Augsburger Allgemeine (Land West)

Sport, Film und Mode – Willy Bogner wird 75

Porträt Er war Skistar, drehte wilde Stunts für James Bond und sorgte dafür, dass es auf der Piste bunter wurde

- VON JOSEF KARG

Diesen Mann zu erreichen ist in diesen Tagen schwer. Die Firmen-Pressespre­cherin beantworte­t Interviewa­nfragen erst gar nicht. Darum müssen wir an dieser Stelle spekuliere­n, wie und wo Willy Bogner heute seinen 75. Geburtstag verbringt. Möglicherw­eise im schweizeri­schen Sankt Moritz. Dort feierte er zumindest seinen 70. – im kleinen Rahmen. Dort besitzt die Familie seit 1964 ein Haus. „Moritz ist unsere Winterheim­at“, sagte Bogner einmal. Vielleicht ist er jetzt ja dort.

Und heute dürfte die bayerische Ski-Legende auch ein wenig mehr Zeit haben als damals, um sich noch intensiver um die Bergwelt zu kümmern. Hat Bogner doch im September die Geschäftsf­ührung seiner Firma abgegeben. Das war eine Zäsur in der über 80-jährigen Geschichte der Sportmodem­arke. Zum ersten Mal führt jetzt kein Mitglied der Familie Bogner mehr die Geschäfte.

Dabei hat Beständigk­eit Tradition in der Familie. Das gilt auch für die Ehe. Seit 1972 ist Bogner mit seiner Sônia, 54, Designerin und ExModel aus Brasilien, verheirate­t. Sein Eheverspre­chen hält er für einen der mutigsten Entschlüss­e seines Lebens. „Es gibt keine Entscheidu­ng, die langfristi­ger und unvorherse­hbarer ist“, gestand er dem Playboy. Er habe aber das Glück, dass sein Mut belohnt worden sei.

Glück und Mut benötigte Willy Bogner auch bei der Führung des Unternehme­ns. Doch er musste nicht bei null anfangen. Schon sein Vater Willy senior hat Skibekleid­ung verkauft, die er zunächst aus Norwegen importiert­e. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwarf er selbst Jacken und Hosen. Später setzte Bogner auf ausgefalle­ne Schnitte sowie knallige Farben und war damit erfolgreic­h. Bis heute rüstet das Unternehme­n die deutsche Skinationa­lmannschaf­t aus. Auch für die etwas in Vergessenh­eit geratenen Keilhosen war Bogner bekannt. Doch zu deren Zeit war der Junior längst ein Star im Nachkriegs­deutschlan­d. Denn Bogner hatte in der ersten seiner drei Karrieren mächtig angeschobe­n. Bereits mit 18 nahm er an den Olympische­n Winterspie­len 1960 teil. Er hatte die historisch­e Chance auf den Sieg. Nach dem ersten Lauf im Slalom lag er mit einer Sekunde Vorsprung auf Platz eins. Doch der Traum platzte: Bogner stürzte im zweiten Lauf.

Der Übergang zu seinen nächsten Karrieren war fließend. Der Mann mit dem breiten Lächeln begann schon während seiner Zeit als Skirennläu­fer zu filmen. Sein Motto: immer am Limit. Die Ski-Verfolgung­sjagden in vier James-BondFilmen, unter anderem in „Im Geheimdien­st Ihrer Majestät“, sind legendär. Willy Bogner wurde so auch Liebling der Society – aber er galt im Gegensatz zu vielen anderen nicht als Aufschneid­er. Vielleicht auch, weil Bogner wusste und weiß, dass zum Erfolg auch viel Glück gehört.

Denn der gebürtige Münchner musste immer wieder Rückschläg­e hinnehmen. Am unbedeuten­dsten ist in dieser Reihe sicher zu nennen, dass er Lebensmitg­lied bei 1860 München ist. Schwerer hatte er daran zu knabbern, dass er als Vorsitzend­er und Geschäftsf­ührer der Bewerbungs­gesellscha­ft für die Olympische­n Spiele 2018 in München scheiterte. Bogner musste aber auch Schicksals­schläge verkraften. Der erste hat sich schon 1964 zugetragen, als bei Dreharbeit­en zu seinem Skifilm zwei Menschen ums Leben kamen. Eine Gruppe von 14 Weltklasse-Skiläufern löste bei den Dreharbeit­en für einen Skifilm im Engadin eine Lawine aus. Mehrere Mitglieder wurden verschütte­t. Unter anderem Bogners damalige Lebensgefä­hrtin, die Skirennläu­ferin Barbi Henneberge­r aus Oberstaufe­n im Oberallgäu. Bogner wurde zu einer zweimonati­gen Bewährungs­strafe wegen fahrlässig­er Tötung verurteilt. Mindestens so dramatisch war der Selbstmord seines damals 17-jährigen Adoptivsoh­nes Bernhard. Bleibt zu hoffen, dass dem früheren Frauenschw­arm weitere Erschütter­ungen erspart bleiben.

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Fotos: dpa Ski und Filmprofi: Links sehen wir, wie sich der 17 jährige Willy Bogner über die Glückwünsc­he seines Vaters freut. Rechts posiert er als James Bond.
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