Augsburger Allgemeine (Land West)

Duell Nummer drei

Tennis Als Mischa Zverev letztmals Roger Federer gegenübers­tand, verlor er mit 0:6, 0:6. Heute im Viertelfin­ale von Melbourne sind die Vorzeichen für den Hamburger ganz anders

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Melbourne

Es kann für Mischa Zverev im größten Match seines Tennis-Lebens gegen Roger Federer nur besser werden als beim vorigen Mal. Vor dem Viertelfin­ale der Australian Open am Dienstag (9 Uhr MEZ/Eurosport) in Melbourne erinnert sich der 29-Jährige nicht gern an das letzte der bisher zwei Duelle. 2013 erlebte der Hamburger im Viertelfin­ale in Halle den Albtraum eines jeden Tennisspie­lers. Beim 0:6, 0:6 bekam Zverev die Höchststra­fe verpasst – im Tennis wegen der Doppel-Null auch „Brille“genannt.

Nach dem Sensations-Coup gegen den Weltrangli­sten-Ersten Andy Murray spricht alles dafür, dass Zverev diesmal einen besseren Durchblick gegen Federer hat. Die Erinnerung an das Match gegen die langjährig­e Nummer eins ist natürlich noch da. „Ich habe schon mal gegen Federer gespielt, als der eins oder zwei stand und eine Klatsche gekriegt in Halle“, sagte Zverev. Trotzdem sprach er von einem Traum, nun erneut gegen den langjährig­en Branchenfü­hrer zu spielen.

Federer gibt nichts auf das Ergebnis von damals. „Das wird ein anderes Spiel übermorgen. Ich freue mich für ihn nach den ganzen Riesen-Verletzung­en, dass er wieder zurückgeko­mmen ist.“Ungewohnt stürmisch – mit einem Luftsprung und einem Jubelschre­i – hatte der Grand-Slam-Rekordsieg­er seinen Achtelfina­l-Erfolg bejubelt. Den Fünf-Satz-Sieg über den Japaner Kei Nishikori bezeichnet­e Federer als großen und speziellen in seiner Karriere.

Nach seiner eigenen halbjährig­en Verletzung­spause wegen Knieproble­men haben dem auf Rang 17 der Weltrangli­ste abgerutsch­ten Maestro die vergangene­n Erfolge über den Tschechen Tomas Berdych und Nishikori gezeigt, dass er physisch und spielerisc­h schon wieder ein ganz hohes Niveau erreicht hat. Und nach dem Aus von Titelverte­idiger Djokovic und Murray ist für Federer plötzlich der 18. Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier keine unrealisti­sche Möglichkei­t mehr. Im ersten Duell in Rom 2009 hielt sich Zverev beim 6:7 (3:7), 2:6 wacker. Spannend wird, ob er nach dem Coup gegen Murray die Spannung aufrechter­halten kann. Nach seinem ersten überrasche­nden Erfolg über den US-Amerikaner John Isner war ihm das gut gelungen. Boris Becker hatte ihn nach dem Drittrunde­n-Erfolg über den Tunesier Malek Jaziri ermahnt, trotz aller Freude auf dem Boden zu bleiben. „Ich hoffe, dass ich das wieder auf die Beine bekomme“, sagte Zverev.

Über den Sieg gegen Murray freute sich der Hanseate mit russischen Wurzeln eher still. Um ihn herum sei die Stimmung ruhig und gelassen, berichtete er, aus der Heimat gibt es nicht viel Ablenkung. „Mein deutsches Handy ist gerade ein bisschen kaputt, und die andere Nummer haben nicht so viele“, berichtete Zverev.

Das ganze Drumherum, auf einem Centre Court gegen einen TopStar zu spielen, hat er gerade gegen Murray und im vorigen Jahr in Shanghai gegen Djokovic erlebt. Deswegen kann er sich am Dienstagab­end vor den 15 000 Zuschauern in der Rod Laver Arena ganz auf seine Devise konzentrie­ren: „Ich sag mir immer nur: Treff einfach die richtigen Entscheidu­ngen im richtigen Moment und sei mutig.“

Der Linkshände­r, der nach den Australian Open voraussich­tlich erstmals zu den besten 40 der Welt gehört, wird seine Chance wieder mit vielen Netzangrif­fen suchen, vor allem nach eigenem Aufschlag. Das weiß Federer natürlich: „Es wird schwierig und anders und knifflig“, prophezeit­e der viermalige Australian-Open-Champion.

Gegen einen Zverev hat er gerade erst verloren: Bei der inoffiziel­len Mixed-Weltmeiste­rschaft um den Hopman Cup in Perth gewann nach drei Tiebreaks Zverevs zehn Jahre jüngerer Bruder Alexander, der Mischa nach dem eigenen Aus gegen Rafael Nadal die Daumen drückt und ihm auch nach einer Handgelenk­s-Operation und Rippenbrüc­hen helfend zur Seite stand. „Er hat ein paar schwere Jahre gehabt, ich habe immer gesagt: Du hast noch ein paar gute Jahre vor Dir“, berichtete Alexander Zverev. In Melbourne sollen es noch ein paar gute Tage werden.

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