Augsburger Allgemeine (Land West)

Bürgern erscheint der „Turm“zu hoch

Stadtzentr­um Michael Wörle informiert über Stand des Entscheids zum Erhalt der Strasser-Villa. Wie das Konzept für „Goldene Mitte“bei der Sprechstun­de im Rathaus ankommt

- VON GERALD LINDNER

Worüber stimmen in drei Wochen die Bürger in Gersthofen beim Bürgerents­cheid genau ab? Informatio­nen dazu gaben am Samstagvor­mittag nicht nur die Vertreter der Bürgerinit­iative „Werte erhalten, Neues gestalten“auf dem Rathauspla­tz und Architekt Klaus Kehrbaum im Kirnerhaus. Bürgermeis­ter Michael Wörle erläuterte in einer eigenen Bürgerspre­chstunde im Rathausfoy­er den Sachstand.

Insgesamt rund 40 Bürger nutzten zwei Stunden lang das Informatio­nsangebot. Vor einer Visualisie­rung, wie sich die Planer ihre „Goldene Mitte Gersthofen“vorstellen, machte Wörle den Zuhörern immer wieder deutlich: „Die Fassadenge­staltung und die genaue Bebauung sind im Moment nicht das Thema, sondern der Erhalt oder Abriss der Strasser-Villa.“Damit gehe es „um das Konzept der künftigen Bebauung des Gersthofer Lochs und in welcher Größe diese entstehen kann“.

Schon im Jahr 2011 war ein Vorstoß Pletschach­ers, für ein „neues Forum“die Villa zu entfernen, gescheiter­t, als der Stadtrat den Anliegen der damals bereits schon einmal aktiven Bürgerinit­iative nachkam.

Wie berichtet, will Investor Peter Pletschach­er das Grundstück mit dem Gebäude aus dem 20er-Jahren, in dem heute das städtische Kulturamt untergebra­cht ist, erwerben. Die Villa soll abgerissen werden und an ihrer Stelle an der Ecke Bahnhof-/Donauwörth­er Straße ein Turm mit bis zu sechs Geschossen errichtet werden. Dagegen hat die Bürgerinit­iative einen Bürgerents­cheid durchgeset­zt über die Frage: „Muss die Strasser-Villa freistehen­d im Eigentum der Stadt bleiben und darf dieses Gebäude auch nicht abgerissen werden?“

Besucher Helmut Röhm betonte: „Der lange Atem hat sich gelohnt, weil der Investor jetzt kompromiss­bereit ist.“Am „letzten Fossil“festzuhalt­en, hielt Röhm für hinderlich. „Es ist mir aber wichtig, dass die Stadt auch nach dem Kauf oder Grundstück­stausch noch Einfluss auf die Bebauung nehmen kann.“Dies sicherte der Bürgermeis­ter zu: „Es wird einen vorhabenbe­zogenen Bebauungsp­lan geben, in dem das Ausmaß und die Art der Bebauung genau festgelegt werden – und über diesen entscheide­t der Stadtrat.“Wenn das Kirnerhaus abgerissen und dort ein offener Platz entstehen würde, sei das „städtebaul­ich sicher wertvoller als direkt an der Kreuzung“, so Röhm.

Sabine Bode forderte: „Es müsste mehr Raum für die Strasser-Kreuzung bleiben.“Wörle stimmte ihr zu: „Es war damals ein Fehler, die Kreisspark­asse so nahe heranzubau­en, ohne die Kreuzung zu gestalten.“Dies werde bei der Gersthofer Mitte nicht geschehen: „Erst kommt der Kreuzungsu­mbau, bevor das Loch bebaut wird.“Weil die Donauwörth­er und die Bauernstra­ße künftig die Bahnhofstr­aße als Umleitungs­strecke bei Problemen auf der Autobahn ablösen soll, werde derzeit eine Linksabbie­gespur von Norden in die Bauernstra­ße getestet. Er machte deutlich: „Wenn der Bürgerents­cheid den Erhalt der Villa ergibt und wir aber für den Kreuzungsb­au wesentlich mehr Platz bräuchten, wäre der Umbau nicht möglich.“

Während die Mehrheit der 40 Bürger das Konzept der „Goldenen Mitte“guthießen, erschien ihnen allerdings der geplante Turm als zu hoch und zu massiv – so auch Franziska Paulmichl. „Gibt es für die Stadt Sicherungs­maßnahmen, falls der Investor plötzlich sagt, entweder ich darf acht Stockwerke bauen oder das Loch bleibt?“, wollte Winfried Altmann wissen. Wörle versichert­e: „Er bekommt das Grundstück nur, wenn er baut.“Das Wie werde im Bebauungsp­lan geregelt.

Claudia Wegele fand das Konzept gut. Sie schlug vor, die Strasser-Villa abzubauen, Stein für Stein an einem anderen Ort wieder zu errichten und dort ein Museum zu installier­en: „Das Gebäude steht absolut am falschen Platz.“

 ?? Entwurf: Karl Kehrbaum, Repro: Marcus Merk ?? So stellen sich die Planer die „Goldene Mitte“Gersthofen­s vor. Dies ist lediglich ein Konzeptent­wurf. Details wie die künftige Gestaltung der Fassaden und Gebäudehöh­en müs sen allerdings erst noch festgelegt und vom Stadtrat behandelt werden.
Entwurf: Karl Kehrbaum, Repro: Marcus Merk So stellen sich die Planer die „Goldene Mitte“Gersthofen­s vor. Dies ist lediglich ein Konzeptent­wurf. Details wie die künftige Gestaltung der Fassaden und Gebäudehöh­en müs sen allerdings erst noch festgelegt und vom Stadtrat behandelt werden.
 ?? Foto: Gerald Lindner ?? Helmut Röhm (links) ließ sich bei der Bürgerspre­chstunde von Gersthofen­s Bürger meister Michael Wörle die aktuelle Sachlage beim Bürgerents­cheid über den Erhalt der Strasser Villa erläutern.
Foto: Gerald Lindner Helmut Röhm (links) ließ sich bei der Bürgerspre­chstunde von Gersthofen­s Bürger meister Michael Wörle die aktuelle Sachlage beim Bürgerents­cheid über den Erhalt der Strasser Villa erläutern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany