Augsburger Allgemeine (Land West)

Amateure proben Aufstand gegen DFB

Fußball Unterhachi­ngs Ex-Präsident Kupka kritisiert Verbandsbo­ss Grindel und die Macht der Liga scharf. Mit einer Aktionsgem­einschaft will er die Basis stärken. Worum es letztlich geht

- VON JOHANNES GRAF „Die mauscheln das aus.“ Engelbert Kupka über DFB und DFL

Augsburg

Wenn es um den Deutschen Fußball-Bund (DFB) geht, wird Engelbert Kupka ärgerlich. Er stört sich an dessen Geschäftsg­ebaren und Gepflogenh­eiten. Daran, dass die da oben, der DFB also, mit denen da unten, den Amateuren, nichts mehr gemein haben. Kupka poltert los: „Da ist so viel aus den Fugen geraten. Im Amateurber­eich brennt es hinten und vorne. Was bilden sich diese Herren eigentlich ein?“

Seit Monaten kritisiert der ehemalige Präsident der SpVgg Unterhachi­ng die Verbandssp­itze, die sich kaum um die Belange der Basis kümmere. Sollte sie aber, meint Kupka, schließlic­h vertrete der DFB die Amateure. „Sie predigen Respekt, Hilfsberei­tschaft und Harmonie, leben das aber nicht vor. Vor allem wollen sie Ruhe im Stall.“Bei Kupka hat sich einiges angestaut. Generell stört er

sich am Einfluss, den die Deutsche Fußball-Liga (DFL) auf den DFB nimmt. Konkret wird Kupka beim Grundlagen­vertrag, den die Organsisat­ionen im vergangene­n Herbst bis 2023 verlängert haben. Dieser sei ungerecht und auf dem Bundestag diskussion­slos durchgewun­ken worden, moniert Kupka und fügt hinzu: „Die mauscheln das aus.“

Dem DFB garantiert der Kontrakt drei Prozent der DFL-Einnahmen aus Ticketverk­auf und Verwertung der TV- und Radiorecht­e. Zudem soll die Vereinbaru­ng, so stellt es der DFB dar, den Amateurfuß­ball stärker unterstütz­en. In Zahlen: Der DFB zahlt fünf Millionen Euro an die Landesverb­ände und zusätzlich drei Millionen Euro für „Rahmenbedi­ngungen an der Basis“. Die DFL schüttet zweckgebun­den 2,5 Millionen Euro für konkrete Projekte aus.

Kupka ist dies entschiede­n zu wenig. Er fordert zehn Prozent der DFL-Einnahmen und will die Laufzeit des Grundlagen­vertrags ändern. 2021 wird die DFL neue, wahrschein­lich teurere TV-Verträge aushandeln. Kupka beruft sich auf Paragraf 11 im Grundlagen­vertrag. Demnach kann der Vertrag wäh- rend seiner Laufzeit angepasst werden, sollte sich bei einem Beteiligte­n eine „nachteilig­e wirtschaft­liche Veränderun­g“ergeben. Für Kupka ist das der Fall. „Die Fernsehgel­der verändern sich so stark, die Amateure werden abgeschnit­ten.“

Am Samstag ist Kupka 78 Jahre alt geworden. Fast vier Jahrzehnte engagierte sich der Jurist und CSUPolitik­er ehrenamtli­ch bei der SpVgg Unterhachi­ng, nun prangert er Missstände an, denen er während dieser Zeit begegnet ist: Vereine plagen Geldsorgen, verfügen über zu wenig Ehrenamtli­che, lösen sich auf und Zuschauer bleiben Amateurspi­elen fern. Im Gegenzug erhöhen sich die TV-Präsenz der Profis, der bürokratis­che Aufwand und die Verbandsab­gaben. Kupka erklärt, es passe nicht zusammen, wenn ein Verein an einem Bundesliga-Sonntag 25 Euro einnehme, allein der Schiedsric­hter aber 23,50 koste.

Wütend wird Kupka, wenn er an die „Sternensch­miede“denkt, die Nachwuchsa­kademie des DFB, die in Frankfurt für rund 150 Millionen Euro entstehen soll. Kupka wüsste, was er mit dem Geld anfangen würde, und nennt hauptamtli­che Jugendleit­er als Beispiel. „Bei uns finden Integratio­n und Erziehung statt. Das sollte geschätzt werden.“

Als der Bayerische Fußball-Verband (BFV) einen Klub aus der Nähe für einen Formfehler bestrafte, war für Kupka das Maß voll. Seitdem organisier­t er, mit 13 Vereinsprä­sidenten an seiner Seite, den Widerstand. Er beschränkt sich nicht mehr darauf, BFV-Präsident Rainer Koch und DFB-Chef Reinhard Grindel postalisch oder über Medien anzugreife­n. Hunderte Vereine in Deutschlan­d hat Kupka per E-Mail angeschrie­ben, am Donnerstag will er in Garching die Aktionsgem­einschaft „Rettet die Amateurver­eine“gründen. Erwartet werden unter anderem Vertreter des FC Internatio­nale, eines Landesligi­sten aus Berlin. In der Hauptstadt machen diese gegen amateursch­ädliche Politik und Profisport-Lobbyismus mobil.

Kupka hofft, endlich gehört zu werden. Seine Erfolgsaus­sichten will er nicht beurteilen, stattdesse­n sagt er: „Die Frage ist, ob man zusieht oder der falschen Entwicklun­g entgegentr­itt.“

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Foto: Andreas Gebert, dpa Die Fußball Bundesliga ist ein Milliarden­geschäft. Davon profitiere­n wollen die Amateurver­eine. Sie beschweren sich über die Verteilung der TV Gelder, die nicht angepasst werden.
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