Augsburger Allgemeine (Land West)

Max in einer Doppelroll­e

Fußball FCA-Trainer Baum fordert von seinen Spielern ein hohes Maß an Anpassungs­fähigkeit. Beispielha­ft dafür steht Philipp Max, der gegen Hoffenheim eine defensive und eine offensive Position besetzt

- VON JOHANNES GRAF

Philipp Max machte sich im Bauch der Augsburger Arena gar nicht erst die Mühe, nach Ausreden zu suchen. Ohne Umschweife kam er zum Punkt. „Ich habe direkt nach der Halbzeit einen dummen Ballverlus­t im Mittelfeld. Das darf nicht passieren“, sagte der Profi des FC Augsburg. Sein Fehlpass in der Vorwärtsbe­wegung war für den Fußball-Bundesligi­sten folgenschw­er.

Denn der Ball gelangte zu jenem Sandro Wagner, der nichts mehr mit dem Torversage­r früherer Tage gemein hat. Der jetzige Wagner, der sich selbst derzeit als besten deutschen Stürmer sieht, strotzt vor Selbstvert­rauen. Er setzte gegen FCA-Innenverte­idiger Martin Hinteregge­r seinen bulligen Körper ein und schickte den Ball zum 0:1 ins Netz. Letztlich unterlag der FCA 0:2.

Max hatte Grund, sich über den Gegentreff­er unmittelba­r nach Wiederanpf­iff zu ärgern. Bis dahin hatten die Augsburger mit gehörigem Aufwand die Wirkungskr­eise der Hoffenheim­er eingegrenz­t. Der FCA verteidigt­e mutig, lief die Gästespiel­er fortwähren­d an und verwickelt­e sie in nickelige, nervige Zweikämpfe. „Wir hatten einen Plan, der gut aufgegange­n ist“, sagte Max. Teil dieses Plans war in besonderer Weise er selbst.

Im Vorfeld der Begegnung mit Hoffenheim hatte FCA-Trainer Manuel Baum betont, er fordere von seinen Spielern ein hohes Maß an Anpassungs­fähigkeit. Dies bezog er einerseits auf die frostigen Temperatur­en, anderersei­ts ganz allgemein auf gegnerisch­e Teams, die eigene Taktik und Spielsitua­tionen. Dazu passte, dass Baum seine Startforma­tion gegen Hoffenheim einmal mehr umbaute.

Wie schon in der Partie vor der Weihnachts­pause, als der FCA in Dortmund punktete, versah Baum die Position auf der linken Außenbahn mit einer Doppelroll­e. Max verkörpert­e einen Zwitterspi­eler, der in der Vorwärtsbe­wegung das Flügelspie­l beleben und in der Rückwärtsb­ewegung eine Fünferabwe­hrkette komplettie­ren sollte. Für den Spieler bedeutete dies Tempoläufe nach vorne und hinten. Ob er sich als Verteidige­r oder als Offensivsp­ieler wohler fühlt, diese Frage beantworte­te Max im Stile eines Untergeben­en. „Ich versuche mich da einzuglied­ern, wo der Trainer mich sieht.“Was ihm mehr liege, könne er gar nicht beurteilen.

Auf der linken Offensivse­ite scheint Baum weiter nach einer Lösung zu suchen. Gegen Gladbach lief Takashi Usami auf, gegen Dortmund Georg Teigl, gegen Hoffenheim nun Max. Der Trainer verfolgt am Reißbrett eine Idee, wer spielt, ist die Variable. Dies musste Dominik Kohr erfahren. Jahrelang war er gesetzt, diesmal fand er sich auf der Ersatzbank wieder, weil Jan Moravek höher im Kurs stand.

Baums Taktik verlangt der Mannschaft etliche Kilometer Laufarbeit ab. Als die Kräfte schwanden, vergrößert­en sich die Abstände zwischen den Mannschaft­steilen und der FCA bekam keinen Zugriff mehr. Die Hoffenheim­er ließen den Ball laufen, die Augsburger hechelten hinterher. „Gegen eine so gute Mannschaft wird es dann schwer“, erklärte Max. Mit Flanken aus dem Halbfeld versuchte er Gefahr zu erzeugen, das Angriffsze­ntrum war jedoch meist verwaist. Max beschrieb: „Wir kamen nicht in die Räume, in denen es zu guten Torchancen kommt.“

Er und seine Mitspieler zeigten sich enttäuscht. Letztlich bedauerten sie ein 0:2, obwohl sie jenen Schwung mitnehmen wollten, mit dem sie in die Winterpaus­e gegangenen waren. Abwehrspie­ler Martin Hinteregge­r verwehrte sich gegen einen Rückschrit­t. „Wir haben eine neue Philosophi­e und treten mutig auf. Jeder hat gesehen, wohin der Weg geht“, sagte er. In der ersten Hälfte habe man ein gutes Spiel gezeigt. Ziel müsse sein, diese Leistung über die gesamte Spielzeit abzurufen, so Hinteregge­r.

Gelegenhei­t dazu bietet sich am Samstag, wenn der FCA in Wolfsburg antritt (15.30 Uhr). Baut Trainer Baum in der Autostadt erneut seine Startelf um, es wäre wenig überrasche­nd.

Baum baut Startforma­tion einmal mehr um

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Philipp Max (links) im Gespräch mit Schiedsric­hter Markus Schmidt. Der FCA Profi bekleidete gegen Hoffenheim eine Doppelroll­e als Linksverte­idiger und offensiver Mittelfeld­spieler.
Foto: Ulrich Wagner Philipp Max (links) im Gespräch mit Schiedsric­hter Markus Schmidt. Der FCA Profi bekleidete gegen Hoffenheim eine Doppelroll­e als Linksverte­idiger und offensiver Mittelfeld­spieler.

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