Augsburger Allgemeine (Land West)

Trumps Maggie heißt May

Hintergrun­d Die britische Premiermin­isterin will ihr Land nach dem Brexit neu ausrichten. Dafür braucht sie den US-Präsidente­n. Knüpft sie an eine alte Freundscha­ft an oder unterwirft sie sich?

- VON KATRIN PRIBYL

London Für die britische Premiermin­isterin Theresa May haben sich die Mühen der letzten Wochen ausgezahlt: Der neue US-Präsident Donald Trump empfängt sie am Freitag als ersten ausländisc­hen Staatsgast in Washington. Er soll sie sogar schon „meine Maggie“genannt haben. Spielte er damit auf das legendär gute Verhältnis zwischen Margaret Thatcher und Ronald Reagan in den 80er Jahren an? Die beiden verband tatsächlic­h seit ihrem ersten Treffen eine tiefe politische Freundscha­ft. Bis dahin dürfte es bei den amtierende­n Regierungs­chefs allerdings noch ein weiter Weg sein.

Viele Briten zeigten sich ob des bevorstehe­nden Treffens dennoch versöhnt. Immerhin stand ihre Regierungs­chefin nach Trumps Wahl im November auf seiner Anrufliste lediglich an zehnter Stelle – was auf der Insel für einige Verstimmun­g gesorgt hatte. Zu stolz ist man auf jene „besondere Beziehung“zu den USA, die die Briten seit den Tagen von Winston Churchill beschwören – zum Leidwesen zahlreiche­r Beobachter meist einseitig.

May aber ist nach dem EU-Austritt auf ein bilaterale­s Handelsabk­ommen mit den Amerikaner­n angewiesen, das der Republikan­er bereits in Aussicht gestellt hat. Als er das in einem Interview bekräftigt­e, war die Erleichter­ung in Downing Street bis in die schottisch­en Highlands zu spüren. Anderersei­ts warnen Beobachter vor Naivität im Umgang mit einem US-Präsidente­n, der bekanntlic­h die Parole „Amerika zuerst“ausgab: „Was immer May an Einzelheit­en mit Trump besprechen wird, sie sollte das größere Ziel im Blick behalten, sich für den Freihandel und gegen den Protektion­ismus einzusetze­n“, schrieb die britische Tageszeitu­ng The Times. Der Economist findet, die Britin solle nicht nach Trumps Beifall streben, sondern nach Respekt. Und der Guardian wird sogar noch deutlicher: „Wieder und wieder erniedrigt sich London selbst in seiner Verzweiflu­ng, von Washington wahrgenomm­en zu werden“– ganz gleich, wie entsetzlic­h der Amtsinhabe­r sei.

Denn während andere europäisch­e Politiker den Republikan­er offen kritisiert oder zumindest leise vor ihm gewarnt haben, hielt sich May zurück. Im Dezember schickte sie ihre zwei engsten Mitarbeite­r für Vorgespräc­he nach New York. Im Januar traf sich Außenminis­ter Boris Johnson mit Trumps Beratern. Auch dass London nach der Konferenz zum Nahost-Konflikt in Paris die gemeinsame Erklärung nicht unterschri­eb, die eine Zwei-StaatenLös­ung fordert, wurde als wohlgesonn­ener Gruß an den US-Präsidente­n interpreti­ert. Theresa May will ihr Land neu positionie­ren. Und Trump scheint der richtige Ansprechpa­rtner. Er ist Brexit-Fan und meinte, der EU-Austritt werde sich „letztlich als eine großartige Sache herausstel­len“. Doch seitens der Opposition hagelt es Kritik. Der ehemalige Vize-Premier Nick Clegg von den Liberaldem­okraten sagte, kein noch so ambitionie­rter Handelsdea­l mit den USA könne aufwiegen, was das Königreich durch den Austritt aus dem EU-Binnenmark­t direkt vor der Haustür verliere.

Auf ihre Visite in den USA angesproch­en, meinte May, sie werde Trump direkt Paroli bieten, sollte er Bemerkunge­n machen, die sie für nicht akzeptabel halte. Zugleich antwortete sie ausweichen­d auf die Frage, ob sie den Präsidente­n nach den weltweiten Protestmär­schen auch auf seine Haltung gegenüber Frauen ansprechen werde. „Das größte Statement zur Rolle von Frauen wird sein, dass ich ihn als weibliche Premiermin­isterin besuche und direkt mit ihm über unsere gemeinsame­n Interessen spreche.“Auf der Agenda stehen außerdem die Bedeutung der Nato und der gemeinsame Kampf gegen den weltweiten Terror.

Möglicherw­eise zielt Trump mit der Einladung Mays auch auf etwas ganz anderes ab. Medien zufolge könnte Königin Elizabeth II. den US-Präsidente­n, dessen verstorben­e Mutter aus Schottland stammte, noch in diesem Sommer zu einem Staatsbesu­ch einladen. Der Gang über den roten Teppich zum Palast, royaler Prunk und Pomp, Fotos mit der Queen – es wäre eine Visite, die ganz nach Trumps Geschmack sein dürfte.

Das wichtigste Ziel: Bloß Trump nicht verärgern

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Foto: Andy Rain, dpa Die Brexit Lady: Theresa May ist die erste Regierungs­chefin, die der neue amerikani sche Präsident Donald Trump empfängt.
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Archivfoto: Ron Bell, dpa Die Eiserne Lady: Margaret „Maggie“Thatcher pflegte in den 80er Jahren eine enge Freundscha­ft zum US Präsidente­n Ronald Reagan.

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