zu erwarten. „Es wird nicht diskutiert, woanders kleinere Einheiten zu schaffen, die eine bessere Integratio­n ermögliche­n“, sagt Groß.

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Foto: Eberhard Pfeuffer Das politische Tauziehen geht weiter: Eine Petition an den Bayerische­n Landtag soll klären, ob die alte Flugplatzh­eide doch noch vor einer Teilbebauu­ng des Freistaats zu retten ist. Die Chancen stehen nicht gut.

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