Augsburger Allgemeine (Land West)

Hier glänzt die Fassade aus Gundelfing­en

Nachbarsch­aft Die Firma Gartner hat für die Elbphilhar­monie ein einmaliges Konzept umgesetzt

- VON KATRIN FISCHER

Jetzt ist sie in aller Munde, die Elbphilhar­monie. Nach etlichen Jahren der Planung wurde sie nun endlich feierlich eröffnet. Das ist nicht nur in Hamburg ein Grund zu feiern, sondern auch in Gundelfing­en. Denn die Josef Gartner GmbH ist mit verantwort­lich für das, was auf den ersten Blick am ehesten hervorstic­ht: die aufwendige Glasfassad­e.

Die Mitarbeite­r von Gartner haben die Korken schon längst knallen lassen. Das letzte Fassadenel­ement haben sie vor ein paar Monaten eingebaut und Anfang Dezember wurden sie zu einem Konzert in die Elbphilhar­monie eingeladen. „Ich konnte zwar selbst nicht teilnehmen, aber ich habe von allen Seiten gehört, wie hervorrage­nd die Akus- tik sein soll“, erzählt Jürgen Wax, Geschäftsf­ührer bei Gartner. Um noch mehr Mitarbeite­rn zu ermögliche­n, das fertiggest­ellte Bauwerk zu besichtige­n, hat die Firma zur Weihnachts­feier eine Reise nach Hamburg inklusive Konzertkar­ten versteiger­t. „Darum haben sich alle gerissen“, sagt Wax. Inzwischen ist der Stolz über das gelungene Projekt groß. Doch der Bau der Elbphilhar­monie verlief nicht reibungslo­s. Die anfangs für 2010 geplante Eröffnung hat sich verzögert. Die Gundelfing­er Firma habe pünktlich geliefert, sagt Wax. Durch die Verzögerun­g seien seiner Firma keine Probleme entstanden.

Die Pläne für die Elbphilhar­monie standen schon 2007. Die Firma Gartner wollte etwas Einmaliges erschaffen. Die Hauptfassa­de aus Isoliergla­s ist aus 650 Elementen zusammenge­setzt. Einige Scheiben sind bis zu fünf Meter hoch und 2,30 Meter breit. Jede wurde bei 600 Grad Celsius exakt gebogen.

Die unterschie­dlichen Wölbungen sind es, die dem Gebäude ein besonders interessan­tes Äußeres verleihen. Sie reflektier­en das Licht auf unterschie­dliche Weise – je nach Tageszeit und Wetterlage. Nicht nur das Lichtspiel ist schön anzusehen, die Scheiben wurden außerdem mit einem Punkterast­er aus Chrom bedruckt, das verschiede­ne Muster bildet.

Hingucker sind auch die kleinen Balkone. Die Elemente werden aufgrund ihrer halbrunden Formen „Stimmgabel­n“genannt. Nicht nur ihr Aussehen macht sie besonders, sondern auch das Material, aus dem sie sind: Glasfaserv­erstärkte ge- wölbte Kunststoff­gehäuse wurden der Firma zufolge zum ersten Mal in einer Fassade verwendet.

Wer eine dieser Stimmgabel­n genauer betrachten will, muss nicht bis nach Hamburg. In einem Ausstellun­gsraum der Gundelfing­er Firma steht einer dieser kleinen Balkone. Besucher können ihn sich bei einem Rundgang durch die Firma ansehen.

Für die Firma Gartner hat die Elbphilhar­monie große Bedeutung. Sie ist das erste Projekt in Deutschlan­d, das viel Aufmerksam­keit auf sich gezogen hat. Bislang waren die Gundelfing­er vor allem im Ausland unterwegs. Im Saudi-arabischen Riad hat Gartner an vier Hochhäuser­n mit einer Fassadenfl­äche von 130000 Quadratmet­ern mitgebaut. Eine weitere Herausford­erung war ein 250 Meter hoher Wolkenkrat­zer in Moskau-City, der wie eine Spirale aussehen sollte. Am 1. Mai 2015 eröffnete in New York das Whitney Museum of American Art – die Fassade aus Stahl, Aluminium und Glas hat die Gundelfing­er Firma gebaut.

Zurzeit fertigt Gartner für das Gebäude „22 Bishopsgat­e“, den zweithöchs­ten Wolkenkrat­zer Londons, eine Closed-Cavity-Fassade. Der Begriff beschreibt eine Art Zweite-Haut-Fassade und ist derzeit laut Wax eine wichtige Innovation der Firma: „Wir haben diesen energieeff­izienten Fassadenty­p zur Marktreife entwickelt. Die Produktion der Elemente läuft aktuell in Gundelfing­en an.“

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Fotos: Cordelia Ewerth Am 11. Januar wurde die Elbphilhar­monie in Hamburg eröffnet. Die Josef Gartner GmbH aus Gundelfing­en hat die Fassade für das Gebäude geliefert.
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Im Ausstellun­gsraum in Gundelfing­en ist noch eine Stimmgabel geblieben.

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