Augsburger Allgemeine (Land West)
Das Ende ist nicht nah
Baustelle Der Berliner Flughafen soll nun doch erst nächstes Jahr öffnen. Schuld ist ein altbekanntes Problem
Berlin/Potsdam Dass es nichts wird mit den ersten Starts am neuen Hauptstadtflughafen in diesem Jahr, haben Beobachter der Baustelle schon lange geahnt. Monat für Monat verschleppten sich die „Meilensteine“, wie Flughafenchef Karsten Mühlenfeld entscheidende Fortschritte zur Fertigstellung nennt. Doch die Hoffnung blieb, dass der Flughafen fertiggebaut wird und Ende 2017 an den Start gehen kann.
Und jetzt das: Wieder funktioniert die Steuerung der 1200 Türen im Flughafen nicht, die bei Feuer sofort schließen müssten, um eine ordnungsgemäße Entrauchung zu gewährleisten. Da ist er wieder, der mangelhafte Brandschutz, der schon 2012 die bereits auf Plakaten angekündigte Eröffnung platzen ließ. Am Wochenende bestätigten nun Flughafenchef Mühlenfeld und Berlins Regierender Bürgermeister und Flughafen-Aufsichtsratschef Michael Müller (SPD) die Gerüchte: Auch 2017 wird kein Flieger von Deutschlands drittgrößtem Flughafen abheben. Müller geht davon aus, dass der mindestens 6,5 Milliarden Euro teure Pannenflughafen 2018 in Betrieb gehen wird. Ursprünglich sollte er 2011 öffnen. Inzwischen wurde der Termin etwa ein halbes dutzend Mal verschoben.
Für manche Beobachter ist es schwer vorstellbar, dass die angeblich neuen Probleme jetzt erst bekannt wurden – nachdem die rotrot-grüne Koalition unter Müller mit viel Knirschen unter Dach und Fach gebracht wurde. Nach Recherchen der Bild am Sonntag müsste Flughafenchef Mühlenfeld schon seit Monaten gewusst haben, dass eine Eröffnung 2017 nicht mehr möglich ist. Er habe behördliche Fristen für die Nennung eines konkreten Eröffnungsdatums wissent- lich verstreichen lassen und dies offenbar dem Aufsichtsrat verschwiegen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf interne Unterlagen. Bereits im September oder spätestens im Oktober hätte er demnach eine Eröffnung 2017 für nicht realisierbar erklären müssen.
Flughafen-Sprecher Lars Wagner wies das zurück. Unter Mühlenfelds Verantwortung seien in den letzten zwei Jahren Fehler der Vergangenheit am Flughafen korrigiert, das Projekt insgesamt vorangebracht und der regelmäßige Austausch mit Beteiligten sichergestellt worden. Für die erneut verschobene Eröffnung sei „der neue Sachstand aus dem Baubereich“ausschlaggebend. Darüber habe Mühlenfeld unverzüglich zunächst die Anteilseigner und dann die Öffentlichkeit informiert.
Die Opposition in Berlin und Brandenburg geht gleichwohl von einem abgekarteten Spiel aus. Weil Mühlenfeld Regierungschef Müller vor der Berlin-Wahl am 18. September vergangenen Jahres nicht habe schaden wollen, sei die neue Lage verschwiegen worden, erklärten etwa Brandenburgs GrünenFraktionschef Axel Vogel und Berlins CDU-Fraktionschef Florian Graf.
Der Regierende Bürgermeister habe „schon viel länger“von Mühlenfeld gewusst, dass der Airport nicht mehr 2017 öffnen könne, mutmaßte Graf. Der Regierende Bürgermeister müsse nun dazu dem Parlament Rede und Antwort stehen.
Die Opposition glaubt an ein abgekartertes Spiel