Augsburger Allgemeine (Land West)
Ist nicht viel los, fahren viele unaufmerksamer
vor solchen Unfällen. König meint hingegen: „Kollisionen passieren dann, wenn auf der Piste nichts los ist – weil die Leute weniger aufpassen.“
Korbinian aus München hat diese Erfahrung gemacht. „Wir waren allein auf der Piste. Plötzlich scheppert es“, berichtet der 20-Jährige über den Skitag mit einem Freund. Die beiden, sehr gute Skifahrer und seit früher Kindheit auf den Brettern, sind mit Wucht zusammengestoßen. Der Student hat für den Unfall kurz nach Neujahr nur eine Erklärung: Unaufmerksamkeit. Er hat sich den Arm ausgekugelt und wird in diesen Tagen operiert.
Über die Entwicklung bei den Skiunfällen allgemein scheiden sich die Geister. Laut DSV haben sie in Relation zur Zahl der Skifahrer durch bessere Bindungen, kürzere Skier und Helme abgenommen. „Wir haben 50 Prozent weniger Verletzungen als 1980“, sagt König. Er nennt auch gut präparierte und beschneite Pisten als Grund. „Sie haben keine Felsen, die offen herumliegen, und keine schneefreien Stellen.“Viele Experten sehen hingegen hohe Geschwindigkeiten auf gut gepflegten, aber oft beinharten Pisten als eine Ursache für gravierende Unfälle, die auch eine bessere mit Sicherheitsbindung, Protektoren und Helm nicht verhindern kann.
Anders als der DSV geht der Chefarzt der Abteilung für Sportorthopädie im Münchner Uni-Klinikum Rechts der Isar, Andreas Imhoff, davon aus, dass die Verletzungen umgerechnet auf die Zahl der gefahrenen Kilometer zunehmen. In der ersten Hälfte der Weihnachtsferien mussten er und seine Kollegen besonders viele schwere Knochenbrüche, Bänderrisse und ausgekugelte Gelenke operieren. Nicht etwa, weil frischer Schnee lockte, sondern gerade weil es bis zum Jahreswechsel nicht geschneit hatte. „Kunstschnee ist ein Problem.“
Die Pisten würden platter gewalzt als früher, ohne Hügel und Buckel, damit der immer knappere Schnee länger hält. Gerade die Piste aus Maschinenschnee sei eher hart und schnell, fast wie beim Abfahrtslauf der Profis. Dabei seien darauf keineswegs nur Könner unterwegs. „Die Verletzten sind eher schlechtere Skifahrer und Anfänger, die leichter stürzen“, sagt Imhoff. „Geschwindigkeit ist ein wesentlicher Unfallfaktor.“Viele gingen auch völlig untrainiert auf die Piste. „Es wundert mich schon, dass die Leute sich nicht vorbereiten.“
Schmale Schneebänder zwischen braunen Bergrücken auf denen sich in warmen Wintern viele Skifahrer zwängen, bergen nach Ansicht von Experten eigene Gefahren. „Es wird halt einfach enger auf der Piste, wenn sie so schmal ist“, sagt Imhoff. Oder Wintersportler verlieren die Kontrolle wie auf engen Straßen. „Die Skifahrer schießen über die Piste hinaus und landen im GelänAusrüstung