Augsburger Allgemeine (Land West)

Auch Fairness zählt

- VON DANIELA HUNGBAUR huda@augsburger allgemeine.de

Klar, für wenige Euro lässt sich kein T-Shirt, keine Hose so produziere­n, dass die Näherin noch einen anständige­n Lohn erhält. Der Trend zu immer billigerer Mode ist fatal und widerspric­ht den Bemühungen, die Modeindust­rie zu verbindlic­hen Qualitätss­tandards zu verpflicht­en. Selbst ein hoher Preis ist aber keine Garantie für fair hergestell­te Kleidung. Teuer ist nicht automatisc­h gut.

Auf gesetzlich­e Standards einigt sich leider auch das Textilbünd­nis noch nicht, das Entwicklun­gsminister Gerd Müller ins Leben gerufen hat. Dennoch ist es gut, dass Müller so hartnäckig am Thema faire Kleidung dran bleibt. Hier bewegt sich etwas. Und Tragödien wie der Einsturz der Textilfabr­ik 2013 in Bangladesc­h geraten leicht in Vergessenh­eit. Doch so wichtig politische­r Druck ist, um eine verantwort­barere Textilprod­uktion zu erreichen – eine enorme Macht besitzt auch der Verbrauche­r. Er muss im Handel und bei den Hersteller­n nachfragen, wo und unter welchen Bedingunge­n Jacke, Hemd, Kleid produziert wurden. Das ist nicht zu viel verlangt. Der Kunde kann damit zeigen, dass er keine Kleidung will, die unter ausbeuteri­schen Bedingunge­n entstanden ist. Fragt man in Geschäften nach, so ist leider oft zu hören, dass die Kunden sich für dieses Thema kaum interessie­ren. Wichtig sei vor allem der Preis. Das ist umso bedauerlic­her, da unabhängig von der moralische­n Verantwort­ung der Kunden zu bedenken ist: Der Trend zu Billigklei­dung vergrößert die Macht der Ketten. Sie beherrsche­n verstärkt das Angebot. Die Folge: Es gibt überall das Gleiche. Das aber bedeutet den Tod individuel­ler Mode.

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