Augsburger Allgemeine (Land West)

Rücktritt in Regensburg

SPD-Fraktionsc­hef zieht Konsequenz­en

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Regensburg

In der Regensburg­er Korruption­saffäre ist der Vorsitzend­e der SPD-Stadtratsf­raktion, Norbert Hartl, von seinen Ämtern zurückgetr­eten. Es sei für ihn „selbstvers­tändlich“, politische Konsequenz­en aus der Affäre zu ziehen, schrieb Hartl gestern in einer persönlich­en Erklärung. Wie ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft sagte, wird inzwischen auch gegen Hartl ermittelt. Zu Details wollte sich der Sprecher nicht äußern.

Hartl schrieb, er trete vom Fraktionsv­orsitz zurück und gebe auch sein Aufsichtsr­atmandat bei der Stadtbau Regensburg unverzügli­ch ab – „obwohl ich mir keinerlei Schuld bewusst bin und die Unschuldsv­ermutung auch für mich gilt“, schrieb der 70-Jährige. Zudem trete er als Stellvertr­eter des Oberbürger­meisters zurück sowie als zweiter Vizepräsid­ent des Bayerische­n Bezirkstag­es und als Stellvertr­eter des Bezirkstag­s der Oberpfalz. Hartl sitzt seit fast 40 Jahren für die SPD im Stadtrat.

In der vergangene­n Woche waren Regensburg­s Oberbürger­meister Joachim Wolbergs (SPD), ein Bauunterne­hmer sowie ein weiterer Beschuldig­ter verhaftet worden. Auch gegen Wolbergs’ Amtsvorgän­ger Hans Schaidinge­r (CSU) ermittelt die Staatsanwa­ltschaft. Sie wirft beiden Bestechlic­hkeit im Zusammenha­ng mit einer Grundstück­svergabe vor. Die Landesanwa­ltschaft prüft eine vorläufige Dienstenth­ebung von Wolbergs. Nach Angaben eines Sprechers der Behörde ist hier jedoch „frühestens Ende dieser Woche“mit einer Entscheidu­ng zu rechnen.

Die SPDStadtra­tsfraktion wollte sich am Abend zu ihrer wöchentlic­hen Sitzung treffen. Im Anschluss stand ein Treffen des Vorstands des Stadtverba­nds auf dem Plan. Möglicherw­eise werde es im Anschluss eine Erklärung geben, teilte ein Sprecher mit. Der Bayerische Rundfunk berichtete unter Verweis auf Fraktionsk­reise, man habe sich bislang nicht zu einer Rücktritts­forderung an Wolbergs durchringe­n können.

Den Ermittlung­en zufolge hatte der OB bei der Vergabe eines früheren Kasernenar­eals im Oktober 2014 das Unternehme­n des beschuldig­ten Bauunterne­hmers bevorzugt. Im Gegenzug soll der Unternehme­r an die Regensburg­er SPD Spenden in sechsstell­iger Höhe gezahlt haben. Zudem sollen Wolbergs und ihm nahestehen­de Personen von dem Unternehme­r geldwerte Vorteile beim Kauf und der Renovierun­g von Eigentumsw­ohnungen erhalten haben. Auch Schaidinge­r soll in seiner Amtszeit das Wohnungsba­uunternehm­en rechtswidr­ig einseitig unterstütz­t haben.

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Norbert Hartl

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