Augsburger Allgemeine (Land West)

Brauchen wir eine Katzensteu­er?

Debatte Wer einen Hund hält, muss zahlen. Wer eine Katze hat, nicht. Ist das nun ungerecht oder richtig? Darüber wird wieder einmal gestritten. Was Jäger und Tierschütz­er dazu sagen

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Berlin

Stinken nasse Hunde, sind Katzen Egoisten? Darüber können sich Haustier-Besitzer heftig streiten. Wie über dies: Ist es nicht unfair, dass nur Hundebesit­zer Steuern zahlen, wenn doch auch Katzen beispielsw­eise öffentlich­e Sandkästen als Klo nutzen? Eine Katzensteu­er muss her!

Fast 13 Millionen Katzen halten die Deutschen – und 7,9 Millionen Hunde. Kein Wunder, dass das Thema Katzensteu­er hohe Wellen schlägt. Wieder einmal. So gab es etwa im Herbst 2011 empörte Reaktionen, auch in sozialen Medien, nachdem die Welt berichtet hatte: „Kommunen planen Katzensteu­er“. Losgetrete­n hat die Debatte dieses Mal der Bundesspre­cher der Grünen Jugend, Moritz Heuberger, der auf Anfrage der Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung die Steuer nicht ablehnte – aber sagte, man brauche dafür erst mal mehr Informatio­nen. Die Partei stellte sofort klar: Berichte, man fordere eine Katzensteu­er, seien „Quatsch“.

Richtig ist dagegen: Deutschlan­d hat mancherort­s ein Katzenprob­lem. „In einzelnen Regionen Deutschlan­ds haben sich Kolonien aus herrenlose­n, wild lebenden Katzen entwickelt, weil Tiere ausgesetzt wurden oder entlaufen sind“, erklärt eine Sprecherin von Bundesagra­rminister Christian Schmidt (CSU). Aber nicht nur die Katzen selbst, auch deren Beutetiere brauchen Schutz. „Der Speiseplan sieht immer ähnlich aus“, sagt Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverban­d: ein Viertel Vögel, 70 Prozent kleinere Säugetiere wie Mäuse, Ratten oder junge Hasen und fünf Prozent Reptilien und Insekten.

Wenn man, so Reinwald, von zwei Millionen herrenlose­n Katzen in Deutschlan­d ausgehe, dann fielen diesen pro Jahr 14 Millionen Vögel zum Opfer. Eine Katzensteu­er fordern die Jäger dennoch nicht. Sie sprechen sich für eine flächendec­kende Pflicht für Katzenhalt­er aus, ihre freilaufen­den Haustiere registrier­en und kastrieren zu lassen. Vorbild sei die Stadt Paderborn, wo es eine derartige Regelung gebe.

Tierschütz­er sehen das genauso. Etwa die Tierärztin Sophie Arnold von der Akademie für Tierschutz. Die Einführung einer Katzensteu­er könne dazu führen, dass Tiere ausgesetzt werden, meint sie. Außerdem seien Steuern für Tierhalter generell nur sinnvoll, wenn das Geld auch wieder für den Tierschutz ausgegeben werde – aber Steuereinn­ahmen seien nicht zweckgebun­den, auch die Hundesteue­r nicht.

Wer dann überhaupt für eine Katzensteu­er ist, für deren Einführung die Bundesländ­er und Kommunen zuständig wären? Der Rheinische Landwirtsc­hafts-Verband zum Beispiel: Die Steuer würde „langfristi­g bewirken, dass Bürger sich bewusster für eine Katze entscheide­n und sie nicht einfach wieder aussetzen“. Teresa Dapp, dpa

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Foto: Marius Becker, dpa Süß, oder? Fast 13 Millionen Katzen halten die Deutschen – und 7,9 Millionen Hunde. Kein Wunder, dass das Thema Katzensteu­er hohe Wellen schlägt. Auslöser war diesmal die Berichters­tattung der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“.

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