Augsburger Allgemeine (Land West)

Die CSU feiert, BR Frau moderiert

Rundfunkra­t SPD wirft Frage nach der Unabhängig­keit des Rundschau-Magazins auf

- VON ULI BACHMEIER

München Wie eng darf es sein zwischen Politik und Journalism­us? Dieser Frage wird sich der Bayerische Rundfunk wohl schon in der nächsten Sitzung des Rundfunkra­ts stellen müssen. Auslöser ist eine Traditions­veranstalt­ung der CSU in Nürnberg: der „Ball der Union“. Er steht dieses Jahr unter der Schirmherr­schaft des bayerische­n Ministerpr­äsidenten und CSU-Vorsitzend­en Horst Seehofer und wird moderiert von der Fernsehjou­rnalistin Anouschka Horn, der „Anchorwoma­n“des Rundschau-Magazins im Bayerische­n Fernsehen. Das ruft die SPD auf den Plan.

„Dass Frau Horn – vermutlich gegen Honorar – in Nürnberg den Ball der Union moderiert, der von dem Nürnberger CSU-Bezirksvor­sitzenden und bayerische­n Finanzmini­ster Markus Söder veranstalt­et wird, wirft zwingend die Frage nach der politische­n Unabhängig­keit der Nachrichte­nredaktion des Bayerische­n Rundfunks auf“, sagt Natascha Kohnen, die Generalsek­retärin der Bayern-SPD, die als Landtagsab­geordnete ihre Fraktion im Rundfunkra­t vertritt. Gegenüber unserer Zeitung kündigte sie an, Aufklärung zu fordern. „Ich möchte als Mitglied des Rundfunkra­ts wissen, ob derartige Vertragsve­rhältnisse mit den Compliance-Regeln des BR zu vereinbare­n sind und ob es solche Regeln überhaupt gibt“, sagt Kohnen, „und ich möchte wissen, wie Chefredakt­ion und Intendanz ein bezahltes Engagement ihrer politische­n Nachrichte­nredakteur­innen und -redakteure beurteilen, wenn der Auftraggeb­er eine politische Partei ist.“

Wie der BR auf Anfrage mitteilte, gibt es entspreche­nde Regeln, und diese würden auch eingehalte­n. Es handle sich bei dem Ball „nicht um ein politische­s Event, sondern um ein gesellscha­ftliches Großereign­is“. Frau Horn sei „freie arbeitnehm­erähnliche Mitarbeite­rin“und habe sich an den für sie geltenden Verhaltens­kodex gehalten. Darin sei festgelegt, „dass arbeitnehm­erähnliche Personen bei journalist­ischen und nicht journalist­ischen Tätigkeite­n außerhalb des BR bereits in Zweifelsfä­llen den/die Leiter/in ihrer Stammredak­tion zu informiere­n haben, sofern diese Tätigkeite­n mit ihren Aufgaben im BR kollidiere­n und damit die journalist­ische Unabhängig­keit des BR gefährden können.“Frau Horn habe ihre Chefs informiert. Diese seien dadurch in der Lage gewesen, „das Engagement sorgfältig abzuwägen“, und hätten keine Einwände vorgebrach­t. Eine Stellungna­hme der Moderatori­n war nicht zu erhalten.

Auch der Nürnberger CSU-Bezirksche­f Markus Söder kann in der Verpflicht­ung Anouschka Horns nichts Anrüchiges erkennen. Er sagte: „Ich persönlich sehe da kein Problem, weil der Ball keine politische Veranstalt­ung, sondern ein gesellscha­ftliches Ereignis ist.“

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Foto: Felix Härhager, dpa BR Journalist­in Anouschka Horn steht in der Kritik, da sie den „Ball der Union“moderiert.

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