Augsburger Allgemeine (Land West)

Weniger neues Gewerbe im Landkreis

Warum der „Gründergei­st“trotzdem positiv ist

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Sein eigener Chef sein? Das streben in Bayern derzeit immer weniger Menschen an. Landesweit gehen die Zahlen der Gewerbeanm­eldungen zurück. So lag diese im Freistaat in den ersten zehn Monaten des Jahres 2016 um 5,6 Prozent unter dem Vorjahresw­ert. Auch für den Kreis Augsburg melden die Statistike­r weniger Gewerbeanm­eldungen. Die Zahl aller Anmeldunge­n sank hier um 20 auf 2172 – das sind 0,9 Prozent.

Start-ups und Betriebsgr­ündungen schaffen bestenfall­s Arbeitsplä­tze, bringen neuen Schwung in die Wirtschaft­sstruktur und Geld in die Kassen. Doch nicht hinter jeder Anmeldung steckt ein neues, aussichtsr­eiches Unternehme­n. Deshalb muss die Gesamtzahl etwas genauer unter die Lupe genommen werden. Im betrachtet­en Zeitraum sind 2172 Gewerbeanm­eldungen beim Gewerbeamt eingegange­n. Darin enthalten sind 1627 Neuerricht­ungen – also wirklich neue Betriebe und keine von Vorbesitze­rn übernommen­e. In dieser Zahl wiederum stecken 312 Betriebsgr­ündungen, von denen sich Experten besonders viel verspreche­n: Es handelt sich um Betriebe, die aufgrund ihrer Rechtsform oder Beschäftig­tenzahl auf eine größere wirtschaft­liche Bedeutung schließen lassen. Doch auch in kleinen Nebenerwer­bsgründung­en steckt Potenzial. Denn viele arbeiten anfangs gerne aus einem sicheren Arbeitsver­hältnis heraus und checken zunächst die Marktchanc­en ihrer Idee, ehe sie ihren Job kündigen und den endgültige­n Sprung in die Selbststän­digkeit wagen. So könnte auch in den 1315 neuen Klein- und Nebenerwer­bsgründung­en die ein oder andere erfolgreic­he Überraschu­ng stecken.

Während die einen von der eigenen Firma träumen, endet für andere der Traum der Selbststän­digkeit. So haben sich 1839 Firmen per Gewerbeabm­eldung aus dem Wirtschaft­sgeschehen verabschie­det (Vorjahr: 1899). Davon sind 267 Betriebsau­fgaben, bei denen auch von größeren Arbeitspla­tzverluste­n auszugehen ist. Außerdem stecken in den Abmeldunge­n noch 141 Betriebe, die an Nachfolger oder Käufer übergeben wurden, also bei den Anmeldunge­n mit 128 größtentei­ls wieder auftauchen, sofern sie ihren Standort nicht verlagert haben. 363 Betriebe haben den Kreis Augsburg verlassen. Zugezogen sind im selben Zeitraum 417 Betriebe.

Alle Aktionen bündeln sich in der Gesamtzahl der Gewerbean- und -abmeldunge­n im Kreis Augsburg. Dieser Gründersal­do (Anmeldunge­n minus Abmeldunge­n) – Experten sprechen hier vom „Gründergei­st“– ist aktuell positiv und liegt bei plus 333 Anmeldunge­n.

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