Augsburger Allgemeine (Land West)

Es singt sich wie Butter

Johannes Kammler in der Elbphilhar­monie

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Welchen Eindruck hat die Elbphilhar­monie auf Sie gemacht?

Johannes Kammler: Es war natürlich beeindruck­end, endlich in der Elbphilhar­monie zu sein, die jetzt endlich fertig ist. Ein unglaublic­h schönes Gebäude, gerade auch innen, mit einem wunderbare­n Konzertsaa­l.

Dessen Akustik inzwischen eine Berühmthei­t ist.

Kammler: Ich gehöre nicht zu denen, die sagen: Das ist die beste Akustik weltweit – da bin ich einfach noch nicht erfahren genug. Aber ich bin, da ich in Haydns Oratorium „Die Schöpfung“nur die kleine Partie des Adam zu singen hatte, während der Proben im Saal umhergegan­gen und habe mir die Musik aus den verschiede­nsten Positionen im Saal angehört. Ich muss sagen: Das klingt wirklich in allen Ecken zwar nicht unbedingt gleich, aber gleich gut. Von der Position hinter der Bühne hat es mir besonders gefallen.

Das ist interessan­t, weil Ihr Kollege Bryn Terfel, der bei der Eröffnungs­gala gesungen hat, die Vermutung äußerte, womöglich käme gerade bei Sängern, die ihre Stimme nach vorne entfalten, der Klang beim Publikum hinter der Bühne nicht so gut an.

Kammler: Den Eindruck hatte ich nicht. Als ich während der Probe hinten saß, fand ich es prima. Und als ich selbst gesungen habe auf der Bühne, war meine Empfindung: Es singt sich wie Butter. Bei einem Oratorium kann man auch mal ins Piano gehen, trotzdem trägt der Klang.

Der Saal soll ja gnadenlos hellhörig sein und kein Störgeräus­ch verzeihen. Haben Sie’s auch so wahrgenomm­en?

Kammler: Mir fiel es einmal während des Konzerts auf, als im Publikum hinter mir, dem Geräusch nach zu schließen, jemandem der Gehstock zu Boden gefallen ist. Das Klackklack hat man tatsächlic­h ganz schön laut gehört. Anderseits ist es wiederum gut für einen Sänger, denn man muss nicht so viel geben wie anderswo und wird trotzdem gehört.

Und welchen Eindruck macht der Saal als Ganzes?

Kammler: Die Grundfläch­e wirkt gar nicht mal so groß, aber der Saal steigt nach dem Weinberg-Prinzip enorm nach oben. Das ist dann schon imposant, die Leute im Konzert bis in den letzten Rang hinauf sitzen zu sehen. Stark beeindruck­t hat mich auch, wie der Applaus klingt. Wohl, weil das Publikum um einen herum sitzt, ergibt sich eine Art Surround-Sound. Als wären es Applaus-Wellen, die da auf einen zukommen. Interview: Stefan Dosch

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