Augsburger Allgemeine (Land West)
Hier glänzt die Fassade aus Gundelfingen
Nachbarschaft Die Firma Gartner hat für die Elbphilharmonie ein einmaliges Konzept umgesetzt
Jetzt ist sie in aller Munde, die Elbphilharmonie. Nach etlichen Jahren der Planung wurde sie nun endlich feierlich eröffnet. Das ist nicht nur in Hamburg ein Grund zu feiern, sondern auch in Gundelfingen. Denn die Josef Gartner GmbH ist mit verantwortlich für das, was auf den ersten Blick am ehesten hervorsticht: die aufwendige Glasfassade.
Die Mitarbeiter von Gartner haben die Korken schon längst knallen lassen. Das letzte Fassadenelement haben sie vor ein paar Monaten eingebaut und Anfang Dezember wurden sie zu einem Konzert in die Elbphilharmonie eingeladen. „Ich konnte zwar selbst nicht teilnehmen, aber ich habe von allen Seiten gehört, wie hervorragend die Akus- tik sein soll“, erzählt Jürgen Wax, Geschäftsführer bei Gartner. Um noch mehr Mitarbeitern zu ermöglichen, das fertiggestellte Bauwerk zu besichtigen, hat die Firma zur Weihnachtsfeier eine Reise nach Hamburg inklusive Konzertkarten versteigert. „Darum haben sich alle gerissen“, sagt Wax. Inzwischen ist der Stolz über das gelungene Projekt groß. Doch der Bau der Elbphilharmonie verlief nicht reibungslos. Die anfangs für 2010 geplante Eröffnung hat sich verzögert. Die Gundelfinger Firma habe pünktlich geliefert, sagt Wax. Durch die Verzögerung seien seiner Firma keine Probleme entstanden.
Die Pläne für die Elbphilharmonie standen schon 2007. Die Firma Gartner wollte etwas Einmaliges erschaffen. Die Hauptfassade aus Isolierglas ist aus 650 Elementen zusammengesetzt. Einige Scheiben sind bis zu fünf Meter hoch und 2,30 Meter breit. Jede wurde bei 600 Grad Celsius exakt gebogen.
Die unterschiedlichen Wölbungen sind es, die dem Gebäude ein besonders interessantes Äußeres verleihen. Sie reflektieren das Licht auf unterschiedliche Weise – je nach Tageszeit und Wetterlage. Nicht nur das Lichtspiel ist schön anzusehen, die Scheiben wurden außerdem mit einem Punkteraster aus Chrom bedruckt, das verschiedene Muster bildet.
Hingucker sind auch die kleinen Balkone. Die Elemente werden aufgrund ihrer halbrunden Formen „Stimmgabeln“genannt. Nicht nur ihr Aussehen macht sie besonders, sondern auch das Material, aus dem sie sind: Glasfaserverstärkte ge- wölbte Kunststoffgehäuse wurden der Firma zufolge zum ersten Mal in einer Fassade verwendet.
Wer eine dieser Stimmgabeln genauer betrachten will, muss nicht bis nach Hamburg. In einem Ausstellungsraum der Gundelfinger Firma steht einer dieser kleinen Balkone. Besucher können ihn sich bei einem Rundgang durch die Firma ansehen.
Für die Firma Gartner hat die Elbphilharmonie große Bedeutung. Sie ist das erste Projekt in Deutschland, das viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Bislang waren die Gundelfinger vor allem im Ausland unterwegs. Im Saudi-arabischen Riad hat Gartner an vier Hochhäusern mit einer Fassadenfläche von 130000 Quadratmetern mitgebaut. Eine weitere Herausforderung war ein 250 Meter hoher Wolkenkratzer in Moskau-City, der wie eine Spirale aussehen sollte. Am 1. Mai 2015 eröffnete in New York das Whitney Museum of American Art – die Fassade aus Stahl, Aluminium und Glas hat die Gundelfinger Firma gebaut.
Zurzeit fertigt Gartner für das Gebäude „22 Bishopsgate“, den zweithöchsten Wolkenkratzer Londons, eine Closed-Cavity-Fassade. Der Begriff beschreibt eine Art Zweite-Haut-Fassade und ist derzeit laut Wax eine wichtige Innovation der Firma: „Wir haben diesen energieeffizienten Fassadentyp zur Marktreife entwickelt. Die Produktion der Elemente läuft aktuell in Gundelfingen an.“