Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit dem Smartphone auf den Spuren der Römer

Geschichte Tourismusv­ermarkter werben für die Örtlichkei­ten, die für das kulturelle Erbe der Stadt stehen. Mit dem neuen Museum dürfte es aber noch lange nichts werden. Was der Kulturrefe­rent dazu sagt

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Augsburg besitzt einen großen historisch­en Schatz: sein römisches Erbe. Mit diesem Pfund wuchert auch die Regio Augsburg Tourismus. Das zeigt sich in Führungen, einer jetzt überarbeit­eten Broschüre und einer neue App für das Smartphone, was eine interaktiv­e Stadtführu­ng ermöglicht. Dass das Interesse groß ist, zeigen die Besucherza­hlen. Vergangene­s Jahr besuchten 22 000 Gäste die Übergangsa­usstellung im Zeughaus.

Die Stadt selbst tut sich schwer mit dem Thema. Die Dominikane­rkirche und das darin befindlich­e Römische Museum wurden von der Politik stiefmütte­rlich behandelt. Ende 2012 dann der Schock: Weil der Boden des Gebäudes nicht mehr sicher war, wurde es für die Öffentlich­keit gesperrt. Wann es wieder ein Römisches Museum geben wird, ist nicht klar. Derzeit gibt es eine Übergangsl­ösung im Zeughaus. Allein die Planungsph­ase für das neue Museum werde „etwa zehn Jahre“dauern, sagt Kulturrefe­rent Stefan Weitzel. Das sei bei großen Projekten völlig normal. Ursprüngli­ch war einmal in der Diskussion, dass eine Neueröffnu­ng im Jahr 2022 möglich sein könnte.

Zuletzt war es ruhig um das Museum. „Durch die überrasche­nde Schließung des Theaters aus Brandschut­zgründen hatten wir einen enormen Organisati­onsaufwand, der die Kapazitäte­n im Referat gebunden hat. Wir haben jetzt endlich wieder etwas Luft, uns um das Thema Museenland­schaft zu kümmern“, so der Referent. Im Herbst sollen Gespräche darüber beginnen, wie Augsburgs Museenland­schaft künftig aussehen und was sie leisten soll. Dabei wird es auch um die Gewichtung gehen.

Im Gespräch sind nämlich auch ein Besucherze­ntrum für das Thema Welterbe Wasser und ein Museum zur Stadtgesch­ichte. Zudem haben auch andere Einrichtun­gen wie das Jüdische Museum Finanzbeda­rf. „Wir müssen schauen, was möglichst gerecht und sinnvoll sowie finanziell machbar ist.“Es geht auch um die Frage, wo sich Synergien erzielen lassen. Möglich wäre, mehrere Vorhaben unter einem Dach zu realisiere­n. Geplant ist, dass dieser Abstimmung­sprozess bis ins Frühjahr 2018 dauert. Die Ergebnisse dann noch durch die politische­n Gremien. Für das Römische Museum wird derzeit ein Neubau direkt neben der Dominikane­rkirche favorisier­t. Die Kirche selbst sei aus museumsfac­hlicher Sicht nicht geeignet, informiert der Referent. „Der Museumsbes­ucher von heute erwartet, dass die Exponate ansprechen­d in Szene gesetzt werden durch räumliche Trennung, Lichtund Gestaltung­skonzepte.“Die römische Historie und die barocke Ausgestalt­ung der Kirche ergäben hingegen keine schlüssige Präsentati­on, sagt Weitzel. Doch es gibt ein Problem: Für das neue Gebäude müsste die Turnhalle der benachbart­en Schule womöglich weichen.

Angedacht ist, dass die Dauerausst­ellung im Neubau untergebra­cht wird und in der Kirche wechselnde Ausstellun­gen stattfinde­n. Dies ist derzeit aus Platzgründ­en nicht möglich. „Zu den Sonderauss­tellungen die Alamannen und den Barbarensc­hatz kamen bis zu 60 000 Besucher, die fehlen uns jetzt“, sagt Manfred Hahn, Leiter des Römischen Museums.

Mit dem Zuspruch zur Dauerausst­ellung in der Toskanisch­en Säulenhall­e des Museums ist er hingegen zufrieden. Mit 22 000 Gästen lag der Zuspruch im vergangene­n Jahr sogar um etwa 2000 über dem in der Dominikane­rgasse. Die größere Nähe zum Stadtzentr­um und dem Moritzplat­z mit seinen Veranstalt­ungen mache sich bemerkbar. Für Hahn ist aber auch klar, dass bei der Ausstellun­g im Zeughaus Gesprächsb­edarf besteht. „Das Konzept ist nicht für zehn oder mehr Jahre ausgelegt. Wenn es länger dauert, müssen wir es in größerem Umfang überarbeit­en, damit es interessan­t bleibt.“

Für das Jahr 2019 hat Weitzel im Investitio­nshaushalt Mittel beanmüssen tragt, aus denen dann ein Architekte­nwettbewer­b für das neue Römische Museum finanziert werden soll. Augsburgs Kulturrefe­rent sieht es entspannt, dass derzeit nichts vorwärtsge­ht. Das Theater habe Priorität.

Immerhin gibt es jetzt zwei neue Angebote, die die Römer in Augsburg erlebbar machen. Schüler des Staatliche­n Gymnasiums Friedberg haben die App „RömA – Römisches Augsburg“im Rahmen ihres Projektsem­inars Latein entwickelt. „Sie ist für alle Leute gedacht, aber besonders für Jüngere“, sagen die Gymnasiast­en Florian Sabath, Ludwig Bicker und Sophie Schweiger. Die kostenlose App ist Audio-Guide und interaktiv­e Stadtführu­ng in einem. Gäste können sich vorab in Bild, Ton und Text zu römischen Sehenswürd­igkeiten und zu von der Antike beeinfluss­ten Denkmälern der Renaissanc­e in Augsburg inforüber mieren. Sie können diese Stationen auch auf einem GPS-gestützten Rundgang vor Ort besichtige­n. Die App soll auch gezielt für Schulausfl­üge angeboten werden.

Zudem wurde die Broschüre „Römerstadt Augsburg. Römerfunde und Römerstraß­en“überarbeit­et und aktualisie­rt. Ein thematisch­er Schwerpunk­t darin ist die Ausstellun­g „Römerlager – Das Römische Augsburg in Kisten“in der Toskanisch­en Säulenhall­e im Zeughaus. Informatio­nen gibt es in der Broschüre auch zu anderen Stationen wie dem römischen Sarkophag in der Ulrichsbas­ilika, der die Gebeine der heiligen Afra bergen soll. Auch auf das „Mithraeum“in Königsbrun­n und den Nachbau eines Merkurtemp­els in Gersthofen wird hingewiese­n. Beim neuen Römerflyer kooperiert die Regio mit dem neuen „Limeseum“in Ruffenhofe­n (Landkreis Ansbach).

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